Lee Child. South Dakota im tiefsten Winter. Der Bus, in dem Jack Reacher unterwegs ist, gerät auf einer Brücke ins Schleudern und landet im Straßengraben. Weiterfahrt ausgeschlossen. In der nahen Kleinstadt Bolton schlüpft Reacher vorübergehend bei einem Cop unter - und erfährt, dass die örtliche Polizei eine Seniorin zu schützen versucht, die Zeugin eines Drogendeals wurde. Seine Alarmglocken schrillen, als kurz vor der Gerichtsverhandlung erst eine Gefängnisrevolte ausbricht und dann auch noch ein stillgelegtes Army-Flugfeld vor den Toren der Stadt von Schnee und Eis befreit wird. In klirrender Kälte krempelt Reacher die Ärmel hoch.
Reacher strandet als Gast in einem Reisebus voller Senioren auf Urlaub nach dem Rutscher in einen Straßengraben in dem Städtchen Bolton. Die haben derzeit Hochkonjunktur, da die Stadtoberen mit allen Mitteln darum gekämpft haben, einen neuen Gefängnisbau in der Umgebung zu erhalten, der nicht nur Arbeitsplätze schafft, sondern durch die vielen Angehörigen, die ihre Knackis besuchen, auch Geld in die Kassen spült. Motels und Hotels sind ausgebucht, sodass die Reisenden auf die zuvorkommende Bevölkerung verteilt werden, bis eine Weiterreise möglich ist. Reacher kommt bei Andrew Peterson unter, der stellvertretender Chief der örtlichen Polizei ist. So erfährt er auch von der Seniorin, die als Zeugin in einem Drogendeal auftreten will und beschützt werden muss - und von den verrückten Bedingungen, auf die die Stadt eingegangen ist, um den Deal mit dem Knast/Staat zu bekommen. Heulen die Sirenen des Baus haben alle, wirklich alle Cops der Stadt zu erscheinen, um die Umgebung gegen einen vermeintlichen Ausbrecher abzuriegeln oder bei einem Aufruhr einzugreifen. Reacher, der sich mit Peterson durchaus versteht, bietet seine Hilfe an, da er bei dem Wetter eh nicht weiterreisen kann. Die Situation, die bald eintritt, scheint wie geschaffen für einen Anschlag auf die Dame. Doch damit nicht genug ärgert sich die Stadt noch mit einer Hundertschaft Bikern rum, die sich auf einem verlassenen Flugfeld nahe der Stadt eingenistet haben. Chief Holland können Reacher und Peterson gerade noch vor einer heftigen Auseinandersetzung mit zweien der Typen bewahren. Und Reacher wird neugierig. Was machen die Typen im dicksten Winter auf dem Flugfeld? Ist unter ihnen vielleicht der Killer? Und was hat es mit dem einsamen Bau auf sich, der auf dem Gelände steht und eher zu einem unterirdischen Gewölbe zu gehören scheint?
Mal abgesehen davon, dass Reacher bei der Scheißkälte keineswegs die Ärmel HOCHkrempelt, beginnt das Buch stellenweise wie eine Berichterstattung. Fakten, Informationen, alles knapp und kurz formuliert. Auch die Dialoge sind her trocken und ohne viel Worte, wobei Reacher den einen oder anderen Spruch von sich gibt, der es in sich hat. als er bei der Auseinandersetzung mit zwei Bikern vom Chief gefragt wird, wieso sie jetzt zwei Krankenwagen bräuchten, lässt er den wissen, er sei ausgerutscht. Was ausgerutscht? Na, als er dem einen den Ellbogen vor den Kehlkopf donnerte, sei er weggerutscht, sonst würden sie jetzt einen Leichenwagen und einen Krankenwagen benötigen. Da musste ich dann unwillkürlich an Tom Cruise als Reacher denken. Der hätte dem Riesenbiker höchstens die Stirn in den Schritt rammen können (Dennoch hat mir der Film mit Cruise gefallen, nicht wegen, aber trotz Cruise.). Lee Child setzt hier viel auf Spannung und Atmosphäre, lässt sogar wieder ein paar Häppchen aus Reachers Vergangenheit einfließen, gibt ihm emotionale Momente. "61 Stunden" ist ein Countdown, der von Beginn an runtergezählt wird und da es ein bisschen länger ist, als bei Jack Bauer in "24", darf der Protagonist sogar etwas ruhen. Dafür ist aber auch das Tempo nicht so hoch. Die Lektüre spielt eher mit der Neugier und der Erwartungshaltung des Lesers, was denn nun geschehen wird und was hinter den vielen offenen Fragen steckt. Und nicht alles, was Reacher anpackt, gelingt auch. Genaus deshalb geht er dann später um so schonungsloser vor. Und im Frühjahr 2014 soll dann schon "Wespennest" kommen. Steht schon auf der Orderliste. Ach ja, den Bösewicht Plato könnte Tom Cruise hier zumindest von der Größe her viel eher darstellen, hehe.
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