Montag, 3. Januar 2011
Buchreview "Implantiert"
Scott Sigler. Genetiker entwickeln eine DNA, die Millionen von Schwerkranken wieder hoffen lässt. Daraus lassen sich Lebewesen züchten, die als Organreservoire für Implantationen dienen können. Doch das Experiment, höchst illegal und auf einer entlegenen Station in der Arktis durchgeführt, hat einen tödlichen Ausgang. Die Kreaturen sind perfekte Raubtiere, und plötzlich steht der Mensch nicht mehr an der Spitze der Nahrungskette - und die Viecher sind hungrig, sehr hungrig.
Verschiedene Konzerne arbeiten mit Hochdruck an den Experimenten zur Züchtung von Organträgern für Menschen. Die ersten Versuche an Menschen wurden von den Regierungen untersagt, danach verlegte man sich auf Tierversuche, die aber das Problem bargen, dass die Tierseuchen wie Vogelgrippe, Schweinegrippe und so weiter mitübertragen wurden. Ergebnis: alle Versuche müssen gestoppt werden und we sich nicht daran hält, wird verfolgt. Eine Station nahe Grönland wird sogar eingeäschert - inklusive Personal. Trotzdem versucht eine weitere Gruppe, die Experimente weiter durchzuführen. Immer verfolgt von Colonel Paul Fischer. Doch die Bosse haben die Forscher auf einer abgelegenen Insel zusammengepfercht, zusammen mit einer Herde Kühe, um dort weiter arbeiten zu können, ohne von Regierungen oder Tier- bzw. Menschenschützern belästigt zu werden. Alles illegal finanziert. Nach geraumer Zeit stellen sich erste Erfolge ein. Man glaubt, alles unter Kontrolle zu haben. Hey, das ist ein Sigler, da ist nix unter Kontrolle. Die Züchtungen wachsen in den Küher heran, aber größer und schwerer als erwartet. Und bald stellt man fest - auch hungriger. Diese Ausgeburten der Hölle fressen sich bei Geburt aus den Kühen, die als Leihmütter eingesetzt wurden, heraus und greifen alles an, was sich bewegt und fressen es dann. Und zwar vollständig, nicht nur mit Haut und Haaren, sondern auch mit Knochen und Zähnen. Und ihnen ist schwer beizukommen. Dazu kommt noch, dass die Forscher im eisigen Winter Kanadas auf der abgeschiedenen Insel Black Manitou im Schneesturm kaum evakuiert werden können. So muss sich die Gruppe Forscher, Wachpersonal und einiger ziviler Arbeiter den Bestien erwehren, bis sie es vielleicht schaffen, die Insel zu verlassen. Und alle schaffen es garantiert nicht.
Siglers Erstling, neu überarbeitet und auf den Markt gebracht. Gerade die erste Hälfte erinnert den Leser wirklich sehr an Stoffe aus den PC's von Michael Crichton oder dem Duo Preston/Child. Neuartig ist der Stoff also nicht gerade, aber immer beachten, dass es sein Debüt ist. Das Muster folgt auch schon ausgetretenen Pfaden und einige Klischees wie der böse deutsche Professor, die rücksichtslosen Firmenbosse, das abgeschiedene Gebiet - alles vorhanden. Und trotzdem - Sigler präsentiert das alles frisch und spannend, sogar wissenschaftlich einigermaßen fundiert. Nach einem eher ruhigen Beginn mit einigen Differenzen unter den Teammitgliedern und der ausführlichen Vorstellung der unterschiedlichsten Charaktere nimmt das Geschehen mehr und mehr an Fahrt auf und es geht denn auch härter zur Sache. Spätestens so ab Seite 450 (von 640) wird es dann sigler-blutig. Da wird geballert, zerfetzt, gefressen, entdärmt was das Zeug hält. Auch wenn es nur nach dem Prinzip einer nach dem anderen schön die Reihe nach geht, werden von den 15 Anwesenden plus zweier hinzukommenden Firmenhäuptlinge etliche zu Kreaturfutter verarbeitet. Es geht zügig und schnell voran, mit einigen Explosionen, Verfolgungen, Eiseinbrüchen, ein bisserl Sex aufgrund der unvermeidlichen Lovestory, die er eingbaut hat, untermalt. Feiner Erzählstil, manchmal mit etwas Humor, fesselnd und auch spannend, obwohl man sich von Anfang an das Ende ausmalen kann. Wer also die eingangs erwähnten Autoren schätzt, von Sigler schon die vorherigen Bücher kennt, kann hier gar nichts falsch machen bis auf einen Punkt: er darf nicht erwarten, dass Sigler da schon zur Höchstform aufgelaufen ist. Das kam erst mit den Folgebüchern. Gut ist er aber auf alle Fälle. Mehr von Sigler.
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