Sonntag, 21. September 2008

Buchreview "Das Ultimatum"

Vince Flynn. In einer einzigen blutigen Nacht werden in Washington drei der einflussreichsten Politiker der Vereinigten Staaten ermordet. Am folgenden Morgen stellen die Attentäter der amerikanischen Regierung ein schockierendes Ultimatum: Wenn der Präsident und seine Mitarbeiter nicht endlich bereit sind, die kleinliche Parteipolitik zu überwinden und die von der Bevölerung gewünschten Reformen umszusetzen, wird es noch mehr Morde geben. Und sie stellen klar, dass niemand - auch nicht der Präsident - für sie außer Reichweite ist.



Eine Task Force aus Vertretern von FBI und CIA findet heraus, dass es sich bei den Attentätern um ehemalige Angehörige der special Forces handelt, doch keiner weiß genau, wer die Betreffenden sind und wann sie wieder zuschlagen werden. Nur Michael O'Rourke, ein ehemaliger US-Marine und seit kurzem Abgeordneter, ahnt, dass die Gewaltakte mit einem tragischen Ereignis in seiner Vergangenheit zu tun haben. Doch während er versucht, das rätsel zu lösen, erschüttert bereits eine neue Welle der Gewalt das Land.



In den USA erschien dieser Roman als Erstling von
Vince Flynn vor denen der Mitch Rapp-Reihe, obwohl einige der tragenden Figuren wie Thomas Stansfield oder Irene Kennedy sowie Scott Coleman in den späteren Werken regelmäßig in Erscheinung treten. Der Hauptakteur aber verschwindet in der Bedeutungslosigkeit.

Flynn hat hier ein brisantes Thema aufgegriffen (mit einer äußerst verlockenden, wenn auch undemokratischen Idee bezüglich des Umgangs mit Politikern aller Staaten, die Ihre eigenen Süppchen zu kochen pflegen), in dem er den politischen US-Standard anprangert. Das Buch selbst wirkt dabei äußerst patriotisch (siehe Autoren wie Tom Clancy oder Patrick Robinson), aber auch fragwürdig in der einstellung des Protagonisten gegenüber der vorsätzlichen Hinrichtung korrupter Politiker. Das tut dem Lesegenuss aber nicht den geringsten Abbruch, da es ja nur ein Roman ist und hoffentlich nicht in die Realität übertragen wird, da dann der Beruf (falls das noch die richtige Bezeichnung ist) des Politikers vom Aussterben bedroht wäre, außer man findet irgendwo ein seltenes Exemplar, das unbestechlich ist und nicht gemeinsam mit der Wirtschaft in die eigene Tasche arbeitet - auch bei uns eher eine Rarität, die dann vermutlich in einem Kuriositätenkabinett ausgestellt würde. Daher ist die Darstellung der US-Führungsriege inklusive des Präsidenten durchaus realistisch (man bedenke nur die Schmutzwahlkämpfe, die drüben geführt werden). Trotz des Patriotismus ist das Buch frei von "political correctness", was durch aus wohltuend wirkt, da dies Verhalten ja heute anscheinend schon per Gesetz verlangt wird - also nicht die Meinung sagen, sondern nachplappern, was als politisch korrekt gerade Gültigkeit hat. Natürlich könnte man auch das mangelnde Demokratieverständnis der Helden bemängeln, doch a) ist das auf der politischen Ebene gleichfalls verschwunden und b) ist es ja doch nur eine Fiktion, der die Bezüge zur heutigen Demokratie (zumindest nennt man sie noch so) aufgreift und erkennen lässt, dass die Bürger von den korrupten Bonzen nur noch zum Stimmvieh degradiert sind, das man dann ohne Mitsprache zur (auch finanziellen) Schlachtbank geführt wird - aktueller denn je und man braucht nicht zu den Amis schauen, die Unsrigen haben sich zumindest in dieser Hinsicht als äußerst lernbegierig erwiesen.


Vergleiche mit Clancy oder Ludlum (als diese ihre literarischen Ergüsse sonst selbst verfassten oder im Falle Ludlums dies noch tun konnten) braucht Flynn nicht zu scheuen, auch wenn er die Klasse der Beiden nicht ganz erreicht. Zumindest bietet er Spannung pur, Action, eine gute Portion an diversen Mittätern im Hintergrund, die nicht sofort entlarvt werden, was der Sache des Thrillers sehr dienlich ist. Grundsätzlich eine Leseempfehlung. Steigerung bei den Mitch Rapp-Romanen versprochen. Besprechungen dazu folgen in lockerer Reihung.

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