Alex Lukeman. Nick Carter, ehemaliger Aufklärungs-Marine, arbeitet für das PROJECT,
eine geheime Einheit zur Bekämpfung des Terrorismus. Selena Connor ist
eine Sprachwissenschaftlerin, die sich in einer gnadenlosen Welt der
Politik und Spionage wiederfindet, nachdem ihr immens reicher Onkel
wegen eines 2000 Jahre alten Buches, das das Geheimnis für ein Elixier
enthalten soll, mit dem man unsterblich werden kann. Carter
erhält den Auftrag, die Frau zu schützen und das Buch
wiederzubeschaffen, bevor es Amerikas Feinde in die Hände bekommen. Das
führt sie zu einer wilden und gefährlichen Jagd an internationalen
Schauplätzen - immer gewaltbereite Kämpfer auf den Fersen.
Nach
dem Mord an ihrem Onkel, einem Multi-Millionär mit Beziehungen zu
höchsten Kreisen in Politik und Wirtschaft, muss auch Selena Connor um
ihre Sicherheit bangen. Auf Regierungsebene entschließt man sich, den
eher freischaffenden Agenten Nick Carter wieder aus seinem
selbstgewählten Exil zu lotsen, in das er sich nach einigen haarigen
Aufträgen, bei denen er schwere Verletzungen davongetragen hat und der
auch noch den Tod seiner Verlobten Megan verdauen muss, zurückgezogen
hat, um nie wieder für die Männer hinter der Organisation arbeiten zu
müssen. Ein erstes Briefing kann ihn doch überzeugen und so wird er der
Security-Mann der Professorin, die sich als erstaunlich jung, reich und
gutaussehend entpuppt - und auch als Ziel für Angriffe. Als sie auf dem
Highway unterwegs zu Connors Haus sind, werden sie von zwei Wagen
eingebremst und dann beschossen. Mit einigen halsbrecherischen Manövern
können sie die Angreifer erst abschütteln und später in einem hitzigen
Showdown einige davon auch töten. Der Rest haut ab. Nun werden die
Ermittlungen anhand der Erkenntnisse, die man durch Auswertung diverser
Kameras, die am Highway aufgestellt waren, ausgewertet und einige
Chinesen als Täter identifiziert. Deren Konsulat weiß selbstverständlich
von nix. Weitere Spuren führen nach Kalifornien, wo die Familie der
Connors noch ein altes Grundstück hat, auf dem sie durch Goldfunde beim
Rush um 1850 rum ihren Reichtum begründet hat. Es existiert sogar noch
eine alte, aufgelassene Mine. Vielleicht hat der Onkel ja dort Hinweise
versteckt. Doch auch die Feinde wissen von dem Ort und setzen prompt ein
Team auf die zwei Verfolgten an. Die können zwar auch dieser Falle
entkommen, müssen dann aber feststellen, dass diverse Fährten und Belege
sie zu internationalen Schauplätzen führen, die aber auch die Gefahr
getötet zu werden, immer mehr erhöhen.
Anfangen tut "Project:
Weisser Jade" recht konventionell. Reiches Mitglied der Gesellschaft
wird getötet und die Geheimdienste und Politiker lassen alles stehen und
liegen, um der natürlich wunderschönen, superreichen und
unübertrefflich intelligenten Nichte zu helfen, den Fall zu klären. Der
Sidekick Nick ist auch nicht der neueste Charakter im Genre.
Ausgebrannt, mit nem Packen Drama aufm Buckel, aber gleich fasziniert
von Connor. Klingt jetzt nicht gerade nach wirklich lesenswerter Kost -
hatte ich mir auch erst so gedacht. Ändert sich bald. Das Tempo zieht
an, die Verfolgungsjagd auf dem Highway hat es in sich. Kurz danach gibt
es den meiner Meinung nach letzten Mangel in der Geschichte. Im
(gescheiterten) Versuch, die Lady als ultracool und supertough dastehen
zu lassen, darf Nick seinen Gedanken freien Lauf lassen und sie
bewundern, dass sie inmitten von massenweise Patronenhülsen und Leichen
nicht ausflippt und zetert, sondern zuerst an ihren lädierten Mercedes
denkt. Cool und tough? Hat bei mir nicht funktioniert. Ich fand sie ne
elitäre Kuh und menschenverachtend. Ach was, die paar Toten, aber der Lack
von meinem Auto hat nen Kratzer. Nein, nicht cool. Das war es auch
schon, denn jetzt steigert sich die Story in einen rasanten und
gelungenen Mix aus Abenteuern Marke Schatzsuche, mit Ortswechseln und
Rätseln, die an einige andere literarische Schnitzeljagden erinnern, die
man aufgrund des Tempos und des Verzichts jetzt ausufernd rumzupalavern
und sich selbst zu beweihräuchern vielen anderen vorziehen kann. Pausen
gibt es nur bei kurzen Flashbacks von Nick hinsichtlich früherer
Ereignisse und dem Ableben seiner früheren Verlobten Megan, sonst bleibt es bei Feuer frei.
Und wer sich in der Inhaltsangabe schon am Wort "Unsterblichkeit"
gestoßen und als Leser daher auch recht schnell wegen zu wenig
Realitätsnähe das Buch aufgegeben hat, konnte zwar nicht ahnen, was er
da verpasst, sollte aber daraus lernen, dass man die Bücher doch bis zum
Finale lesen sollte, um sich ein Urteil bilden zu können. Wobei ich eh
bei solchen Schnitzeljagden und Realität immer wieder verwundert bin,
wie ein Dan Brown eine derartige Verehrung für seine Geschichten um
Robert Langdon erfahren kann. Besonders die letzten beiden Werke von ihm
waren üble Schnarcher (Wozu die Besetzung mit Tom Hanks für die
Verfilmungen aber wiederum passt), bei denen nur ein bisschen
Lokalkolorit und ein Reiseratgeber den Großteil der Werke ausgemacht hat
und in einem sogar mal ein Mord von Langdon untern Tisch fallen lassen
wird. Mag also sein, dass die Realität in den Büchern von Alex Lukeman
gerade in Urlaub geschickt wurde, aber wenigstens bietet er sehr flotte
Unterhaltung, die zwar das eine oder andere Klischee anbietet, aber auch
mit kleineren Wendungen aufwarten kann. Zum Finale hin wird es dann
furios, da geht es so richtig ab. Angriffe mit Apache-Hubschraubern auf
militärische Ziele, die Welt nahe am Atomkrieg, Raketenabschüsse,
Gegenmaßnahmen, Explosionen und wilde Schußgefechte geben sich ein
Stelldichein. Dazu die schon erwähnten Fallen, Tücken, Lügen, Verräter
und Maulwürde, der Zoff zwischen den Falken und Tauben im Kongress und
der Berater des Präsidenten - und fertig ist ein rasanter und
temporeicher Thriller, dem man kleinere Ausreißer leicht verzeihen kann.
Erwähnt sein sollen noch der Kater, der hier eine nicht unmaßgebliche Rolle spielt und der eh schon von mir favorisierte Cover-Illustrator (Irgendwie "mein" Matthew Reilly der Cover-Art) Michael von und zu Schubert, der sich mit dieser Arbeit wieder selbst übertroffen hat. Nicht ganz einer dieser America First-Kracher, aber für den Freund
wirklich passabler Action, die ohne überbordende Rechtfertigungsdialoge
auskommt und einfach nur unterhalten will, ist "Project Weißer Jade" von
Alex Lukeman aus dem Luzifer-Verlag eine Anschaffung wert. Diese ersten
315 Seiten gehören zu einer Reihe, die auch komplett veröffentlicht
werden soll, wenn die Pläne so weit umsetzbar sind. Ich bin auf jeden
Fall dabei.
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