Samstag, 3. September 2016

Buchreview "Survive - Du bist allein" A. Oliva

Alexandra Oliva. Eine junge Frau allein in der Wildnis – eigentlich sollte es nur ein Abenteuer werden. Doch aus diesem Albtraum wird niemand mehr erwachen. In der wilden Gebirgsregion machen sie sich bereit: Zwölf Frauen und Männer wollen die Survival-Herausforderung bestehen. Nur einer kann gewinnen - wenn alle anderen aufgeben. Es ist alles nur eine Fernseh-Show, doch dann geschieht, was keine planen konnte: Etwas Tödliches.

Zwölf unterschiedliche Personen haben das Casting überstanden und dürfen nun an einer Survival-Challenge eines TV-Senders teilnehmen. Die ausgerufenen Belohnungen sind happig: der Sieger erhält ne halbe Million Dollar, der Zweite immerhin die Hälfte und der Dritte immerhin noch 100.000 Dollar. Der Moderator weist die Kandidaten ein, stellt ihnen die Mannschaft hinter den Kulissen vor und erklärt noch einmal die Regeln. Die ersten Prüfungen sind einfach, dann wird es immer schwerer - und auch fieser. Es kommt zu Verletzungen und Zank und den Teilnehmern. Bald werden die Challenges Kenntnisse vom Überleben in der Wildnis erfordern.
Aber in den Wäldern lernt man auch eine Frau kennen, die auf sich allein gestellt ist. Die durch den Wald und die felsigen Pfade wandert, sich von dem ernährt, was sie vorfindet und unbedingt ihre eigene Sonderprüfung bestehen will. Bald trifft sie auf den jungen Brennan. Der plappert unentwegt und sie würde ihn am liebsten wieder irgendwo aussetzen. 

Ansonsten wäre jetzt jedes Wort zuviel bei der Inhaltsangabe. Nicht negativ, sondern es würde massive gespoilert werden. Daher wird auch dieser Part mit der Einschätzung hoffentlich nicht zuuuu lang ausfallen. Man erinnere sich an die diversen TV-Verbrechen in deutschen Landen, in denen irgendwelche Deppen irgendwo ausgesetzt oder eingesperrt werden, vermeintlich tanzen oder kochen sollen und was weiß ich noch für einen weiteren Scheiß man erdulden muss - ach ja, grottenhässliche Pseudomodels mit einstelligen IQ-Werten und selbsternannte Sangestalente, die ins TV gehen, um sich von Besserwissern ohne Manieren beleidigen zu lassen (da muss wohl in den Verträgen ganz explizit stehen, dass sie gegen die Wortwahl gewisser Großschnauzen nicht klagen dürfen.). Und genau das wird hier in dem Buch wunderbar entlarvt. Das ist der eine Handlungsstrang. Wie die Kandidaten ausgewählt werden, die Kriterien, dass jeder von denen leicht zu manipulieren ist und die man dann aufeinander hetzt. Fürs dämliche TV-Volk draußen wird alles so geschnitten, dass jeder der Kandidaten schnell einen gewissen Ruf hat. Die Nette, die Süße, der Querulant, der Naturmensch usw. Es wird Zoff erzeugt, bei den Challenges gelogen und betrogen (von denen hinter der Kamera wie von denen davor). Die Teilnehmer werden allesamt recht flach charakterisiert, aber das dürfte zu den meisten Leuten passen, die sich für den Mist nicht zu schade sind - oder Geldnot würde ich als Ausrede noch gelten lassen. Kurz - das Ganze ist hinterfotziger, verlogener Scheißdreck wie es das Buch uns lehrt. Das ist der eine Handlungsstrang. Dazu kommt aber noch der zweite, er um die Frau, die alleine unterwegs ist und die ihre Gedanken und Ängste, ihre Nöte und die aktuellen Begebenheiten als Erzählerin schildert. Hier kommt mit der Zeit ein bisschen Drama hinzu, aber man erfährt nicht, wer die Frau ist. Später nennt sie Brennan zwar einen Namen, aber das war nur der erste, der ihr einfiel. Hier wird der Leser im Dunkeln gelassen - so wie die Show auch heißt: Im Dunkeln. Was auf dem Klappentext angekündigt wird und selbstverständlich in Erfahrung bringen will, bleibt ebenso lange verborgen. So kristallisieren sich zwei Fragen heraus: Wer ist die Frau? Was passiert mit dieser angekündigten tödlichen Gefahr? Das macht den Spannungseffekt des Buches aus. Die Allianzen, die die Spieler schmieden, die Prüfungen, die gar keine wirklichen sind, die Tricks der Macher hinter der Show und die Meinungen der Kandiaten über sich und ihre Gruppe macht den unterhaltsamen Teil aus. Dieses ganze aufgeblähte Dingen, beworben ohne Ende, genauso verlogen und dennoch immer wieder von Millionen konsumiert und ebenso immer wieder entsprechend Kandidaten in der Masse der Publicity-Geilen zu finden, derartig bloßgestellt, macht irgendwie schon Spaß. Der Stil ist leicht und locker, profitiert aber auch von den Kenntnissen der Autorin, was die Wildnis angeht. Kopfkino ist angesagt und mich würde es nicht wundern, wenn man bald - wie bei den TV-Shows - den Kopf irgendwann nur noch braucht, weil da die Augen und Ohren sitzen, mit denen man den Kinofilm bewundern kann. Den Mund braucht man dazu überhaupt nicht, liebe Kinogänger von heute. Mal was Neues gesucht und gefunden. Und wie es dann so kommt, liegt plötzlich "Dark Wood" von Thomas Finn mit einer ähnlichen Thematik auch hier rum. Mal schauen, wann ich den angehe, jetzt ist erst einmal wieder einer vom Festa-Verlag dran. "Survive - Du bist allein"  mag zwar keine Pflichtlektüre sein, schon gar nicht unbedingt für die Action- und Horrorfraktion, aber ein Schnarcher ist das Buch auch nicht. Gebt ihm ruhig mal ne Chance.

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