Freitag, 13. März 2015

Buchreview "Tödlicher Sog" I. Remes

Ilkka Remes. Was als tragischer Mordfall an einer Schülerin beginnt, ist der auftakt zu einem atemberaubenden Thriller über internationalen Waffen- und Steroidhandel - und ein schmutziges Geheimnis um den Untergang der Estonia.

Roni ist unter Aufsicht seines fürsorglichen Vaters Tero ein aufstrebendes Talent in der G2-Serie. er könnte der nächste Mika Häkkinen werden, wenn alles anch Plan verläuft. Doch eines Abends gerät ein Streit mit seiner Freundin Julia etwas ausser Kontrolle. Er würgt sie, bis sie bewegungslos am Boden liegt und hat dann ab. Zuhause muss er dann seinem Vater alles beichten. Dieser versucht, seinen Sohn solange zu schützen, dass der seine Karriere starten kann und sich dann selbst der Polizei stellen soll. So beginnt er eine Vertuschungsaktion. Doch so einfach wird die Sache nicht. Also entschließt sich Tero, seinen missratenen zweiten Sohn Valtteri hinzuhängen. Der ist als drogensüchtiger Kleinkrimineller eh schnell ein gefundenes Fressen für die Polizei. Muss man im halt einige Indizien unterjubeln. Gedacht, getan - und dennoch verloren. Toomas, der Onkel von Julia kommt mit einer Aufnahme an, die bestätigt, dass sich Roni und Julia am Abend des Mordes getroffen haben. Und er will etwas für sein Schweigen. Die beiden Komplizen sollen aus dem Tresor eines Sponsors von Roni in einer Bank in Lausanne verschiedene Unterlagen entwenden. So begeben sich die Zwei auf die Reise zum Sponsor in Spanien, beschaffen sich trickreich die Zugangsdaten und einen falschen Ausweis, der Tero zum Schließfach durchkommen lässt. Der findet ein VHS-Band und einige Unterlagen, was er auch alles mitnimmt. Während er dort war, hat ein weiterer Mann nach dem Schließfach gefragt und als er erfährt, dass Tero soeben dort war, verfolgt er ihn. Und in Finnland macht sich der Vater von Julia auf, den Mord an seiner Tochter auf eigene Faust aufzuklären. Besonders, weil die Polizei in deren Zimmer einige tausend Euro gefunden hat und niemand sich erklären kann, woher das Geld kommt. Jenni, eine Freundin von ihr, erzählt, dass Julia in den Handel mit Steroiden verwickelt gewesen sein - und Roni nimmt das Zeug zur Stärkung der Nackenmuskulatur. Kimmo, der Vater, ist ausser sich vor Wut. Und unterdessen werden Tero und Roni von Männern gejagt, die an die Sachen aus dem Tresor wollen.

Zu Beginn fällt es einem echt schwer, sich mit den beiden Arias' Tero und Roni auch nur ansatzweise anzufreunden, Sympathien zu entwickeln. Sie erscheinen ohne Rücksicht auf andere nur ihr Ziel im Kopf zu haben. Besonders der Vater, der doch recht berechnend seinen anderen - nutzlosen erscheinenden - Sohn opfern würde. Auf den ersten rund 130 Seiten dreht sich fast alles um den bis dahin "simplen" Mord mit dem Ansatz zum Familiendrama. Doch  mit jeder weiteren Seite entwickelt Ilkka Remes wieder einen seiner bekannten Thriller, in denen er Haken schlägt, wie ein Hase auf der Flucht. Und wie auch schon fast gewohnt, lässt er seinen Roman internationales Flair entwickeln. Die Deutschen und sogar die Amerikaner finden kaum Erwähnung in "Tödlicher Sog", dafür aber die Nachbarn Schweden und Russland. und plötzlich sind neben den Steroiden auch noch Waffen, Geheimagenten und Killer im Spiel. Und dann führen Spuren zu dem eh schon geheimnisvollen und nie richtig aufgeklärten Untergang der "Estonia". Warum wurden Ermittlungen behindert, Tauchgänge nicht erwähnt oder untersagt, Rettungsflüge verheimlicht, das Wrack nie geborgen, die Toten ebenfalls nicht? Und so kommt es, dass Ilkka Remes seine Landsleute und auch die schwedischen Nachbarn bald in einem schlechten Licht dastehen lässt. Die Einen als Waffenlieferant Nummer Eins in Europa und die Anderen als deren willfährige Erfüllungsghilfen ohne Rückgrat. Mit zunehmender Dauer, ansteigender Seitenzahl wird das Buch immer spannender, tritt der Mord fast in den Hintergrund und ja - ab da hab ich sogar mit den zwei Arias' mitgefiebert. Dennoch konnte es noch nicht ganz mit dem Ende versöhnen. Abgesehen davon ist Ilkka Remes zum wiederholten Male ein ganz starker, spannungsgeladener und abwechslungsreicher Thriller gelungen, der in höchstem Maße zu unterhalten weiß, auch wenn er etwas Anlaufzeit braucht.
 

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