Sonntag, 9. September 2018

(Mini-)Review, Trailer, TV-Serie "Jack Ryan"

Nach diversen Filmen hat man nun Jack Ryan sen. aus der Feder von Tom Clancy zu einem TV-Serien-Helden gemacht - und vom Original nur noch eine Fassade übrig gelassen. Die Fassade ist kompakter, physisch stärker, was zwar durchaus zum Rudern passt, das er liebt, aber nicht zum Buchcharakter. Zu dem kann man nur noch Cathy, seine spätere Gattin, Admiral Greer (hier politisch korrekt zum Islam konvertiert) und seinen Job als Analyst zählen. Der Rest ist zu sehr an schon bekannte Szenarien anderer Serien angepasst (Das alles hatte man schon in "24" usw.). Wer denn wie ich die Bücher von Beginn an bis zum bisher letzten (übrigens schrieb Tom Clancy seit "Im Auge des Tigers" kein einziges Buch mehr selbst) gelesen hat, kann sich auch die Fingerzeige und Alibifunktionen um diverse Aktuere herum gut vorstellen. Da wäre Greer als Gläubiger, der dann predigen darf, dass der Islam falsch ausgelegt wird und die Terroristen fehlgeleitet sind. Da wären die Hintergründe der Figuren/Terroristen, die in gewisser Weise von Weißen erst zum Terrorismus genötigt wurden, aber man macht auch deutlich, dass diese bösen Westler nur Ausnahmen sind. Und in einem weiteren Punkt ist man Clancy und seinen noch von ihm selbst verfassten Werken nahe - da wird schon darauf  hingewiesen, dass es Anführer des Bösen gibt, die deutlich zu erkennen und sind hetzerisch wüten, aber dass die Angepassten, die in der hiesigen Kultur aufgehen und hinterhältig ihre fiesen Pläne ausarbeiten und ausfhren lassen. Sie wettern gegen den Westen und seine Lebensart, machen sie sich aber selbst zu eigen und verzichten nicht auf irgendwelche Annehmlichkeiten - Wasser predigen, Wein saufen und unschuldiges Blut vergießen. DAS ist Clancy. Ebenso Alibifunktion hat es, dass diverse gesellschaftliche Probleme (Flüchtlingslager usw.) nur angerissen werden, aber dort dann doch nur Gauner und Anwerber warten. Besonders krass zeigt er - und auch die Serie - aber, dass diese Hardliner, die das arme Amerika auf dem Kieker haben, nicht einmal vor eigenen Leuten zurückschrecken (Pizzeria) und in Paris überdeutlich und schon recht platt, auch vor anderen Rassen keinen Respekt haben, weil man hier fast schon aufdringlich an dem Türspalt nacheinander Personen auf unterschiedliche Kulturen in Todesangst ins Freie schauen ließ. DAS ist auch Clancy.
Was die Action angeht, ist die Sache recht rund, gefällig und vor allen Dingen auch für den Zuschauer erkennbar inszeniert. Lässt man einmal außer Acht, dass dies hier der alte Jack Ryan sein soll, ist die Serie in Ordnung, aber auch nur Allerweltskram. Meiner Ansicht nach hätte man die von mir anfangs erwähnten - wenigen - Übereinstimmungen weggelassen und das Ganze einfach als Jack Ryan jr. verkauft, der ja in den Büchern später eingeführt wurde, um die Reihe problemlos fortsetzen zu können, würde es besser passen, denn der wiederum ist wirklich nur ein Terrorbekämpfer unter vielen geworden. 
Wer wenig von der Reihe gelesen hat, kann sich aber auf eine einigermaßen unterhaltsame TV-Serie freuen, die qualitativ ordentliche Action bietet und nicht auf einem Terroristen der Woche fußt. Die acht Folgen de ersten Staffel kann man fast ein einem Rutsch "weggucken". Verglichen mit "Seal Team" oder der zweiten Staffel von "Six" hat "Jack Ryan" für den neutralen Zuschauer wohl die Nase vorn. 7/10.

4 Kommentare:

Shane Schofield hat gesagt…

Du hast eine Serie ohne Datenträger geschaut? Jetzt ist die Apocalypse nahe🤤

Michael hat gesagt…

Steht ganz oben auf meiner Serienliste, will aber erst die zweite Staffel Ozark beenden, sonst komme ich irgendwie durcheinander ... ;-)

Anonym hat gesagt…

@Shane. Wenn die Chefin meint, sie bräuchte Prime wegen "diverser Vorteile", dann nutz ich die Zeit, während sie auf der Schaff ist. Und drehst du mir den Rücken zu, mach ich, was ich will im Nu.

@Michael. Du willst also jetzt alles auf deinen Serienkonsum schieben?

Gruß
Harry

Brice hat gesagt…

Haha, hat mich auch gewundert. Ich werde zur Sicherheit Dosenfleisch kaufen ;)

Wollte ich mir aber auch noch ansehen. Amazon hat ja fast 1 Jahr Werbung dafür gemacht, neulich sogar mit einem bekloppten 4:3 Kinospot in Stereo, mag aber auch am örtlichen CineStar liegen. Bei Six überlege ich noch. Einerseits wäre eine gute Actionsserie mal wieder schön, aber mir scheint vielleicht doch etwas viel Pathos dabei zu sein?