Sonntag, 10. Mai 2009

Buchreview "Die Jagd"

Richard Laymon. Die sechzehnjährige Jody verbringt die Nacht bei ihrer besten Freundin Evelyn. Doch dann stürmt eine Bande junger Killer - allesamt Mittzwanziger - wie aus heiterem Himmel das Haus in einem ruhigen Viertel von Los Angeles und richtet ein wahres Massaker an. Evelyn wird von einem Speer durchbohrt, und nur Jody und Evelyns jüngerem Bruder Andy gelingt mit knapper Not die Flucht vor der blutrünstigen Horde. Doch damit ist es noch nicht vorbei: Simon, einer der psychopathischen Mörder und ein wahrer Teufel in Menschengestalt hat die Beiden gesehen und setzt nun alles daran, die Zeugen der Bluttat zu beseitigen. Die Jagd beginnt.

Diesmal wird dem Leser keine Gewöhnungsphase an die Akteure eingeräumt, sondern sofort mit vollem Tempo losgelegt und ohne Rücksicht auf sanfte Gemüter in der üblichen Art des Autors eine Familie wirklich bestialisch niedergemetzelt. Es sind schon einige Abartigkeiten niedergeschrieben worden, doch hier wird anfangs ganz schön zugelangt. Die beiden Flüchtenden können sich hier der Sympathie des Konsumenten gewiss sein, denn im Vergleich zu einigen anderen Werken von Richard Laymon haben seine Hauptfiguren diesmal kaum negative Eigenschaften aufzuweisen, die sie vielleicht etwas zwiespältig erscheinen lassen könnten. so kann mit ihnen mitfiebern, ob es ihnen gelingt, den Psychos zu entkommen.
Die Story ist unterteilt in zwei Erzählstränge - auf der einen Seite die Zeugen und als Zweiter die Geschichte von Simon, die in der Ich-Form geschildert wird. Nicht nur, dass es dem Autor Gelegenheit gibt, noch ein paar "Extramorde" unterzubringen, es sorgt auch dafür, dass in diesem Roman keine Längen auftauchen, was ich ja schon bei manchen seiner Vorgänger bemängelt hatte. In stetigem Wechsel wird die Situation der beiden Kids und dann wieder von Simon beleuchtet, wobei hin und wieder Cliffhanger zum Spannungsaufbau genutzt werden. Und spannend ist die Sache allemal, da sich das Buch nach dem ersten Angriff immer mehr zu einem normalen Thriller entwickelt, wie man ihn eher von den üblichen Kriminalautoren erwarten würde. Da man bei Laymon auch nie wirklich erahnen kann, wie er mit seinen Protagonisten umgeht, ist das Ende nicht unbedingt vorherzusehen, was auch nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Schüsse aus dem Hinterhalt, Zeugenschutz, Kleinstadtmotels - alles vorhanden. Erst gegen Ende wird es dann wieder "laymoneske" blutig und abartig.

Laymon hat sich diesmal bei seinen erotischen Einspielungen ziemlich dezent verhalten und die brutalen Szenen auf nur zwei Abschnitte verteilt, ansonsten ist ihm ein flüssiger, gut getimter Thriller gelungen, der sich durch den Verzicht auf ellenlange Schachtelsätze (von denen hab ich im Dienst genug, da brauch ich sie nicht in der Unterhaltungsliteratur) dem Verstand des Lesers nicht allzusehr aufdrängt und daher locker zu lesen ist. Insgesamt würde ich ihn von den bisher acht von mir gelesenen Romanen in der oberen Skala der Tabelle einordnen. Wohlgemerkt ist der Verzicht auf allzu viele Metzeleien nur im Vergleich mit anderen Werken von Richard Laymon zu sehen, Stephen King würde vermutlich beim Konsum einen Herzkasper bekommen. Irgendwie glaube ich, dass seine Umwelt froh sein konnte, dass Laymon seine Fantasien in Buchform verarbeitet hat, denn wenn er sie anders ausgelebt hätte.........

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Aaaaaahhh...das kenn´ ich auch schon,auch hier "lesen" wir wieder auf einer Wellenlänge,verehrter Harry.
Sind alle andere Laymon´s ebenfalls lesenswert,habe mich nämlich mit ihm eingedeckt und hoffe anhand der abwechslungsreich erscheinden Titel und Themen dem "Ich-schreib-immer-das-Gleiche-weil-ich-aus-Bangor,Maine-komme"-Stephen-King-Einheitsbrei zu entkommen.Kepp it up,Harry,ansonsten wie immer...nennen sie mich SNEAK...

Anonym hat gesagt…

Es heißt natürlich KEEP it up,Harry,nicht Kepp!!!
SNEAK

Anonym hat gesagt…

@SNEAK. Unter der Suchfunktion findest Du noch so manchen besprochenen Laymon. "Die Insel" ist mittlerweile nur noch in zensierter Form zu haben, "Das Treffen" ist eher ein Langweiler und wird erst gegen Ende interessant. "Der Parasit" ist hier noch nicht besprochen (hab ich weit vor der Einladung durch den Cheffe gelesen) und auch nicht mehr erhältlich. War typisch Laymon, obwohl die Inhaltsangabe mehr versprochen hatte (Stadt wird infiziert, war aber nur örtlich begrenzt). "Vampirjäger" kenne ich noch nicht, könnte aber ein wunderbares Kontrastprogramm zu den "Twilight"-Schmonzetten sein (richtige Vampire mit ein paar Pornoeinlagen). Ebenso fehlt mir noch "Die Show" sowie die erst kommenden "Regen", "Der Pfahl" und "Der Ripper". Thematisch ist Laymon eigentlich immer auf Blut, Sex und Gewalt aus, variiert das aber schon ganz ordentlich, wenn man nicht gerade jeden erhältlichen Laymon direkt im Anschluss an den Vorgänger liest, dann könnte es vielleicht doch nerven.
Hoffe, es sind der Infos genug. Gruß
Harry.

Anonym hat gesagt…

Wow,vielen Dank,sehr informativ.Das mit der Insel nervt,das habe ich nämlich gekauft und wollte es auch als nächstes lesen.Obwohl im Buch selbst nichts von zensiert o.ä. steht,fand ich auch kein mich beruhigendes "ungekürzte deutsche Übersetzung"oder sowas.
Waren alle Auflagen der Heyne Hardcore-Bücher bereits zensiert oder erst ab einer bestimmten Auflage?Zensiert werde ich es nämlich nicht lesen.
Nochmals danke Harry,ansonsten wie immer...nennen sie mich SNEAK.

Harry hat gesagt…

Bad News, SNEAK. Laut Wikipedia wird "Die Insel" seit September 2008 nur noch zensiert veröffentlicht. Vielleicht hast Du ja eine frühere Ausgabe erwischt.
Gruß
Harry

Anonym hat gesagt…

Dank dir Harry,scheine tatsächlich Glück zu haben.Habe eine unzensierte Version,schien schon etwas länger im Laden zu liegen.Falls es mitlesende interessiert:Die Heyne-Hardcore-Ausgabe(grünes Cover mit ner Palme und ner blutverschmierten Hand ist "uncut",die neue "nur" Heyne-Ausgabe(schwarzes Cover mit ner Fliege drauf) ist die zensierte Version,es fehlen insgesamt 2 satte Seiten an expliziten Gewalt-und Sex-Ausschmückungen.)
Habe auch deine anderen Laymon-Reviews gelesen und werde so nach und nach aufarbeiten.Genau wie du habe ich aber auch noch viele andere Sachen "abzuarbeiten",neben JoeR. Landsdale und F.Paul Wilson tummeln sich hier noch einige andere Herren der Fantastik,die darauf warten verschlungen zu werden.
Also,danke nochmal und bis bald,
SNEAK.

Anonym hat gesagt…

Hab auch noch ein paar Infos gesammelt. "Die Insel" entging der Indizierung nur dadurch, dass Heyne den Verkauf künftig auf die zensierte Fassung einschränkt (Glück gehabt SNEAK) und der nächste auf der Liste der gefährdeten Arten ist wohl "Der Keller" (also falls noch nicht geschehen, zügig einkaufen - der Vollständigkeit halber). Ein paar pädophile Einlagen zuviel (Story 1). Werden aus einer Reihe (als Beispiel Heyne Hardcore) 3 Bücher im Jahr indiziert, muss die Reihe KOMPLETT eingestellt werden und darf nicht wieder aufleben. Also nimmt man die Zensur in Kauf und bringt entschärftes Material auf den Markt.
Erklärt so einiges, das man schon bei anderen Büchern feststellen durfte.
Gruß
Harry

Harry hat gesagt…

@ SNEAK. Falls Du noch die Zeit findest, schau Dir mal die kleine Vorschau an, die ich vor einigen Tagen eingestellt habe. Da könnten einige "lustige" Books dabei sein. Außerdem habe ich gestern erfahren, dass der Festa-Verlag bis Ende Februar 2010 den Adversary-Zyklus (Erweckung, Angriff und Nightworld) von F. Paul Wilson veröffentlicht, in welchem Handyman Jack in Nightworld einen Auftritt hat. Ich selbst werde sie mir aber erst alle zusammen Ende Februar holen, da man sie direkt nacheinander lesen sollte.
Greez
Harry

Anonym hat gesagt…

Habe deine Vorschau schon damals mit großem Interesse gelesen,sind definitiv ein paar Must-haves dabei.
Und dieser Festa-Verlag ist ne feine Sache,habe mir in letzter Zeit viele ihrer selbstzusammengestellten Horror-Kurzgeschichten-Bände einverleibt.(Stehe einfach auf Kurzgeschichten,die sind so schön kurz.)
Und da ich mich demnächst mit dem Handyman-Jack-Universum befassen werde,war die Nachricht der zukünftigen Veröffentlichungen des Festa-Verlages natürlich besonders spannend.Neben den ja doch recht seltenen "Restposten"der Handyman- Jack-Bücher bin ich über eine Errungenschaft besonders stolz:kaum noch zu bekommen,aber in einem Antiquariat doch noch verpackt gefunden:Das Kastell von F.Paul Wilson.Der Klappentext hörte sich einfach zu gut an.
So denn Harry,danke und bis bald,
SNEAK