Dienstag, 4. Juli 2017

Buchreview "Outbreak - Hinter den Linien" L. Duffy

Luke Duffy. Während die Welt von Krisenherden erschüttert wird, tritt plötzlich eine noch weitaus größere Bedrohung auf den Plan. Ein Grippevirus von nie da gewesener Aggressivität breitet sich unaufhaltsam aus und verwandelt die Opfer in mordgierige Untote. Acht Soldaten, die es gewohnt sind, im Verborgenen zu operieren, geraten auf diese Weise plötzlich in eine Falle. Eine Gefahr, mit der keiner gerechnet hat und auf die man sich nicht vorbereiten konnte. Doch offiziell hat niemand Kenntnis von ihnen - und sie gelten als entbehrlich. Völlig auf sich allein gestellt, müssen Stan und seine Männer nun ums nackte Überleben kämpfen. In einer Welt, wo der Tod erst der Anfang von etwas noch Schrecklicherem ist.

Stan und seine Elite-Killer im Dienste der Vereinigten Staaten von Amerika, weil Briten ja gehorsam sind, sind in Syrien unterwegs, um dort einen der Feinde Amerikas sowie folglich auch der Briten, den sie als Terroristen bezeichnen, auf die gute, alte Art der gerechten Nation im Kampf für Freiheit und Menschenrechte auf den Pfad der Tugend zu bringen. Drei Kugeln zerreißen dem Mann die Birne und schon ist er frei -  jeglicher Rechte und jeglichen Lebens. Danach müssen sie sich absetzen, weil die Freunde und Terrorkollegen des Anführers plötzlich ungehalten werden und kein Verständnis für die humane Art der Amerikaner und Briten haben, den anderen Menschen ihre Lebensweise nahezubringen. Sierra Leone in Afrika ist aber auch kein Platz zum längeren Verweilen. Dort schulen Rebellen derzeit etliche Kinder in Sachen Drogenmissbrauch und sinnvoller Nutzung von Schusswaffen und Macheten. Dass dabei ein ganzes Dorf mit Frauen und Kindern vom kargen Leben zum endgültigen(?) Tod befördert wird, ist irgendwie zu erwarten gewesen. Dass dabei viel wertvollere Menschen als die armen Dorfbewohner auch ihren letzten Hauch des amerikanischen und britischen Lebens in die afrikanische Luft vergeudeten, ist selbstverständlich ein Fauxpas, den die Weltpolizei und ihr Verbündeter nicht auf sich sitzen lassen können. Wer kann es nur wagen? Also werden Stan und seine Truppe nach Sierra Leone gebracht, um der Sache auf den Grund zu gehen. Und das passiert schneller, als die sich das gewünscht hatten. Seltsame Geräusche aus dem Dschungel entwickeln sich bald zu einer wilden Horde von Angreifern, die mit Dutzenden von Kugeln schwersten Kalibers nicht umzubringen sind. Erst als man sich entschließt, die Köpfe der Angreifer zu pulverisieren, erzielt man einge wahrlich umwerfende und endgültige Wirkung. Dann lässt man sich heldenhaft aus der heißen Zone per Heli evakuieren. Und in der Heimat bekommt die Bevölkerung von dem ganzen Mist natürlich nichts mit und geht wie Matthew etwa, der verheiratet ist, ganz normal jeden neuen Tag an - oder in seinem Falle mit der Assistentin fremd. Was stört ihn die Alte daheim? Die ruft man mal kurz an, dass man ne Besprechung hat und gut ist. Irgendwann zu Hause heuchelt man ihr was vor und blöd wie sie ist, merkt sie nix. Glaubt Matthew. Tief unter London im Bunker wird der Einsatz besprochen und da alles doch sehr fantastisch klingt, leidet darunter schon die Glaubwürdigkeit etwas. Doch Stan und seine Leute brauchen sich nicht lange gegen Vorwürfe von Wahnvorstellungen zu wehren. Immer mehr Landstriche fallen durch blutige Gemetzel und laut den wenigen Nachrichten von wiederauferstandenen Toten, die noch durchkommen, an diese Angreifer. Und bald trifft es auch England. 

Ich hab das Szenario im Buch jetzt etwas flapsig verfasst, weil es mal wieder um den Kleber am Arsch der Amis geht - die Briten, die denen ja hörig sind wie nur was. Selbst unsere Regierung ist da noch kritischer - und das will wirklich was heißen. Also hab ich die "Nur wir sind gut" mal etwas durch den Kakao gezogen, was ihnen dann auch noch eine politisch korrekte Hauttönung verleiht. Die Geschichte selbst hat für mich eigentlich nur einen Mangel (der andernorts auch sehr oft vorkommt): Warum dauert es ewig, bis auch nur einer auf die Idee kommt, das Wort Zombie in den Raum oder den Dschungel zu werfen? Selbst Elite-Soldaten oder zumindest ihre Angehörigen, Befehlshaber oder Politiker müssten in unseren Zeiten seit George A. Romero doch mal von diesem Phänomen gehört haben. Ansonsten gibt es nach einem Prolog, der zwölf Jahre NACH dem Ausbruch spielt, eine Story, die man zwar so oder ähnlich schon mehrfach gelesen oder gesehen hat (Letzteres ziemlich oft schlechter), die dennoch immer wieder mitreisst. Action satt ist angesagt und die Figuren bekommen ihre Ecken und Kanten, wobei der stille Anführer Stan die interessanteste Person unter den Soldaten ist. Gerade bei ihm gibt es noch soviel Persönlichkeit zu entdecken,die er unter seiner unnahbaren Maske versteckt. Die anderen sind eher die typischen solcher Spezialeinheiten. Ein verschworener Haufen, der natürlich seinen Clown aufweist, einen Mordskerl mit dem Herzen am rechten Fleck, den Superschützen usw. Von Beginn an steigert sich das Tempo des Buches, die Auseinandersetzungen nehmen zu, werden immer brutaler und es gibt auch Verluste. Der zweite Handlungsstrang um Matthew wandelt den Typen vom Arschloch im Anzug zu einem halbwegs verantwortungsvollen Vater und dann wieder in das selbstsüchtige Arschloch. Der Mann bietet auch noch Potential: Für den Preis der miesesten Figur im ganzen Chaos oder den reuigen Sünder im Heldenmodus. Man wird sehen. Es bleibt nach rund 365 Seiten also noch vieles zu erfahren und deshalb endet das Buch auch mit einem fetten Cliffhanger. Also, wer auf harten und unterhaltsamen Militärhorror steht, der sich nicht daran verzettelt, vergeblich einen Anspruch in die Geschichte einzuflechten, der eh nur den Lesefluss aufhalten würde. Munitionsverschwendender, rasant-blutiger Rabatz für die Fraktion der Actionfreunde. Ist ne Empfehlung wert.

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