Dienstag, 9. September 2014

Buchreview "Lone survivor" M. Luttrell, P. Robinson

Patrick Robinson, Marcus Luttrell. SEAL Team 10: eine Elitetruppe. Die Mission: einen al-Qaida-Führer zur Strecke bringen. Der Feind: Dutzende zu allem entschlossene Taliban-Kämpfer. Vier SEALs gegen eine ganze Armee. Und dann bricht die Hölle los. Die Army schickt Helikopter zur Verstärkung. Neunzehn Männer kommen um, ein einziger kommt zurück. Dies ist sein Bericht.

Marcus Luttrell ist auf einer Ranch in Texas aufgewachsen. Schon früh wird er zusammen mit seinem Zwillingsbruder vom Vater zur Selbstständigkeit erzogen. Ausserdem trainiert er mit dem Familienoberhaupt das Schießen, Jagen, Fischen, Schwimmen und Tauchen. Als er älter wird, beschließt er, später zu den SEALS zu gehen. Um fit dort anzukommen, lässt er sich von einem ehemaligen SEAL in der Nähe der Heimatstadt ausbilden. Deshalb kommt er auch einigermaßen leicht durchs Boot Camp, auch wenn er die Kälte im Norden der USA nicht gewöhnt war. Von dort aus geht es zur richtigen Ausbildung für die SEALs, die in mehreren Phasen inklusive Höllenwoche stattfindet. Es ist ein mörderisches Auswahlverfahren, das am Ende von rund 180 Leuten nur 30 bestehen. Nach dem Drill geht es für Luttrell Richtung Irak, ein bisschen Sadam ärgern. So wird er dann von Einsatz zu Einsatz verlegt, bis er dann mit seinen Kameraden Mikey, Axe und Danny nach Afghanistan geschickt wird, um einen Taliban-Führer auszuschalten, der sich etliche Morde an Amerikanern und Soldaten schuldig gemacht hat. Sie werden abgesetzt und müssen sich zu Fuß durch das karge Land schlagen. Immer auf der Hut vor dem Feind, der sich in dieser Gegend bestens auskennt und sich ihr über Generationen hinweg angepasst hat. Trotz aller Vorsicht stoßen sie auf Ziegenhirten, die ihre Herde bewachen. Nach einer ausführlichen Beratuung beschließen sie, die Leute laufen zu lassen. Möglichweise ein Fehler, denn bald werden sie von einer riesigen Übermacht Taliban umzingelt. Sobald die das Feuer eröffnen, bricht die Hölle los. Sie veschanzen sich und versuchen, den ständigen Attacken ihrer Feinde standzuhalten, die dabei sind, sie zu umzingeln. Das geht nicht ohne Verletzungen ab und als Danny, mittlerweile mehrfach schwer getroffen, kaum noch weiter kann, bleibt er zurück, um die anderen bei ihrem Rückzug zu decken. Immer mehr geraten die verbleibenen drei in die Bredouille und bald sind alle mehr oder minder schwer verwundet. Mikey begibt sich schwer verwundet aus der Deckung mitten ins Feindfeuer, um per Handy Hilfe anzufordern. Er kommt zu den Kameraden durch, überlebt diese Tat aber nicht. Auch Axe und Luttrell werden verwundet und stürzen in eine Schlucht. Die Taliban suchen nach ihnen, finden sie aber nicht. Doch sie wurden getrennt. Auch der verletzte Luttrell kann Axe nicht finden. Dafür aber wird er gefunden. Von eingen Paschtunen, deren Dorf in der Nähe ist. Bei denen ist es ehernes Gesetz, dass sie einen Mann, dem sie Zuflucht gewährt haben, bis auf den eigenen Tod verteidigen und nicht ausliefern werden. Nur dadurch kann Luttrell überleben und von einem Rettungshubschrauber abgeholt werden. Zu Hause angekommen, nachdem er zuvor einige Wochen im Hospital in Deutschland auskuriert wurde, empfangen ihn dort erst seine Familie, Freunde und SEAL-Kameraden, bevor er zur Ordensverleihung zum Präsidenten gerufen wird.

Da dieses Buch in vielen Rezensionen einige Kontroversen verursacht hat - ebenso wie bei manchen Büchern aus dem Festa-Verlag - und hier ordentlich gegenseitig Feuer gegeben wurde, ob der politischen Gesinnung, zitiere ich hier einmal Dale Brown aus einem seiner McLanahan-Bücher:"Flier under fire". Wer sich in seinen Rezensionen mit neutralen Zweizeilern, die nichts aus dem Inhalt des Buches aufzeigen, erlaubt, etwas stark zu kritisieren, muss sich nicht wundern, wenn er Gegenfeuer bekommt. Gleiches gilt für plakative Meinungsäußerungen, die verunglimpfend daherkommen wie es hier stellenweise der Fall war. Vor allen Dingen sollte man sich aber nicht mit einer Reaktion darauf zurückhalten, bloß weil es gerade nicht in die politisch korrekte Landschaft passt oder man glaubt, der Hetze beschuldigt zu werden. Noch herrscht Meinungsfreiheit und daher äußere ich die auch in solchen Fällen.
Luttrell/Robinson sprechen oft die Rules of Engagement, die Politiker und die Presse an. Ein zweischneidiges Schwert. Presseleute, die sich um ihres Jobs willen in Gefahr begeben, müssen auch damit rechnen, in der Gefahr umzukommen. Das spätere allgemeine Gewinsel um deren Schicksal ist überzogen. Aber diese Menschen machen wenigstens ihren Job so, dass sie wissen, worüber sie schreiben. Irgendwo weitab von der Front oder jeglichem Geschehen sitzen Politiker, Fernsehfritzen und Schreiberlinge oder "Pazigesinnte", die keine Ahnung von der ganzen Sache und einem Kampfeinsatz haben und spekulieren, schreiben oder behaupten Unwahrheiten um der Quoten willen oder stellen Regularien auf, deren Realitätsnähe sie nicht kennen. Andererseits sollte auch gewährleistet sein, dass sich die kämpfenden Truppen nicht auf das Niveau des Gegeners herablassen oder gar noch schlimmer agieren. Schwierig zu entscheiden, wenn man nicht vor Ort ist. Ach ja, im allgemeinen sollte man der sogenannten Pressefreiheit gewisse Riegel vorscvhieben, weil die vielen schwarzen Schafe der Zunft sie dazu nutzen, Lügen zu verbreiten, Personen zu bedrängen und auch vor dem einen oder anderen Rechtsbruch nicht zurückschrecken. Wehrt sich ein Betroffener, wird wieder nach der Pressefreiheit geplärrt. Hier gehören Beschränkungen für diesen "Berufs"-stand her.
Patrick Robinson war ein Grund, warum ich dieses Buch längere Zeit gemieden hatte. In den letzten Jahren hat er nicht mehr nur patriotisch überzogen geschrieben, er hat in gewisser Weise Mord als legitimes Mittel zum Schutz der Wirtschaft beschrieben, Gegner verunglimpft, herabgewürdigt und beschimpft. So krass, wie ich es bisher noch nicht gelesen habe. Also alles nur in seinen Romanen, seine persönliche Einstellung kenne ich natürlich nicht. Hier hat er sich dann doch zurückgenommen, obwohl er hier die Story eines Helden erzählen durfte. 
Marcus Luttrell diktiert seinem Co-Autor seine Geschichte sehr subjektiv. Der Lone-Star-State Texas ist natürlich das einzig wahre Land der USA, die dortigen Männer sind echte Kerle, die Präsidenten, die von dort kamen sowieso. Kritische Untertöne hört man nur in Richtung Presse oder Politik (nicht gänzlich unberechtigt, aber doch sehr einseitig) und die Rules of Engagement werden in der Form als obsolet hingestellt, als dass die Truppe wohl nie in Gefahr geraten wäre, hätte man die Ziegenhirten einfach umgelegt. Die kämpfenden Parteien sind sauber getrennt, die Beschreibungen der Taliban mit ihren glaubensbegründeten Bärten und ihrem Hass auf die USA ebenso wie die heldenhaften, gut ausgebildeten Patrioten, die die westliche Welt verteidigen. "Lone survivor" hat  meines Erachtens aber auch einige Züge eines simplen Romans, da hier wirklich mit jeder Emotion hausieren gegangen wird, diverse Klischees eingearbeitet sind und besonders die Geschenisse in der Heimat unrealistisch strahlend geschildert werden, dass es sich doch sehr übertrieben anfühlt. Glorifizierend, mit ner Menge Pathos und in einer oft gesehenen oder gelesenen Erzählkurve (Ausbildung, Einsatz, Heimkehr) wird die Geschichte des Marcus Luttrell zum Besten gegeben. Ein Buch, das amerikaner sicher besser einordnen oder verstehen können als Europäer. Hat sich wie ein brauchbarer Roman gelesen, nicht mehr, nicht weniger. Den Film muss ich mir demnächst noch ansehen.

2 Kommentare:

Shane Schofield hat gesagt…

Deine Buchbesprechungen sind immer wieder sehr gelungen und weiterhin eine tolle Bereicherung. Und das meine ich wirklich so!

Harry hat gesagt…

Dann darfst du aber nach dem Zhenjährigen erst recht nicht aufhören. Ich hab noch Lesestoff für weitere zehn Jahre. Und Filme wird es auch immer weiter geben. Ob die dann gut sind oder Action beinhalten, steht auf nem anderen Blatt.

Ein paar gute Bücher, die Action vorziehen, liegen ncoh vor und weitere werden kommen. Ich sag da mal Festa mit Stephen Hunter und Ben Coes. Beide noch dieses Jahr. Und auf dem Festa-Ableger DELTUS werden wir künftig auch gut versorgt. SciFi, Fantasy, Endzeit, Kaiju. Was will das Herz mehr? JAAAA genau, mehr Sachen wie Reilly oder Martin Kay. Da sollten sich die Verlage mal wieder drum kümmern. Problembelastete "Helden" mit der Charakterstärke des ungehemmten Flennens brauchen wir nicht. Rohe Gewalt, Blutvergießen und hohen Munitionsverbrauch in einer temporeichen Story, die nicht immer logisch sein muss, aber schnell.

Gruß
Harry