Freitag, 3. Dezember 2010
Buchreview "Vampirjäger"
Richard Laymon. Zehn Jahre hat Sam vergeblich nach seiner Jugendliebe Cat gesucht, und jetzt steht sie plötzlich vor der Tür. Und sie hat ein Problem: Nacht für Nacht wird sie von einem Vampir heimgesucht. Cat bittet Sam, den Vampir zu töten - aber Sam muss sich beeilen, denn es ist bereits kurz vor Mitternacht.
Es klingelt und Sam öffnet. Ja, da steht seine unerfüllte Liebe Cat. Leicht bekleidet, wie man es von einem Laymonwesen erwarten kann, so es denn weiblich ist. An ihrer unheimlich glaubhaften Story mit dem Vampir zweifelt er ob seiner Begeisterung kaum eine Sekunde und macht sich sofort mit ihr auf den Weg, um das Problem ein für alle mal zu lösen. Was aber nicht alles ist, was da noch auf das Pärchen wartet. Da fährt man mal kurz in die trockeneren Gegenden außerhalb von L.A., um etwas zu erledigen bzw. um sich etwas zu entledigen, da platzt ein Reifen und man rutscht geschwind von der Gasse in den Staub am Wegesrand. Leider ein tiefe Böschung runter, die man ohne Allradantrieb trotz gewechseltem Reifen nicht wieder hochzuckeln kann. Auf der Suche nach einem befahrbaren Ausweg stößt man auf einen vermeintlichen Biker, wie er behauptet, der mit seiner Harley nach einem Schuss in die Reifen von der Fahrbahn abkam und nun eine Mitfahrgelegenheit sucht. Trotz anfänglichem Misstrauen erklärt man sich bereit, ihn mitzunehmen. Grande Fehler. Der Typ entdeckt das Geheimnis der Beiden und entpuppt sich als durchgeknallter Psycho, von Cat Mr. White genannt. Er nimmt sie mehr oder weniger als Geiseln, bis sie flüchten können. Tja, wie es denn so kommen soll, holt der sie aber wieder ein und hat in einem Van zwei Leute als Gefangene und droht diese zu töten, wenn Cat und Sam ihm nicht folgen. Die gehorchen und versuchen währenddessen einen Ausweg aus der Lage zu finden. Wie können sie den Kerl beseitigen und gleichzeitig seine Gefangenen befreien? Und sie müssen dann auch noch feststellen, dass es sich mit den beiden Jugendlichen in der Gewalt des Bikers auch nicht gerade so verhält, wie es erwartet wurde.
Allein schon der Name des Autors garantiert, dass man es hier nicht mit irgendwelchen romantischen, gutaussehenden Vampiren zu tun bekommt. Und eigentlich könnte das Buch schon nach 40 Seiten ein Ende finden, hätte sich Laymon nicht noch eine Odyssee für seine Protagonisten ausgedacht, die es in sich hat. Und an der Rechtschaffenheit seiner Helden sowie der Identität bzw. Echtheit des Vampirs streut er immer wieder Zweifel ein. Was steckt wirklich hinter der Sache? Zudem hat es sich der Autor auf die Fahne geschrieben, den weiteren Weg der Beiden zu einem Roadmovie mit Serienkillercharakter zu wandeln. Und während ihrer Reise ins Ungewisse offenbart Laymon dem Leser, dass Cat eine geschundene, misshandelte und missbrauchte Frau ist, die sich ihrer Haut zu wehren versucht, wenn auch nicht mit legalen Mitteln. Da tritt eine Tragödie zu Tage. Und Sam wirkt während der ganzen Zeit irgendwie recht naiv und fast nur auf die körperlichen Reize seiner Cat fixiert, was ihm anscheinend ordentlich den Verstand vernebelt. Leider hemmt diese Zutat, ausführlich dokumentiert, an der einen oder anderen Stelle den Lesefluss - Richies Mittelteil halt. Ansonsten wird der Leser mit den gewohnten Zutaten eines Laymon versorgt - Blut, Sex Gewalt. Er beschreibt mit Freude die Vorzüge des weiblichen Körpers, meist unbekleidet oder nur schwach verhüllt. Mord, Brutalität und ein gewisser Anteil an Folter beginnen seinen Protagonisten mehr und mehr Freude zu bereiten, die (eh kaum vorhandene) Moral wird endgültig über Bord geworfen. Die Reise erinnert ein bisschen an den Film "Kalifornia", wird mit den üblichen Klischees versehen extrem gewalttätig umgesetzt. Auch wenn die klassischen Horrorelemente fehlen, ist das Werk nun wirklich nichts für sanfte Gemüter. Wer die bisherigen Romane aus der Feder von Richard Laymon mochte, wird hier sicher wieder seine helle Freude haben. Hin und wieder recht witzige Dialoge (obwohl mir das bei "Das Grab" besser gefiel) und ein paar Anspielungen auf Kinofilme zum Vampirthema bringen auch ein bisschen Humor ins Spiel. Ein recht guter, aber kein überragender und vor allen Dingen kein typischer Vampir-Roman.
Kürzungen oder Anpassungen scheinen hier jedenfalls keine vorgenommen worden zu sein, wie so manche Szene deutlich macht.
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