Sonntag, 16. Dezember 2018

Buchreview "Mucho Mojo" J. R. Lansdale

Joe R. Lansdale. Was ist schlimmer: Das vermüllte Haus eines Messie-Onkels zu erben, mitsamt Kinderleiche im Keller, oder Nachbarn, die dummdreiste Drogendealer sind? Jedenfalls müssen Leonard Pine und sein treuer Kumpel Hap Collins da erst mal richtig aufräumen. Und dann, mit oder ohne Hilfe der Polizei, das Rätsel um die furchtbaren Kindermorde lösen.

Nach "Wilder Winter" die zweite Story um die beiden schrägen und irgendwie grundverschiedenen Freunde, die dennoch ein perfektes Paar abgeben, um sich den Drogenfuzzis und Rassisten dieser Welt entgegenzustellen. Das texanische Hinterland mit seinen von Gott und besonders Politikern und Bullen total vergessenen Gegenden und Vierteln bietet dem Autor genug Stoff, um den Finger in Wunden zu legen, die sich dort auftun. Und er macht es mit Humor, makabren Szenen und flotten Sprüchen, die vermutlich in der heutigen Zeit wegen des Political Correctness-Wahns bei uns der (selbstverständlich nicht vorhandenen) Zensur geopfert würden. Schließlich kann es nicht sein, dass ein Weißer Freund seinen Kumpel, einen schwulen Schwarzen mit Behinderung äh, sorry, Handicap (wie beim Golfen, schon gemerkt, ihr Sprücheklopfer aus den Reihen der Mainstream-Vortänzer, irgendwie diskriminierend, oder?), andauernd damit aufzieht und selbst natürlich kein bein auf den Boden bekommt. Die Figuren in dem Buch sind jedenfalls ehrlich und in Freundschaft gefestigt. So kommen sie auch über manche Enttäuschung hinweg, sind hilfsbereite Kerle, die aber auch keinen mit irgendwelchen Sperenzchen davonkommen lassen, der ihnen ans Bein pinkelt. Das erfahren die Dealer nebenan bald schmerzhaft, die Polizei, besetzt aus harten Hunden und entschieden mehr Hallodris, die Gott einen guten Mann sein lassen und während ihrer Ganztags-Ruhepausen, trockene Sprüche absondern. Also bleibt es bei Hap und Leonard, der Kinderleiche im Keller des Onkels auf den Grund zu gehen - besonders, weil schon eingie Kinder mehr verschwunden sind. Die Lösung ist dann im Endeffekt einfach. Was zählt, ist der Weg dahin, der für die beiden Charmebolzen mit Schwierigkeiten, Sex (für Hap) und einigen Problemen gepflastert ist. Und die Figuren mitamt der Dialoge: Genau die machen diese Reihe so einzigartig. Die freundlichen Sticheleien über die Grenzen der allgemeinen Vorgaben hinweg, der flapsige und witzige Ton im Umgang miteinander aber auch Fremden, die verrückte Mischung aus Chaos und Cleverness - das ergibt eine spannende Lektüre mit höchstem Unterhaltungswert und zudem literarisch wertvoller als man so denken mag, denn es ist ein echter Lansdale.

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