Donnerstag, 20. Dezember 2018

Buchreview "Der Luna-Effekt" L. Child

Lincoln Child. Ein neuer Science-Mystery-Thriller von New-York-Times-Bestsellerautor Lincoln Child über die dunkle Kraft des Mondes. Der 5. Fall für Enigmatologe Jeremy Logan, dem Experten für unerklärliche Phänomene. Ein scharrendes Geräusch, ein fauliger Geruch. Das ist das Letzte, was David Palmer wahrnimmt, ehe er stirbt. Kurz darauf wird die Leiche des Wanderers am Fuß des Desolation Mountain aufgefunden, abgelegt in einer Vollmondnacht und bis zur Unkenntlichkeit zerfleischt. Wie der Enigmatologe Jeremy Logan erfährt, ist Palmer nicht der erste Tourist, der in den dunklen Wäldern des Adirondacks Nationalparks auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Für die Einheimischen liegt auf der Hand, wer für die Morde verantwortlich ist: Die sonderbare Blakeney-Familie, um die sich seit Jahren Gerüchte ranken. Von dunklen Ritualen ist die Rede, von verdorbenem Blut - und von Werwölfen. Aber dann entdeckt Logan ein Labor mitten im Wald. Und stößt auf ein Geheimnis, das ebenso unglaublich wie gefährlich ist.

Mit knapp über 310 und einigen weiteren nahezu textfreien Seiten, kann man sich schon einmal auf einen Kurzroman einstellen, der sich stilistisch und auch handlungstechnisch nahe am Heftroman bewegt. Alles fein geordnet, keine wirklich blutigen Szenen (die Action geschieht zumeist im OFF), kein Horror - und der Gruseleffekt der dunklen Wälder der Adirondacks in Zusammenspiel mit dem aufhellenden Mond will sich beim Lesen nicht als wirkungsvoll erweisen. Dafür liest sich das Konstrukt aber wahrlich leicht und die Story ist seicht, sodass man sich ohne Probleme über die Sieten mogeln kann, weil ja nichts passiert. Seine wissenschaftlichen Kenntnisse lässt der Autor noch im Holster und Mr. Logan bewundert die Aussicht, ist in Gedanken bei seiner toten Frau, mit der er selbstverständlich auch laut redet und muss sich mit den Vorurteilen der Besitzer der Anlage mit den feinen Urlaubsstätten im Holzfällerstil herumschlagen, die Angst vor seiner ach so großen Berühmtheit haben und keine Pressefritzen auf seinen Fersen wollen, welche die Ruhe und ihre großzügig zahlenden Kunden stören würden. Die Gerüchte über tote und übel zugeriochtete Wanderer nimmt er nicht ernst - und der Leser das Buch nicht, weil bis zur Hälfte der wenigen Seiten absolute Harmonie vorherrscht und man sich auf Seiten der Figuren im Buch nur nett unterhält und nicht raus in den Wald will. Erst als ein alter Kumpel von Logan auftaucht, ihn um einen gefallen bittet und dann zu den im OFF Getöteten wird, macht sich der ach so berühmte Enigmatologe an die Arbeit, findet einige Verdächtige, von denen eine Gruppe und auch bestimmte Tiere derart skizziert sind, dass sie dem Leser so aufdringlich aufs Auge gedrückt werden sollen, dass sie es einfach nicht sein können. War denn auch so. Bliebe denn der Eine, der erst später auftaucht und sofort selbst für nicht so mit Krimis bekannten Lesern der Bösewicht ist, der bei Vollmond Angst verbreitet. Wie er das anstellt, erfährt man übers Labor und da setzt dann der Lincolnsche Wissenschaftsreflex zu und es wird über einige Seiten schwadroniert, was woher warum und wie. Nicht sonderlich komplex, aber irgendwann dann doch lähmend - und das bei nur knapp über 310 Seiten. 
Für 20€ als gebundenes Buch zu teuer, was man ja vorher trotz gewisser Erfahrungen mit den Solowerken von Lincoln Child und auch Douglas Preston, in dieser Form nicht erahnt hat oder die warnende (später weinende) innere Stimme aus eigener Unbelehrbarkeit zum Verstummen gebracht hat. Ich meine, z. B. Joe R. Lansdale kann auf geringerer Seitenzahl humorvoller, actionreicher und kritischer unterhalten als es hier der Fall war. Also eine Chance gegeben und auf die Schnauze gefallen, der olle Harry. Irgendwie hat das am Ende bei mir den Eindruck erweckt, ich hätte hier eine Arbeit in Händen gehalten, deren Storyline mal kurz für einen Pendergast angedacht war und dann als unbrauchbar wieder verworfen wurde. Also ab in die Resteverwertung. Stelle ich mir das verfilmt vor, dann nur als 40-minütige TV-Folge, für die die Vorlage reichen würde, mehr ist das nicht. Wer nicht absoluter Fan der Herren Preston und Child ist und auch nicht unbedingt ultraleichte Kost braucht, der warte besser auf das Taschenbuch oder auf ein besseres Buch. Von denen gibt es viele da draußen, nur manchmal greife ich auch zu Grütze. 3/10.

Keine Kommentare: