Samstag, 25. November 2023

Curry-Action #06: "Tiger Zinda Hai" Review

5 Jahre dauerte es (im Film sind sogar 8 Jahre vergangen), bis der indische Superagent Tiger wieder ins Weltgeschehen einsteigen durfte. Inzwischen lebt er und seine große Liebe Zoya und ihren gemeinsamen Sohn zurückgezogen in Österreich. Doch als eine Gruppe pakistanischer und indischer Krankenschwestern im Nordirak als Geisel gehalten werden, müssen beide Topagenten ihren Ruhestand beenden und die Frauen retten bevor die Amerikaner das Krankenhaus bombardieren, um die Terroristen auszuschalten.

Die Handlung basiert lose auf wahren Begebenheiten, aber damit endet dann auch schon der Realismus. Wie gewohnt bekommt man den ganzen Bollywood-Bombast geboten, auch wenn der neue Regisseur Ali Abbas Zafar („Bloddy Daddy“) einen deutlich ernsteren Ton anschlägt als noch der Vorgänger. Vorbei ist der Versuch die Genres zu mischen, denn man bekommt hier größtenteils wirklich einen Actionthriller zu sehen. Zwar gibt es noch zu Beginn einiges Geplänkel zwischen den beiden Hauptdarstellern, aber schnell groovt sich der Film ein und bleibt dem Thriller Plot treu. Dabei gibt s nur 2 Musikszenen, wobei eine sogar nur als Infiltrierungsmontage genutzt wird und nur die erste an typische Bollywoodkost erinnert. Die große dritte Tanzszene in Griechenland findet dann erst zum Abspann statt. So kann man sich als interessierter durchaus auf den Film einlassen, ohne rausgerissen zu werden. Trotz allem merkt man aber dennoch, dass die Geschichte für die stattlichen 160 Minuten nicht wirklich ausreicht. Trotz immer wieder eingestreuter Action tun sich dann irgendwann einige Längen auf – ein Problem, welches auch fast alle Hollywoodblockbuster frönen in den letzten Jahren. In Indien sind solche Laufzeiten noch nie ungewöhnlich gewesen, aber im westlichen Bereich guckt man dann doch mal auf die Uhr.

Die Story fällt immerhin überraschend straight und zielgerichtet aus. Dabei wird Patriotismus und Pathos natürlich großgeschrieben, aber man muss auch positiv vermerken das vor allem die schwierigen Verbindungen zwischen Indien und Pakistan hier sehr gut aufgegriffen werden und beide Länder zusammenarbeiten müssen, um die Frauen zu retten. Selbst die Amis kommen hier gut weg, so dass vor allem die arabischen Terroristen durch und durch böse sind. Das wird auch immer wieder mit einigen Szenen, wie die Exekution von Geiseln, deutlich unterstrichen.

Sonst wird hier geklotzt und nicht gekleckert. Der Aufwand ist groß und man sieht es den Film an. Sowohl bei den internationalen Schauplätzen, was wieder den Agentencharakter unterstreicht, als auch bei den Actionszenen. Diese sind durchweg gut inszeniert und ganz gut über den Film verteilt. Zu Beginn gibt es sogar eine Skiszene, die ganz klar auch eine Hommage an James Bond ist – auch wenn Tiger hier gegen ein Rudel Wölfe antritt, um seinen Sohn zu beschützen. Diese sind meist echte Tiere, aber bei der Action animiert (zu Beginn auch extra der Hinweis das keine Tiere verletzt oder getötet wurden!). Sonst gibt es immer mal wieder einige Schießereien und Verfolgungsjagden, über die man sich wahrlich nicht beschweren kann. Höhepunkt ist natürlich der halbstündige Showdown als die Geiseln befreit werden. Hier kracht es an allen Ecken und Enden und man bekommt neben diversen Ballereien auch eine Menge wuchtiger Explosionen zu sehen. Dabei ist das meiste handgemacht und sieht entsprechend gut aus. Dabei dürfen Superstar Salman Khan und natürlich auch Katrina Kaif immer wieder zeigen was sie so drauf haben – auch wenn Kaif etwas öfter gedoubelt wird. Khan wird natürlich in fast jeder Szene zelebriert und da kann man natürlich auch mal aussteigen und die Augen verdrehen. Immer wieder unterlegt mit dem „Tiger Theme“ posiert er sich oftmals in Zeitlupe durch die großen Actionaugenblicke. Mal mit einem fetten MG wie früher Rambo oder auch im Nahkampf. Das ist manchmal nah an einer Parodie, aber voll ernstgemeint, und für westliche Zuschauer oftmals einfach zu viel. Nicht so schlimm wie in „OM“, aber dennoch nicht weit entfernt und an die 80er erinnernd, als Männer noch Männer sein durften und übertriebene Action zelebriert wurde. Ich kann damit sehr gut leben, auch wenn natürlich die eine oder andere Zeitlupe schon cringe ist.

Insgesamt ist aber eine Steigerung zu merken. Der deutlich ernstere Ton gefällt, es ist alles vernünftig gespielt und die Action legt noch einmal eine Schippe drauf. Trotzdem ist die Lauflänge doch etwas zu viel des Guten und auch einige Figuren weniger wären nicht schlimm gewesen. Gut unterhalten wurde ich dennoch und deswegen ist Teil 2 besser als der noch deutlich leichtere Vorgänger. Das „Spy Universum“ entwickelt sich also in die richtige Richtung. Als nächstes steht dann „War“ auf dem Zettel. 

6/10

 

Keine Kommentare: