Donnerstag, 19. September 2013

Buchreview "Niceville 2 - Die Rückkehr"

Carsten Stroud. Zwei Flugzeugabstürze lösen eine Kettenreaktion von brutalen Morden, tödlichen Geiselnahmen und Korruptionsskandalen aus. Niceville, die kleine Stadt im Süden der USA, ist im Alarmzustand, und der Ermittler Nick Kavanaugh aufs Äußerste gefordert. Damit nicht genug, denn er und seine Frau Kate haben gerade den grauenvoll verwaisten Rainey bei sich aufgenommen. aber irgendetwas stört Nick an dem Jungen - nicht nur, dass die Sekretärin aus Schule spurlos verschwunden ist. Überhaupt verschwinden immer wieder Menschen in Niceville. Liegt ein grausiger Fluch über der Stadt? 

Kurz nachdem sich ein Mann mit seiner Cessna direkt in Tallulah's Wall gesteuert hat, rauscht ein Learjet mit einer Gruppe chinesischer Geschäftsleute in eine dichte Wolke von Krähen und sürzt durch den massiven Vogelschlag senkrecht auf einen Golfplatz und hinterlässt einen tiefen Krater. An Bord angeblich ein Teil, das von Byron Deitz und seiner Sicherheitsfirma stammen soll. Der wiederum wird von der Polizei in Gewahrsm genommen, weil er an einem brutalen Banküberfall in Gracie teilgenommen haben soll, bei dem nicht nur über zwei Millionen Dollar erbeutet, sondern auch vier Polizisten und zwei Presseleute (weniger schade drum) ermordet wurden. Als er vom FBI, das die Zuständigkeit übernommen hat, verlegt werden soll, gelingt ihm eine spektakuläte Flucht und er sichert sich danach die Hilfe des IT-Experten seiner Firma, den er wegen diverser Vorfälle in der jüngeren Vergangenheit in der Hand hat. Gemeinsam mit dem türmt er in ein Shopping-Center und verbarrikadiert sich dort in einem Laden für den geneigten Freizietjäger. Versorgt mit allem, was man so braucht. Munition, Waffen en masse und sogar Lebensmittel. Was er nicht weiß: Zwei Zivilisten verstecken sich auch noch in dem Laden. Währenddessen wird die gesamte Chose natürlich im TV übertragen und in Leavenworth verfolgen drei eingekerkerte Mafiosi alles extrem penibel. Sie wollen auch an das geraubte Geld. Also schicken sie einen Spezialisten, der es für sie finden soll nach Niceville. Aber Nick Kavanaugh ist nicht nur in den Strudel wilder Ereignisse mit mehrfacher Todesfolge involviert, sondern muss sich auch noch mit dem von ihm und Kate adoptierten Rainey Mercer rumplagen und mit unheimlichen Vorkommnissen, die allesamt irgendwie mit den Familien Mercer und Teague in Verbindung stehen. Menschen verschwinden, aber dafür gibt es unerklärliche Sichtungen von Personen, die längst tot sein müssten. Eine Wesenheit oder Andersheit scheint sich in Niceville auszubreiten und all das Leid zu verurtsachen. 

Der phantastische Genremix aus Grusel und Thriller setzt nahtlos genau da an, wo "Niceville" geendet hat. Nachdem in Buch eins die Charaktere und die diverse Handlungsstränge eingeführt wurden, lässt Carsten Stroud die Handlung sehr zügig und mit einigem an deutlichem, aber auch unterschwelligen Humor fortfahren (Dialog nachdem die Cessna in den Berg geknallt ist: Zitat: "Was dem Piloten da durch den Kopf gegangen sein mag?" - "Die Frontscheibe." Zitat Ende) und macht "Niceville 2 - Die Rückkehr" direkt zu einem Page-Turner, den man kaum aus der Hand legen möchte. Das Timing stimmt, die Story geht flugs voran und weist trotz der knapp über 600 Seiten kaum Längen auf. In der ersten Hälfte des Buches ist das Böse noch nicht so präsent, doch wie auch schon bei Stephen King immer mal wieder gelesen (und vor dem braucht sich "Niceville" nicht zu verstecken, die Qualität stimmt), nimmt es nach und nach immer mehr Raum ein, will nach Niceville eindringen. Stroud lässt den Leser nach den Andeutungen im ersten Teil nun mehr erkennen, was das Böse umtreibt. Es scheint sich um einen Konflikt noch aus den Tagen der Sklaverei, schon begonnen noch auf  Hispaniola im 18. Jahrhundert und der bis in die Gegenwart andauert und wohl mit den Gründerfamilien des Städtchens einiges zu tun hat. Carsten Stroud schafft es, rasante Actionpassagen und Thrillerelemente erst in den Vordergrund zu stellen und sie dann zugunsten des Mysteriösen etwas zurückzufahren, ohne dabei an Tempo zu verlieren. Er bietet die eine oder andere Erklärung für bisherige Geschehnisse, baut aber gleichzeitig neue unheilvolle Kräfte auf, die ihr Ende dann wohl erst im finalen dritten Band finden werden. Denn trotz aller Andeutungen ist noch lange nicht klar, was das Böse mit dem Ort wirklich vor hat; man weiß nur, dass sämtliche blutigen und brutalen Ereignisse mit der Erscheinung zusammenhängen, mit dem Ding, das von Rainey Besitz ergriffen hat. Geister und Gespenster, Action und Humor und alles zusammen zu einem fetzigen Spektakel gemacht, das den Leser nicht mehr löslässt und ihn ungeduldig auf "Niceville 3 - Der Aufbruch" (August 2014) warten lässt. bis hierher hat Carsten Stroud auf jeden Fall alles richtig gemacht. Und hier wäre (obwohl ich den dritten Band natürlich noch nicht kenne) eine TV-Serie sehr wünschenswert - und die könnte man gar ohne große Veränderungen vorzunehmen über mehrere Staffel bringen. Das Buch war/ist jeden investierten Euro wert.

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