Dienstag, 30. Oktober 2012

Buchreview "Creekers"


Edward Lee. Phil Straker hat das Städtchen Crick City einst verlassen, um Karriere als Polizist zu machen. Nun kehrt er zurück - gebrandmarkt als Mörder eines Kindes, das er im Dienst unabsichtlich erschoss. Phil merkt schon bald, dass in der Stadt, die er doch zu kennen glaubte, etwas Grauenvolles vorgeht. Auf der Suche nach einem vermissten Mädchen führen ihn die Ermittlungen zu den Creekers - einem abscheulichen Clan, der unter primitivsten Bedingungen in den Wäldern lebt und sich seit Jahrhunderten durch Inzucht vermehrt. Über die Creekers gab es immer mysteriöse Gerüchte, Phil kennt sie nur zu gut: Dämonische Rituale, sexuelle Exzesse, Mord und Kannibalismus. Aber das waren nur harmlose Fantasien.

Phil verliert seinen Job aufgrund einer vermeintlichen Intrige eines offensichtlich neidischen älteren Kollegen, der ihm den Tod eines kleinen Jungen - Aufpasser für Dealer - bei einer Razzia anlastet. Um einer Verurteilung zu entgehen, quittiert er den Dienst und arbeitet als Nachtwächter. Eines Abends schneit sein ehemaliger Chef aus seinem Heimatort bei ihm rein und bietet ihm den Job des Sergeants in seiner Truppe an. Besser als seine jetzige Lage und so nimmt Phil an. Der Sheriff hat Probleme mit Drogendealern, vermissten Landeiern und den Creekers - einer Inzuchtsippe aus den Wäldern der Umgebung - , deren Boss sich einen Stripclub der besonderen Art leistet - und in dem auch Phils ehemalige große Liebe Vicky ihren Dienst am männlichen Kunden versieht. Während Phil seinen Dienst antritt und dabei auch Susan kennenlernt, werden zwei der Redneckschrate, die ihre Drogentransporte auch zum Einsammeln von Mädchen zwecks Vergewaltigung und nachfolgender Zerstückelung nutzen, selbst die Opfer einer nächtlichen Gewaltaktion. Einer wird gehäutet, der andere muss zuschauen. Phil beginnt zu ermitteln, speziell was die Drogen betrifft und er vermutet, dass in dem Stripclub nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Wie recht er hat, ahnt er aber noch nicht.
Dafür wird er aber immer wieder von seltsamen Träumen geplagt, in denen er als Zehnjähriger schreckliche Dinge im Wald erlebt hat. Er und sein Freund Eagle, der jetzt als Drogentransporteur unterwegs ist. Über ihn erhofft sich Phil Zugang zu der Gang. Er schießt sich voll auf den Chef der Creekers ein und je näher er dem kommt, um so düsterer und grauenhafter wird die Szenerie - und er muss feststellen, dass er in seiner Heimat nicht unbedingt jedem trauen kann. Und was noch auf ihn zukommt, übersteigt jegliche Vorstellungskraft.

"Creekers" wird auf dem Frontseite des Umschlags als Thriller deklariert. Und genau als solcher präsentiert sich das im Original 1994 verfasste Buch auch lange Zeit - aber als einer mit etlichen Gewaltspitzen. Angesiedelt in der von Edward Lee anscheinend favorisierten Hinterwäldleratmosphäre werden dem Leser Drogendealer, Psychos, Killer, die inzestuösen Creekers und ein Protagonist präsentiert, der sich nicht nur mit seinen Gefühlen für zwei Frauen rumplagen muss, sondern auch mit schweißtreibenden Erinnerungsfetzen aus seiner Zeit vor seiner Flucht aus der Stadt. Und in all dem bringt Lee auch noch gesellschaftskritische Anmerkungen unter, wie es denn sein kann, dass in einem modernen, reichen Weltmacht-Amerika noch Menschen existieren, die so arm sind, dass sie sich weder Krankenversicherung noch Strom leisten können ( Der letzte Punkt wird ja mit der Energiewende von der hiesigen anscheinend Regierung auch angestrebt, solange die Konzerne keine Verluste erleiden). Der Roman liest sich flüssig und man mag ihn kaum aus der Hand legen, da sich die Spannung und die Handlung von Seite zu Seite steigern, sogar diverse Wendungen vorhanden sind und die Szenerie immer düsterer und blutiger wird. Die Sexszenen sind nicht so ausgewalzt wie bei Laymon, stattdessen regiert die Gewalt und das Dämonische. So manches erinnert an den später verfassten "Bighead" (Die Psychopathen auf der Pirsch, die eine oder andere Metzerlei) und zum Ende hin ist auch der Härtegrad entsprechend. Hätte ich nicht zuvor schon den erwähnten "Bighead" gelesen, wäre die Rezi etwas euphorischer, aber jener war doch um einige Tacken extremer. Das tut der Sache aber keinen Abbruch, denn übrig bleibt immer noch ein harter, spannender, blutrünstiger und heftigerer Horrothriller als es sich andere Verlage zu veröffentlichen wagen. So ist es eben bei Festa und ich warte schon gespannt auf Nachschub.

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