Donnerstag, 8. Oktober 2015

Buchreview "Tidal Grave" H. E. Goodhue

H. E. Goodhue. Jedes Jahr im Sommer werden die Bewohner von Sunset Island von einer gottlosen Seuche heimgesucht - Touristen. Ray Weller, den meisten nur als "Der Kapitän" bekannt, bringt mit seiner Fähre diejenigen auf seine geliebte Insel, die er am meisten verachtet. Ray verabscheut die Touristen, verabscheut seinen Job und seinen Spitznamen. Aber bald muss er feststellen, dass Sunset Island durch etwas viel Schlimmeres als Touristen bedroht wird. Etwas ruht unter der Insel, etwas altes und längst vergessenes. Etwas, dass niemals hätte geweckt werden sollen. Als ein Wirbelsturm Sunset Island vom Festland abschneidet, sind die Einwohner und Touristen gleichermaßen auf der Insel gefangen. Und zu genau jener Zeit steigt etwas aus der Tiefe empor, vor dem sogar die Haie weit ins offene Meer flüchten. Jetzt muss Ray einen Weg finden, seine geliebte Insel zu retten - und vielleicht sogar ein paar von den Touristen, die er so hasst.

Ray ist schon eine Marke. Musste er einen Beruf als Fischer doch aufgeben, weil die Gier seine Fischgründe leergefegt hat. Nicht unbedingt leergefischt. Die US-Armee hatte auf dem vorgelagerten Peach Island ein Forschungszentrum und zudem wurden die Rechte an den Seemeilen vor der Küste an eine Ölfrima namens Gaxco verscherbelt und schon waren die Fische und somit die Lebensgrundlage von Ray und seinen Kollegen vertrieben. Die Honoratioren der Stadt, die diese Entscheidung getroffen haben, setzten dann auf den Tourismus und so wird Sunset Island eine dieser altbekannten Tourifallen. Und Ray? Hat einen neuen Job: er darf die Fähre kutschieren, die die ungeliebten Fremdlinge, die wie eine Alien-Invasion über seine Heimat herfallen und auch noch nach Fotos mit ihm gieren. Gar nicht sein Fall. Als dann Alex, einer dieser Jungschnösel, die mit Genuss das Geld der Eltern verbraten, wie alle Jungspunde im Leben weder was wissen noch was geleistet haben und sich dennoch jedem Menschen, der älter ist als sie, total überlegen fühlen, ihn nach einer Tour aufs Meer fragt, um Peach Island zu besuchen und die Bohrinsel, auf der die Arbeiter es sicher nicht abwarten können, von Berufsfaulenzern begafft zuwerden, zu besichtigen, lehnt er ab - und das nicht unbedingt dankend. Alex ist aber wild entschlossen und nach einer durchzechten Nacht macht er sich mit seinen drei wilden Companeros halt ohne professionelle Unterstützung auf den Weg. Kurz nach Peach Island und mal geschaut, was die anderen Kiddies so veranstalten und dann ab zur Gaxco-Bohrinsel. Die haben derzeit andere Probleme als lästige Amateur-Seebären. Als es bei einer Bohrung Probleme gibt, setzen sie einen Mann ins Mini-U-Boot und lassen ihn in der Tiefe nach dem Fehler suchen. Dann bricht der Kontakt ab. Alex und seine Alkoholiker-Horde kommen bald in kabbeliges Wasser und Wally hängt ständig über der Reling und lässt sich das Essen von heute früh oder vom Vorabend ein weiteres Mal durch den dicken Kopf gehen. Irgendwann stellt Alex fest, dass der Kumpel fehlt (die beiden anderen Nasen pennen noch ihren Rausch aus) und sucht clever, wie er nun einmal ist, das Meer rund ums Boot ab. Und wie zum Beweis, dass er doch nicht so blöd ist,wie dieser olle Kapitän glaubte, sieht er dessen weiße Segeltuchschuhe mit den Sohlen nach oben im Wasser treiben - unten dran hängt bestimmt der Körper von Wally und übt sich im Ersaufen. Also flugs zur Rettung ins Meer gesprungen und hin zu Wally, um ihm zu aus der Bredouille zu helfen. Aber ein Blick zurück zum Boot lässt ihn erblassen: Da brodelt es um das kleine Wassergefährt herum im Wasser, als würde es kochen - und schwupps ist das Boot plötzlich weg. Mit ihm die beiden alkoholseligen Kumpel. Als er dann nach Wally sieht, muss auch er seine Mahlzeiten dem Meeresgott opfern. Unterdessen wird auf der Insel via Nachrichten vor einem starken Sturm gewarnt und Ray wäre nicht Ray, wenn er nicht seiner Abneigung zum Trotz diese reichen Blagen da draußen in der wilden See warnen oder gar retten wollte. Aber was in denn nun dort in der nassen, stürmischen und unheimlichen Dunkelheit erwartet, hätte er sich in seinem Seemannsleben nie träumen lassen.

"Tidal Grave - Ihr hättet es nicht wecken dürfen!" ist feinster Creature Feature-Horror wie man ihn aus etlichen Filmen kennt. Begonnen mit "Der weiße Hai" über "Grizzly" bis hin zu den putzigen Asylum-Ausgaben - das Strickmuster ist irgendwie immer gleich. Zumeist spielt ein knurriger und bärbeißiger und in Ehren ergrauter Einheimischer den Protagonisten, der mit modernen Methoden und Touristen nichts anfangen kann und vor allem nichts anfangen will und griesgrämig auf die jungen Schnösel schimpft (wobei er den schnieken Schnecken im Mini-Bikini durchaus zumindest wohl wollende Gedanken entgegenbringen kann), den dann als Warner vor Gefahr niemand ernst nimmt. Schon gar nicht die Kids. Ein Bürgermeister, der nur auf Profit aus ist, sich um den Ruf seiner Gemeinde sorgt und ohne schlagende Beweise natürlich nicht daran denkt, irgendeine Festivität bloß wegen eines läppischen Sturms und etwas, das sich darin bewegen soll abzusagen, darf selbstverständlich nicht fehlen. Sie sind alle da: schnuckelige Bikini-Hasen, überhebliche bis selten dämliche Jugendliche, Monster, geheimnisvolle US-Froschungs-Laboratorien auf einer verlassenen Insel und die Umweltzerstörer, die den Menschen seines Lebensunterhaltes berauben, vom Schaden an der Natur ganz abgesehen. Massenweise bestrafungswürdige Opfer. Und so kommt es, wie es eben kommen muss in dem Genre. Zur Strafe an der Versündigung gegen die Natur wecken sie ein Monster - und das heizt ihnen während des Sturmes so richtig ein (warm ums Herz wird es dabei aber nur dem Leser). Bald schon kaut der monströse Rächer der Natur auf menschlichen Körpern herum, dass ihm die Brocken aus den Maulwinkeln quellen und ganz weit nach unten Richtung Boden spritzen, weil er die Schnauze wieder zu voll genommen hat. Nie mehr als zehn auf einmal - sollte er doch mittlerweile gelernt haben, meine Güte. Der Bodycount ist hoch, es wird fröhlich gematscht und gekillt, geschrien und geflüchtet - und das neben so manch auch nur gruseliger Szene in düster-schwarzer Atmosphäre eines tobenden Meeres und tiefhängenden Sturmwolken, die das Szenario noch unwirtlicher machen, als es eh schon ist. Nichts Neues im Genrebereich, ABER erstens hab ich meinen Spaß an solchen Werken (Sei es nun Film oder Buch) und zweitens kommt der Autor aber ruckzuck zur Sache. Kurze Einleitung, die Figuren skizziert (Okay, für Figuren und große Teile der Handlung hat die Schablone gereicht) und dann geht es zack, zack, zack zur Sache. Ein Unglück folgt auf das andere, eine Attacke jagt die nächste und es wird von Mal zu Mal blutiger. Kurzweilig, auch in Teilen spannend (Wer wie ich schon etliche dieser Filme gesehen oder Bücher gelesen hat, findet halt Spannung nur noch in dem einen oder anderen kleinen Bereich), der hin und wieder spaßige Humor ist eher der knurrigen Art vom Protagonisten und dem einen oder anderen zu doofen Jugendlichen denn im Stile eines Jake Bible oder Jeremy Robinson, von Jeff Strand gar nicht zu reden. Stilistisch ist der Roman okay, mir wurde da (Okay, durch den Kauf auf eigenes Verschulden) in letzter Zeit schon Schlimmeres kredenzt. Aber er erhebt wohl auch kaum Anspruch auf irgendwelche Weihen, außer jenen der Unterhaltung - und die kann er von mir auch gerne bekommen. Ein feines, kleines Werk mit 180 Seiten hat sich der Luzifer-Verlag da ins Portfolio geholt. Nur weiter so. Bissig, schnell, blutig, rasant. Für Genre-Fans ein MUSS (behaupte ich mal ganz unverschämt). Gerne würd ich ja noch etwas über das Cover mosern, aber es passt schon recht gut zur Story und erblinden tut man bei dem Anblick auch nicht sofort. Kann man also lassen (falls man den "Künstler" nicht zu hoch bezahlt hat). Sie stimmen doch zu, Herr Schubert?

2 Kommentare:

Michael hat gesagt…

Doch, ist ganz hübsch geworden. Von der Gage hab ich mir einen Lebenstraum erfüllt, eine Hacienda in Südamerika. War also mehr so ein Freundschaftsdienst. Aber was soll ich mich mit Leuten über Kunst unterhalten, bei deren Website man schlimm Augenkrebs kriegt derzeit. Zum Glück gibts das Gefasel endlich optisch neutral auf Facebook ... ;-)

Anonym hat gesagt…

Ihr Kinder immer mit eurem Unverständnis.

Zum Einen hat und die Optiker-Innung beauftragt und zum Zweiten die Organisation Pro-Malignom.

Wir müssen ja auch von was leben. Und unsere Cover-Art-Fähigkeiten sind leider im Niveau derart hoch angesetzt, dass keiner sich unsere Dienste leisten kann. Selbst D. Trump muss jetzt durchs (Reality-)TV tingeln, um unser letztes Kunstwerk abbezahlen zu können.

Gruß
Harry