Richard Jay Parker. Der
Besuch in einem Café endet für Leo Sharpe in einem Albtraum: Seine Frau
Laura verschwindet ohne jede Spur. Offenbar geriet sie in die Gewalt des
Vacation Killers – einem Serienmörder, der seine Taten über
Ketten-E-Mails ankündigt, Tage bevor er einen gekochten Kieferknochen an
die Polizei schickt. Verzweifelt kämpft Leo gegen die Zeit und gegen seine eigenen Dämonen. Er muss alles riskieren, um den Killer zu stoppen.
Da erhält er eine E-Mail:
leite
diese email an zehn freunde weiter - jeder dieser freunde muss sie auch
an zehn freunde weiterleiten - vielleicht wird einer dieser freunde von
freunden von freunden einer von meinen freunden sein - wenn diese email
innerhalb von einer woche in meinem posteingang landet, schneid ich der
schlampe die kehle nicht durch
Quelle: Festa-Verlag
Als es mit diesen Kettenmails begann, wurde sie anfangs nicht sonderlich ernst genommen - bis man die ersten, in den Nachrichten beschriebenen, Opfer fand bzw. deren Kieferknochen der Polizei zugeschickt wurden. JETZT begann eine fieberhafte Suche nach dem Psycho, die aber eher damit endete, dass die Polizei die Angehörigen verhörte, überwachte und somit zuvorderst verdächtigte. Sicher fanden die Medien wie gewohnt ihren perversen Gefallen an den Vorkommnissen und gruben Fälle aus, die durchaus ins Konzept des Killers passen könnten. In Deutschland, den USA, Montenegro und eben in England. Dann veschwand Leo Sharpes Frau Laura. Er sucht und sucht - bei Verwandten, Bekannten, Freunden, Ex-Freunden, selbstverständlich den Nachbarn und Arbeitgebern. Niemand hat einen Hinweis oder auch nur eine kleine Spur. Die Polizei wird von Woche zu Woche, Monat zu Monat nachlässiger, hat sich um andere Fälle zu kümmern, lässt aber anscheinend den Ehemann überwachen. Und der: wird wie aus heiterem Himmel von einem Bookwalter angemailt., dass dieser der VK (Vacation Killer) sei und seine Frau habe. In wochenlangem Dialog zwischen Hoffen und Bangen beginnt ein "Tanz der Worte" zwischen den beiden Kontrahenten. Via Internet nicht zuviel preisgeben, aber so viele Infos wie nur möglich entlocken wollen. Es erscheint vollkommen irrig, dass dieser Typ, der angeblich in den USA ist, laut der dortigen Behörden das Land, ja sogar den Bundesstaat Louisiana nie verlassen hat, etwas mit der Sache zu tun hat. Dennoch hat er Material, dass Leo unruhiger werden lässt als sonst bei solchen Gelegenheiten. Da bietet ihm der Typ doch tatsächlich Hin- und Rückflug nach New Orleans an, will ebenso Kosten für Hotel und alles Weitere übernehmen. Leo in seiner Verzweiflung und nach fünfzehn langen Monaten völlig aufgezehrt, nimmt an. Was er dort erfahren muss, lässt ihn an der Menschheit zweifeln.
"Stop me!" beginnt wie ein ganz fieser, kleiner Thriller um einen perfiden Trend im Internet, der sich diese lästige Tradition der Kettenbriefe und das Treiben von Serienkillern zunutze macht. Lange Ungewissheit und immer neue Verdächtige, die aus dem Dunstkreis der User auftauchen, die man für den VK hält, erhöhen die Spannung. Unerwartet kommen dann auch die nur allzu menschlichen Aspekte ins Spiel. Während Leo auf Schlafmitteln ist, seiner Arbeit nur noch im Tran nachgeht, einen zwanghaften Putzfimmel entwickelt hat, mittlerweile seine Hoffnung an kleinere Dinge klammert und auf andere Menschen gerne verzichten kann, treten um ihn herum plötzlich einige kleinere und größere Dramen zutage, die er zuvor nicht bemerkt hat und die ihn jetzt bestenfalls peripher interessieren.Viele der ihn umgebenden und handelnden Personen sind nicht wirklich die glücklichen Menschen, die sie nach außen hin zu sein scheinen. Während er wie im Wahn weiterermittelt, anscheinend jederzeit überwacht, deckt er familiäre Unglücke auf, Personen, die an den Abgrund geraten sind und dennoch nicht zu Sharon weist. Dafür ereignen sich bald mehrere tödliche Unfälle. Nach den Einblicken in diverse Krisen steigt die Spannung ebenso wie der Adrenalinspiegel. Das Ende wird dann doch in dieser Form nicht erwartet. Soweit also gelungen. Nur dass ich persönlich schon den einen oder anderen Thriller (Anders de la Motte) mit Internet-Hintergrund gelesen habe, die mir einen Tick besser gefallen haben und mehr Drive hatten. Dennoch: "Stop me!" liest sich flott, wirkt auch in den Phasen der Trauer und Depressionen (Bei den Buchfiguren) selten gehemmt und lässt sich in einem durch lesen. Nette kleine Überraschung am Ende sorgt für eine abgerundete Zufriedenheit beim Leser. Wer einen Actionkracher erwartet haben sollte, wird natürlich enttäuscht sein, zur Fraktion der Hunter oder Coes gehört Richard Jay Parker nicht.
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