Samstag, 18. November 2017

Buchreview "One to go - Auf Leben und Tod" M. Pace

Mike Pace. Während der Fahrt über die Memorial Bridge verliert Tom Booker beim Tippen einer SMS die Kontrolle über seinen Wagen und kollidiert mit einem entgegenkommenden Kleinbus, in dem seine Tochter und drei ihrer Freundinnen sitzen. Der Minivan droht in den Potomac zu kippen. Doch plötzlich bleibt die Zeit stehen, und Tom ist allein auf der Brücke. Ein junges Paar nähert sich und bietet ihm an, die Zeit zurückzudrehen. Der Absturz könnte abgewendet werden, die Kinder gerettet. Im Gegenzug soll er alle zwei Wochen jemanden töten, als Seelenaustausch. Einen Augenblick später sitzt Tom wieder in seinem verunglückten Auto, und der Minivan ist nicht abgestürzt. Wahrscheinlich alles nur Einbildung. Zwei Wochen später wird der Fahrer des Minivan brutal ermordert. Tom erhält eine SMS.

Tom Booker ist geschieden und teilt sich das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter mit seiner Ex-Frau. Immer wieder kommt es zu Disputen, weil Tom sich nur selten an vereinbarte Zeiten hält, in denen er das Kind nehmen darf. Auch heute muss er diskutieren, wer das Kind wann wo abholt. Er ist mal wieder zu spät dran, als er auf der Brücke den Wagen sieht, in dem seine Tochter sein wird. Er will eine SMS schreiben, dass er auf dem Weg ist, als der Unfall passiert. Ein Pick-up kommt ihm in die Quere und als Resultat davon, wird auch der Minivan mit seiner Tochter und den anderen Mädchen sowie der Fahrerin dicht an das Brückengeländer über den Potomac gedrängt und droht abzustürzen. Das Anhalten der Zeit, der Stillstand will ihm nicht wirklich in den Kopf - bis die beiden weißgekleideten Gestalten auftauchen und ihm das Angebot machen, die Kinder zu retten. Sie führen ihm sogar vor, wie das gehen soll. Er willigt ein und soll auch die Bedingungen erfüllen. Ist ihm erst einmal egal. Aber dann erhält er die Nachricht, dass die nächste seine Tochter sein könnte. Jetzt ist es an ihm und er macht sich auch gleich ans Werk. Er drängt einen Freund zu einer Verzweiflungstat und somit ist ein Kind gerettet - aber nicht seines. Er muss also weitermachen. Und dabei immer aufpassen, dass die Polizei ihm nichts nachweisen kann.

Tom, Anwalt und leicht trunksüchtig, hat mir als Sympathieträger nicht so wirklich zugesagt. Da der Autor den Fokus aber auf ihn gelegt hatte, war als Identifikationsfigur nicht wirklich jemand auszumachen. Und es war denn schon auffällig, wie enttäuscht er jeweils war, dass er  mit dem nächsten Mord NICHT seine Tochter, sondern bloß ein anderes Kind gerettet hatte. Ich hatte schnell den Eindruck, dass ihm die anderen Kids dann völlig egal gewesen wären. Aber so leicht ließ ihn das seltsame Paar nicht vom Haken. Nachdem er sein erstes Opfer, einen Freund von ihm, mit einer ganz miesen Nummer, die ihm nicht wirklich Seelenpein zu bereiten schien, auserkoren und erledigt hatte, fällt es ihm leichter. Zudem fallen ihm die Möglichkeiten auch noch in den Schoß. Prozessanwalt für Verbrecher, Pflichtverteidiger für Wiederholungstäter. Damit ernicht ganz so als der fiese Drecksack dasteht, bekommt er also den Abschaum der Gsellschaft serviert, um ihn sympathischer zu machen. Wirkt bei mir leider nicht wirklich. Es bleibt dennoch kaltblütiger Mord. Wirklich groß scheint ihm dieses moralische Dilemma im Endeffekt auch nicht an den Nerven zu zehren. Als er mal in den Bau kommt und im Knast-TV sein Verdacht des Mordes als Bericht gezeigt wird, wird er unter den Knackis respektiert und da gefällt ihm seine Rolle schon irgendwie. Kein große Zwiespalt, kein übermäßiges Drama, irgendwie geht das alles dann schon an ihm vorbei wie nichts. Spannend ist die Sache ja chon teilweise, leicht geschrieben, mit einigen Logiklöchern versehen, aber unterhaltsam. Wäre da nicht der Schluss. Der kommt so abrupt und kurz gefasst daher, dass wohl ein Ende unbedingt her musste, um den Roman nicht überzustrapazieren, was den Umfang angeht. Kann ich als unbeschwerte Unterhaltung (Ja, trotz dieses moralischen Dilemmas) schon mal antesten oder zur Ablenkung lesen, doch die große Freude und Begesiterung kam nicht auf. Geht so. Mittelmaß auf 365 Seiten vom Luzifer-Verlag.

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