Lee Child. Im Jahr 1996 belauscht ein Undercover-Agent der CIA ein Gespräch
zwischen islamistischen Terroristen in Hamburg. »Der Amerikaner will
hundert Millionen Dollar.« Doch er kann nicht herausfinden, wer diese
Summe verlangt und wofür. Fest steht nur, dass es um einen
Terroranschlag in ungeahntem Ausmaß geht. Die CIA stellt eine
Spezialeinheit auf, um in Deutschland zu ermitteln. Dafür zieht sie mit
Jack Reacher auch den besten Militärpolizisten hinzu, den die U.S. Army
zu bieten hat. Und Reacher zögert keine Sekunde, die beste Ermittlerin,
die er kennt, als Unterstützung hinzuzuziehen: Sergeant Frances Neagley.
Reacher ermittelt in Deutschland - und Child versaut es. Die Story um den blassen und eher naiven Antagonisten ist schwach und eher an den Haaren herbeigezogen, um noch etwas auf die Vorgeschichte zu 9/11 zuzugreifen und amerikanische Feuchtträume über den Umgang mit Feinden oder nicht willfährigen Staaten, die eben anders sind, als die US-Vorstellungen es erlauben, zu Papier zu bringen und seine konservativ-rassistische Leserschaft in Übersee und auf der Brexit-Insel zu befriedigen. Zu Beginn noch einigermaßen interessant und spannend aufgebaut, verliert sich das Ganze bald in platten und dumpfen Vorurteilen - und gespickt mit Klöpsen, die lächerlich sind. Das Buch spielt im Jahr 1996 und Detuschland hat schon seine Kanzlerin. Ebenso wird da behauptet, dass Verbrecher, die nicht in der deutschen Fingerabdruckdatei zu finden sind, keine Deutschen sind. Als habe die Regierung 1996 schon sämtliche Fingerabdrücke aller Deutschen gepeichert gehabt. Gerne verweist der Brite auch darauf, dass im Zweiten Weltkrieg in Hamburg 60.000 Menschen von den Inselaffen bei einem Bombenangriff getötet und verbrannt wurden, während auf der Monarcheninsel selbst im ganzen Krieg nur 40.000 unkamen. Ängste schürt er auch gerne, wenn er nun feststellt, dass Deutschland nach der Wend nun ein großes Land sei. Hat wohl Bammel, dass die Deutschen selbstständiger werden als die Briten, die den Amis wie der geneigte Autor selbst nur noch in den Arsch kriechen, seit sie kein Empire mehr sind. Und ansonsten werden Klischees bedient, wie sich ungebildete Autoren oder Rechercheure wohl die Deutschen gerne vorstellen. Alles voller Nazis (die Reacher selbstverständlich im Dutzend vertrimmt), überall nur Rassisten und halbseidene Figuren bis in die Polizeispitzen hinein. Ein St. Pauli, das so wohl eher Platz in diversen Phantasien von US-amerikanischen Extrem-Autoren seinen Platz finden könnte. Und all das in einer langweiligen Ermittlung, die natürlich auch darin gipfelt, dass Reacher mehr als genug Zeit hat, seine oberste Chefin der Nationalen Sicherheit mehrfach zu bügeln. Die Feinde sind eher Lachplatten, der dem Dienst ferngebliebene Täter ist beim besten Willen kaum als Gefahr zu erkennen - egal, was Child um ihn herum aufbaut. Ein doofer Träumer, der vielleicht bauernschlau ist, aber auch nicht mehr. Und für diesen Nebenstrang um die 100 Millionen und die ach so böse Brut aus Sandland hätten sich Autoren wie ein Robert Ludlum oder Tom Clancy sogar geschämt, das auf einer Seite als Grundidee zu skizzieren, auf der man dann einen ordentlichen Thriller aufbauen könnte. Reichlich abstruses Werk, das man sich sparen kann. Den Preis für ein gebundenes Buch ist es jedenfalls nicht wert. Vielleicht werde ich Lee Child künftig meiden.
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