Montag, 19. November 2012

Buchreview "Eiskalt erwischt"


Dan Simmons. Ungerührt wirft Privatdetektiv Joe Kurtz den Mann, der seine Partnerin bestialisch ermordet hat, aus dem Fenster eines Hochhauses, direkt auf das Dach eines Polizeiautos. Diese Rache ist ihm eine Ewigkeit Knast wert. Fast zwölf Jahre später wird Joe entlassen. Im Keller eines Pornoshops eröffnet er sein Detektivbüro. Den ersten Auftrag erhält er von einem Mafiaboss: Er soll den Mord an einem Buchhalter der "Familie" aufklären. Aber Joe findet zuviel heraus. Bald ist er auf der Flucht vor einer Meute aus sadistischen Drogenhändlern, wahnsinnigen Auftragskillern und korrupten Bullen - und in kürzester Zeit stapeln sich in Buffalos Hinterhöfen die Leichen.

Kurtz findet den Mörder seiner Partnerin und steckt dessen Hand erstmal in den Küchenhäcksler, bevor er dessen Flugeigenschaften mit einem Wurf aus dem Fenster testet. Da diese nicht sonderlich ausgeprägt sind, ist die Flugbahn stets abwärts gerichtet und die Landung abrupt und tödlich. Dann lässt sich Kurtz widerstandslos von den Cops festnehmen.Nach rund 12 Jahren kommt er wieder frei und macht sich daran, wieder auf die Beine zu kommen. Ein Büro für Nachforschungen im Keller eines Sex-Shops, eine Sekretärin und die Möglichkeit, bei einem Mafaiboss eine Aufgabe zu bekommen, da er dessen Sohn im Knast beschützt hat. Nach einem kurzen Gemenge mit einem der Bodyguards erhält er den Auftrag, den verschwundenen Buchhalter des Bosses zu finden. Er befragt die Frau des Verschollenen, erfährt nichts, wird aber während des Besuches bei seiner Bewährungshelferin wegen Mordverdachts festgeommen, da die Befragte plötzlich tot und gehäutet aufgefunden wurde. Kurtz kommt ins Untersuchungsgefängnis, wird aber auf Kaution freigelassen, die die Tochter des Mafioso hinterlegt hat. Nach einem erotischen Zwischenspiel verlässt er ihre Wohnung, muss sich aber bald mit dem Bodyguard auseinandersetzen, mit dem er sich beim Boss gekabbelt hatte. Mit einem Totschläger bricht er ihm einige Rippen, legt den Bewusstlosen dann mit den Beinen unter die Räder seines Wagens und erledigt dann die Grundvoraussetzungen für ein Leben im Rollstuhl. In der Zwischenzeit werden Killer von Drogendealern angeheuert, um Kurtz aus dem Weg zu schaffen und als diese Joe angehen, macht er mit den Spacken aus den Reihen einer Arischen Bruderschaft kurzen Prozess. Jetzt ist er fest entschlossen, dem Treiben ein Ende zu machen und packt die Keule aus. Ob es ein Albino-Killer, ein mörderischer Däne oder Consigliere sind, Joe mutiert zum knallharten Hund und räumt unter seinen Feinden ohne Rücksicht auf Verluste auf und wandelt dabei auf der schmalen Grenze zwischen Recht und Gesetz sowie der des Verbrechens.

Dan Simmons ist ja bekannt für seine Vielseitigkeit und auch Stilwechsel, wie ich hier eindeutig im Vergleich zu "Terror" feststellen konnte. Wüsste man es nicht besser, man würde zwei verschiedene Autoren hinter den Werken vermuten. Schon zu Beginn fand ich seine Widmung für Richard Stark köstlich. In der Folge ist der Verfasser in der Lage, einen vergleichsweise minimalistischen Stil abzurufen, der gut zu dem Roman und seinem Protagonisten passt, obwohl der vielleicht noch etwas trockener und cooler hätte daherkommen können. Der eine oder andere Oneliner mehr hätte der Sache sicher gutgetan. Aber das ist Kleinkrämerei. Es entwickelt sich ein harter Thriller, der dem Leser Bilder vor Augen aufsteigen lässt, die mit ihren dunklen Hinterhöfen, verqualmten Blues-Bars, dreckigen Straßen, Kellerbüros und alternden Mafiabossen an Filmklassiker der Schwarzen Serie erinnern. Buffalo an den Niagarafällen auf der US-Seite versinkt alsbald in Blut, nachdem Simmons seine Story aufgebaut, die Figuren, die in manchen Fällen gar nicht oder nur andeutungsweise auf Tiefgang ausgelegt sind (Auch über Joe Kurtz wird man sicher in den Folgebänden "Bitterkalt" und "Kalt wie Stahl", beide auch bei Festa noch mehr erfahren), eingeführt hat und alles auf die entscheidende Konfrontation und die Auflösung des einen oder anderen Rätsels zusteuert. Man trifft auf kalten Professionalismus ebenso wie auf Gier und Wut bzw. Rachlust. So bekommt man einen spannenden, unterhaltsamen Crime-Thriller aus dem Hause Festa, der nicht mit gewalttätigen Blutorgien aufwartet, sondern sehr solide Krimikost zu bieten hat, aber nicht unbedingt für den Horrorliebhaber mit Splatterhintergrund zu den bevorzugten Lektüren zählen könnte. Ein echter Krimi halt.Von einem Autor, der hiermit seine chamäleonhafte Wandlungsfähigkeit erneut bescheinigt und einen traditionellen Hard-Boiled-Thriller abliefert.

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