Mittwoch, 15. Januar 2014

Buchreview "Strasse des Todes" R. Crais

Robert Crais. Jack Berman macht mit seiner Freundin Krista einen Ausflug in die kalifornische Wüste. plötzlich zerreißen Motoren die Stille, Schienwerfer schneiden durch die Nacht. Die beiden beobachten, wie eine Gruppe Mexikaner von mehreren Männern brutal zusammengetrieben wird. Dann fallen Schüsse. Sechs Tage später wird der Ermittler Elvis Cole mit der Suche nach dem jungen Pärchen beauftragt. Für ihn und seinen Partner Joe Pike beginnt ein Albtraum.

Die beiden jungen Leute wissen gar nicht, wie ihnen geschieht, als sie plötzlich von einer Bande Menschenschmuggler, wie sie vermuten, einkassiert werden. Man schafft sie zusammen mit etlichen anderen Personen unterschiedlicher Nationalität, die über die Grenze in die USA wollten, in sichere Häuser und sperrt sie ein. Nach einigen tagen beauftragt die Mutter des Mädchens Krista den Detektiv Elvis Cole damit, ihre Tochter zu suchen. Der nimmt zusammen mit seinem Kumpel Joe Pike erste Ermittlungen auf. Bald finden sie die Stelle, wo die zwei sich zuletzt aufgehalten hatten. Der Wagen des Jungen wurde inzwischen geklaut und von einem Händler in Einzelteile zerlegt und diese dann weiterverkauft. Doch dann nimmt die Sache eine Wendung, mit der keiner gerechnet hatte. Die Menschenschmuggler, die das Paar entführt haben, sind nicht die gewohnten Auftragnehmer - sie haben sich die "Ware" angeeignet und damit ein anderes Kartell auf sich aufmerksam gemacht und zudem die nun die koreanische Mafia im Genick, die ebenfalls einige Leute unter den Neuankömmlingen hatte. Elvis Cole denkt sich einen Plan aus, der aber auch nicht perfekt funktioniert. Bald gehört er selbst zu den Verschwundenen. Jetzt ist es an Joe Pike, der seinen Freund Jon Stone ins Boot geholt hat, die Kastanien und Cole aus dem Feuer zu holen.

Robert Crais ist als der Autor von "Hostage - Entführt", der mit Bruce Willis nach etlichen Umarbeitungen am Drehbuch verfilmt wurde, hierzulande bekannt. Sein jetzt erschienener Roman scheint nicht jeden Geschmack  zu treffen, wenn man liest, dass hier wieder nur die Mexikaner verunglimpft werden, die als Verbrecher herhalten müssen (Ja, was gibt es denn wohl in Mexiko und Umgebung? Stimmt: Mexikaner). Oder die Sprache wäre zu derb, die Handlung zu brutal. Dem ist natürlich nicht so - höchstens für Hedwig Courts-Mahler-Leser(-innen) vielleicht. Robert Crais hat eine neue, kriminelle Masche offenbart, die mir so noch gar nicht bekannt war. Da werden Menschenschmuggler, die sogenannten Coyoten, überfallen und man nimmt ihnen ihre "Reisenden" ab. Diese werden in ruhigen Häusern untergebracht und dann versucht man deren Angehörige zu schröpfen. Solange bezahlt wird, ist alles halbwegs gut. Sobald sich jemand weigert oder einfach kein Geld mehr hat, werden die Gefangenen nicht freigelassen, sondern getötet und in Massengräbern verscharrt. Eine düstere Variante im Grenzberich USA/Mexiko. Hier agieren die Detektive Cole und Pike und der in teilweise recht lässigem Ton geschriebene Thriller erwartet vom Leser etwas Aufmerksamkeit. Diverse Perspetkivwechsel zwischen dem Ich-Erzähler Cole und den Gefangenen sowie anderen Beteiligten und etliche Zeitsprünge vor die Entführung und nach der Entführungen jeweils aus anderen Blickwinkeln benötigt dann doch etwas Konzentration für den flotten, wenn auch nicht wie beworben rasend schnellen Roman, der zwar einen gewissen Anteil an Coolness und etwas Härte aufweist, aber beileibe nicht an solch harten Hunde wie z. B. einen Joe Kurtz von Dan Simmons heranreicht. Nichts für literarische Feingeister und Freunde chronologisch ordentlich gereihter Geschichten, aber unterhaltsam, mit einem guten Tempo und sauber gezeichneten Charakteren (wobei Jon Stone doch etwas überzogen wirkt als Alleskönner), die auch mal mit Härte gegen die Gangster vorgehen, wenn nötig. Übermäßige Brutalitäten waren hier aber nicht zu finden, alles hielt sich in einem für den Gelegenheitsleser normalen Rahmen. Und wie gewohnt beim Verlag des Massenvertrauens haben die Helden der Belletristik mal wieder eine Reihe mit dem letzten Roman daraus begonnen, was man an einigen Anspielungen auf frühere Fälle und bei der Darstellung der Protagonisten hin und wieder bemerkt. Unterhaltsam, aber keine Pflichtlektüre.

4 Kommentare:

Brice hat gesagt…

Werd ich mir vielleicht trotzdem mal anlesen.
Dadurch das ich neulich "The Bridge - America" gesehen habe (kann ich übrigens sehr empfehlen, war mal frisches im Serienmarkt), passt das ganz gut :)

Harry hat gesagt…

Ich will dir den jetzt auch gar nicht ausreden, denn schlecht ist er ja nicht wirklich.

The Bridge haben die Amis doch auch nur aus Europa kopiert soweit mir bekannt. Ne Skandi-Serie, aber den Titel weiß ich nicht mehr.

Gruß
Harry

Brice hat gesagt…

Heißt ebenfalls "Die Brücke", nur halt zwischen Dänemark und Schweden, statt zwischen USA und Mexiko.

Bei der US Serie sind allerdings die Skandinavischen Autoren ebenfalls für das Drehbuch verantwortlich und auch Produzenten. Ist also mehr portiert als kopiert, ausnahmsweise mal :)

Von allem was so neu am Serienmarkt ist hat mir The Bridge mit Abstand am besten gefallen, auch wegen den guten Charakteren und Diane Krüger die wirklich sehr gut in ihre Rolle passt. Bin schon auf die 2. Staffel gespannt.

Harry hat gesagt…

Und ich kann gar nix zu sagen, weil ich mich weder um die skandinavische noch die US-Serie gekümmert hab.