Dienstag, 24. Mai 2016

Buchreview "Füchsin" K. Bruen

Ken Bruen. Detective Sergeant Brant lässt sich nicht erpressen. Auch nicht von einer Femme fatale wie Angei, die selbst davor nicht zurückschreckt, ihre Komplizen zu ermorden. Nach einem ersten Bombenattentat sieht sich die Southeast London Police Squad einem Ultimatum ausgesetzt, entweder zahlen oder weitere Opfer in Kauf zu nehmen. So begegnen sich zwei Outsider, die skrupellos mit allen Mitteln versuchen, das Spiel zu gewinnen.

Angie sitzt im Bau. Ihr ist das im Prinzip völlig egal. Eigentlich auch, was mit ihrer Mitgefangenen Beth passiert. Nur aus reiner Langeweile rettet sie ihr bei einer Keilerei den Arsch. Zum Dank dafür fängt Beth im Suff an, schon fast platt von dem selbstgebrannten Knastalk, davon zu erzählen, wie man den perfekten Coup umsetzt. Und bald kommt Angie raus. Den Plan hat sie nie vergessen. Aber sie braucht Komplizen. Da kommen ihr die Gauner Jimmy und sein Bruder Ray gerade recht. Trifft sich besonders gut, dass die auch gerne ihre Weiber teilen. Sie vögelt beide und hält sie somit bei Laune. Und dann geht in London eine Bombe in einem Kino hoch. Es gibt keine Verletzten und erst recht keine Toten, da kein Zuschauer den Film sehen wollte, der in dem Moment lief. Dann ein Anruf bei der Polente und schon wird ein sechsstelliger Betrag gefordert. Der Chef geht hoch wie ne Rakete und schon sitzen Sergeant Brant und Inspector Roberts an dem Fall dran. Auch die Polizistin Falls ist involviert, doch deren Weltbild bricht zusammen, als Kollege McDonald mit einer frischen von der Polizeischule namens Andrews einen Dealer festnehmen will und flüchtet, als der eine Waffe zieht. Sein Problem: die Neue hat den Kerl dann überwältigt, er was so stoned, dass er die Knarre ncht geladen hat. McDonald ist bei den Kollegen unten durch, Falls aber gerät an Angie - und die wickelt sie um den Finger. Partys, Suff und Drogen. Und Brant arbeitet mit seiner ureigenen Methode an dem Fall. Er sucht einen Informanten auf und als der für die Hinweise bezahlt werden will, gibt es auf die Backen. Sein Partner Porter ist entsetzt, dass dieser Bulle überhaupt auf die Straße darf, überhaupt Polizeidienst verrichten darf, ohne gefeuert zu werden. Im Hintergrund werden die Fäden gesponnen, wie man von offizieller Seite aus, die Zahlung vermeiden kann, ohne wie die Deppen in der Öffentlichkeit dazustehen. Doch dann explodiert ein kleiner Sprengsatz in der Polizeikantine. Das fördert die Zahlungsmoral. Ruckzuck wird ein Übergabetreffpunkt und Zeitpunkt ausgehandelt und schon läuft die Sache.

Auch "Füchsin"(Buch 5 um Brant)  das eigentlich vor "Kaliber" (Buch 6 um Brant) spielt, aber danach erschien, lebt von dem eigenwilligen (vorsichtig formuliert) Brant, dessen Methoden man ja filmisch mit Jason Statham in "Blitz" (Buch 4 um Brant und nicht in Deutsch erschienen) aufbereitet bekam. Brant sind die Menschen um ihn herum eigentlich scheißegal. Es ist schon freundlich von ihm, wenn er seinen homosexuellen Partner nur als Schwuchtel bezeichnet. Die Vorgesetzten gehen vorsichtig mit ihm um, lassen ihn in Frieden, was er auch anstellt. Irgendwie hat er alle in der Hand. Die Southeast London Police Squad hat derart viel Dreck am Stecken, dass man sich schon fragen muss, was für "Ordnunghüter" das eigentlich sind. Regeln gelten für die nicht und erst recht nicht für Brant. Der hält einen Kopfschuss VOR der Festnahme eines Gangster für eine selbstschützende Maßnahme, die keinerlei weitere Erklärung erfordert. Und nun muss er Angie finden. Eine rücksichtslose Soziopathin, die nur aus Jux tötet, um mal zu sehen, wie das aussieht, wenn einer die ehle durchgeschnitten bekommt. Und die mit den Menschen spielt - ihren Kumpanen und den Bullen. Falls weiß bald ein Lied davon zu singen, denn danach sinkt sie auf die Stufe von McDonald. Eigentlich sind sich Bulle Brant und Sozio Angie ähnlich. Keinen der Beiden schert es, was mit den Menschen um ihnen herum geschieht, deren Gefühle schon gar nicht. Brant pöbelt, stänkert, reizt, schlägt und schießt ohne Reue und Angie manipuliert und tötet in gleicher Weise. Wer in den Büchern um Brand das Gute sucht, der dürfte wohl immer noch unterwegs sein und wenn ihm niemand was zu futtern bringt, ist er/sie mittlerweile sicher mangels Nahrung qualvoll verendet. Hier regiert das Böse, die Gewalt. Aber auch der fiese und trockene Humor. Da ist der Spruch gegen den Tom Cruise-Film, den im Kino, das gesprengt wurde, keiner sehen wollte, so richtig Kindergarten-harmlos. Selbstverständlich tut sich speziell Brant mit derartigen Sprüchen hervor, die auf die Schwächen von Kollegen oder Zivilisten zielen hervor, wobei er aber Politiker, Vorgesetzte und die Nutten, die er gerne und besonders umsonst besucht, alle gleich behandelt. Und immer seinen eigenen Nutzen im Sinn. "Was krieg ich dafür?" ist sein Lebensmotto. Ken Bruen ist Hard-Boiled, politisch völlig unkorrekt und immer einen Blick und die Lesezeit wert. Er stiehlt sie dem Leser nicht mit ausuferndem Geschwalle, er bringt die düstere Welt in kurzen und knappen Sätzen mit einem bösartigen Humor auf den Punkt.

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