Greg F. Gifune. Cameron Horne hat alles: eine intelligente, schöne Frau, die ihn liebt,
ein großartiges Zuhause sowie eine erfolgreiche und einflussreiche
Karriere. Sein Leben ist der wahrgewordene amerikanische Traum. Bis die
Dinge anfangen, sich zu verändern. Ohne Vorwarnung stellt er ein
seltsames Verhalten zur Schau, das er anscheinend nicht kontrollieren
kann, erleidet Blackouts und Erinnerungsverluste, hat entsetzliche
Albträume und entdeckt Blut an seinen Händen, das sein eigenes sein
könnte - oder auch nicht. Als ein mysteriöser junger Mann, der die
Zukunft zu kennen scheint, damit beginnt, in Camerons Garten
aufzutauchen, verschlimmert sich die Lage weiter. Und als ihn dann auch
noch Stimmen und Visionen heimsuchen und schattenhafte Figuren jede
seiner Bewegungen beobachten, erwacht etwas tief in ihm und manifestiert
sich in Handlungen extremer Wut und Gewalt. Verliert er seinen Verstand
oder ist etwas Bösartiges hinter ihm her, das von ihm Besitz ergreift
und ihn, der einst sanftmütig war, in jemand anderen ... etwas anderes
verwandelt? Die Wahrheit wird Cameron Horne einholen, und es wird eine
Hölle geben, die ihn dafür bezahlen lässt.
Cameron wird von einem Autoalarm ständig aus dem Schlaf gerissen. Der junge Mann in seinem Garten kommt ihm unwirklich und bedrohlich vor, verschwindet aber immer wieder ohne, etwas zu tun, das Anlass zur Furcht geben würde. Aber dennoch scheint mit ihm etwas nicht zu stimmen. Im Büro sehen ihn die Kollegen seltsam an und dann wird er auch noch zur Chefin ins Büro gerufen. Die teilt ihm mit, dass man sich Sorgen um ihn und sein Verhalten mache und dass er bei vollem Gehalt suspendiert sei, weil einer seiner "Schützlinge" ihn beschuldigt, Drohungen ausgestoßen zu haben. Dann ruft ihn seine Ex-Frau an, betrunken aus einer billigen Kaschemme. Sie möchte von ihm abgeholt werden. Nach einigem Zögern stimmt er zu und fährt hin. Kaschemme war wohl noch ein zu guter Ausdruck für das Dreckloch. Und die dortige Kundschaft setzt sich auch aus dem Bodensatz der Menschheit zusammern - und seiner Ex. Als zwei Typen ihn herausfordern, schlägt er sie zusammen. Wäre kein Problem, hätte es ihm nicht wirklich so richtig Spaß gemacht. Was ist nur mit ihm los? Auch seine Frau Remy beginnt langsam, sich um ihn zu sorgen. Auch ein alter, pensionierter Nachbar, dessen Frau vor kurzer Zeit verstarb und der sich mittlerweile dem Suff ergeben hat und seine Wohnung verwahrlosen lässt, kommt in den Genuss von Camerons Ausfällen. Nichts ergibt wirklich einen Sinn. Wie kann er wieder der normale, nette Cameron werden, den die ganze Umgebung so sehr geschätzt hat?
Was ist mit Cameron los? Die zentrale Frage des Buches, die sich nicht nur die in der Ich-Form erzählende Hauptperson stellt, sondern auch der Leser. Und letzterer bleibt fast genauso lange im Ungewissen wie der arme Kerl auch. Ohne langes Vorgeplänkel stellen sie die Fragen, ob Cameron das alles getan hat, wirklich erlebt oder ob es nur dunkle Visionen sind, Albträume der schlimmsten Art? "Bösartig" ist trist, düster und unheilvoll - im positiven Sinne für den Leser. Irgendwie ohne Hoffnung. Und die Verzweiflung, den mentalen Abstieg der Figur in vorstellbare Worte zu fassen, ist eine Stärke des Autors. Man fühlt richtig mit dem Mann, wie ihm sein Verstand langsam zu entgleiten scheint, sein Leben auf den Kopf gestellt wird und er nichts, absolut nichts dagegen unternehmen kann, wie es scheint. Wieso macht ihm Gewalt soviel Spaß? So ist er doch gar nicht. Das ist nicht der richtige Cameron. Das BIN NICHT ICH! Ein Stil, wie gemacht für eine melancholische Atmosphäre, die mehr auf Psychohorror setzt, denn auf blutige Einzelheiten setzt. Ein Buch, das lange nachhallt, über das man durchaus nachdenkt und das einen recht depressiven Unterton hat. Voodoo-Press Printausgabe mit 225 Seiten.

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