Freitag, 31. Oktober 2008

Buchreview "Credo"

Douglas Preston. Das ehrgeizige Forschungsprojekt von Professor Hazelius und seinem Team scheint außer Kontrolle zu geraten. Privatdetektiv Wyman Ford erhält daher von der Regierung den Auftrag, die Arbeit der Wissenschaftler zu überwachen. Zu seinem Erstaunen findet er heraus, dass diese mit einer offensichtlich überirdischen Intelligenz kommunizieren, die behauptet, Schöpfer des Universums zu sein - und etwas Unglaubliches verlangt: Die Menschheit soll allen Religionen abschwören und die Naturwissenschaften als oberste Direktive anerkennen.





Währenddessen sieht ein skrupelloser Fernsehprediger seine große Chance gekommen: Ihm wird die Information zugespielt, dass in dem Forschungslabor der Urknall simuliert und die biblische Schöpfungsgeschichte widerlegt werden soll. Sofort stachelt er mit einer Hetzkampagne religiöse Fundamentalisten auf, diese Blasphemie im Keim zu ersticken. Es kommt zur Katastrophe.




Preston, die eine Hälfte des Autoren Duos Lincoln Child und Douglas Preston, hier zum dritten Mal auf Solopfaden. Mit seinem "Glaubensthriller" lässt er sich anfangs genug Zeit, um die verschiedenen Figuren einführen zu können. Da wären zum Beispiel die Hauptfiguren der Wissenschaftler in ihrer Forschungshöhle mit ihrem charismatischen Anführer George Hazelius, von denen jeder laut Akte einen Makel in seinem Lebenslauf hat, der ihn/sie an allem zweifeln lässt. Hinzu stößt der Privatdetektiv Wyman Ford, der noch mit dem Tod seiner Frau bei einem CIA-Auftrag hadert. Desweiteren werden ein geldgieriger Fernsehprediger, ein ebensolcher Raffzahn von politischem Lobbyisten und ein leicht verrückter Pastor in einer kleinen Navajo-Reservatssiedlung vorgestellt. Die Wege aller dieser Menschen werden sich im Laufe der Geschehnisse kreuzen, nur die Regierungsfuzzis bleiben außen vor und verschanzen sich in ihren Büros und Sitzungssälen, um ihre Karrieren oder Präsidentschftswahlen zu retten und nach Beendigung der Aufräumarbeiten, Köpfe rollen zu lassen und selbst als die weisen Retter dazustehen.




Mit dem ersten Mord kommt langsam etwas Spannung auf und die Fragen des Privatdetektivs im Kreise der Wissenschaftler werden drängender, aber als Außenseiter kommt er nicht voran, da man ihm grundsätzlich misstraut. Als dann die ersten Kontakte mit der überirdischen Intelligenz zustande kommen, nimmt das Geschehen Fahrt auf - außerhalb und innerhalb des Laboratoriums. Während drinnen über Religonen und ihren Sinn diskutiert wird, wiegeln außerhalb der TV-Prediger und der durchgeknallte Pastor die Gläubigen auf. Sollte jemand nun erwarten, dass sich der Roman in eine Diskussion um den Sinn des Daseins und der Existenz allgemein entwickeln und nur mit einer Thrillerhandlung getarnt sein, so sieht er sich gründlich getäuscht. Eher wurde die Religionsfrage und die Stellung der Wissenschaft in der Gesellschaft dazu genutzt, einen actionreichen Thriller zu verfassen. Stilistisch hat der Autor sich natürlich nicht gewandelt und bleibt auf den schon eingeschlagenen Pfaden, die er mit seinem sonstigen Mitautor bisher begangen hat. Auch die Location erinnert irgendwie am frühere Werke. Abgeschieden, fast ohne Kontakt zur Außenwelt und am Ende ohne (beweisbare) Spuren des wirklichen Geschehens zu hinterlassen, von der Erdoberfläche getilgt.



Und damit kommen wir zum dritten Abschnitt des ca. 590 Seiten umfassenden Buches. Dieser ist geprägt von Action, Katastrophenszenarios, explodierenden Hubschraubern, Kampfszenen und wildem Gemetzel. Hinweise auf Armageddon sind hier durchaus angebracht, denn die Beschreibung der Angriffe und deren Auswirkungen lassen solche Vergleiche durchaus zu, ebenso wie die Metaphern hinsichtlich Himmel und Hölle und Bezügen zu Dante's Inferno. Hier wird die in einer Bergmesa verborgene Anlage nicht nur gestürmt, sie wird in einem Höllenfeuer vernichtet, wobei unzählige Opfer zu beklagen sind. Zudem werden wir nicht mit dem üblichen Happy-End belästigt und zum Schluss bleibt nur die Frage: Das war doch nur ein grandioses Täuschungsmanöver, oder?

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