Sonntag, 13. Mai 2018

Buchreview "Fast ein guter Plan" Wallace Stroby

Wallace Stroby. Eine halbe Million Dollar aus Drogendeals, bewacht von drei skrupellosen Kerlen mit automatischen Waffen. Für die Berufsverbrecherin Crissa Stone und ihr Team gehört der Raub des Geldes noch zu den einfachsten Übungen. Als das Aufteilen der Beute schiefgeht, entkommt Crissa dem Kugel­hagel allerdings nur knapp. Mit einem Seesack voll gestohlenem Geld befindet sie sich auf der Flucht. Gejagt wird sie von brutalen Handlangern eines Drogenbosses und einem ehemaligen Cop aus Detroit, der seine eigenen tödlichen Pläne verfolgt. Crissa will ihnen das Geld auf keinen Fall überlassen. Auch als sie und ein Kind in Lebensgefahr geraten und ihre Verfolger sie in die Enge treiben, kämpft Crissa weiter.

Stone ist eine Verbrecherin von Berufs wegen und somit kein Ausbund des netten Bürgers von nebenan, gemessen anhand der normüblichen Maßstäbe für einen guten Menschen oder netten Nachbarn. Aber in ihrem Metier ist sie loyal und vertrauenswürdig - wenn man nicht der ist, den sie gerade beklaut. Nach den bisherigen Geschehnissen, in denen ihre Aktionen immer dazu dienten, sich genug Geld für den Anwalt ihres Geliebten in einem texanischen Gefängnis zu verdienen, hat sich die Situation geändert. Sie will ihn nun endlich befreien, da sie sogar für eine Zuhause gesorgt hat. Natürlich geht der Plan schief und Crissa setzt sich verletzt mit der Beute ab. Im Laufe der Zeit begegnet sie unterschiedlichen Typen und beweist oft ihre Treue zu Kumpanen oder gar den Angehörigen der Kumpane. Und hin und wieder stechen auch zwischenmenschliche Komponenten hervor, die man von "Kollegen" wie z. B. Parker nicht kennt. Das lässt die dann aufblitzende rücksichtslose Gewalt, zu der auch sie fähig ist, entschieden stärker auf den Leser wirken, wenn er liest, wie Stone explodieren kann und gnadenlos ihr ding durchzieht. Wenn dann ein paar Biker/Drogendealer auf der Strecke bleiben - selbst schuld. Und man bekommt eine Art Gegenstück serviert: einen vermeintlichen Gesetzesdiener, einer, der einen Eid darauf geschworen hat, Verfassung und Volk zu verteidigen und sich dann als übler Geselle ohne Anstand und Moral entpuppt, als jemand, auf dessen Wort man nicht vertrauen kann, der seine Mitmenschen jederzeit zum eigenen Vorteil hintergeht. Eine Abrechnung mit den Zuständen, wie sie heute in Kommunen, Gemeinden, Städten oder Ländern herrschen? Vielleicht. Aber ganz sicher auf eine andere Sichtweise zeigend, als man das offizielle Amerika wahrnimmt - oder dazu gebracht wird es wahrzunehmen. Vielschichtige Charaktere, Auseinandersetzungen, soziale Aspekte und eine immer sympathischer werdende Protagonistin bestimmen das Bild dieses Vertreters des Hardboiled-Genres und wer sich dieser Literatur sozusagen verschrieben hat, sollte sich die Reihe (bisher drei Bücher) aus dem Pendragon-Verlag ins Regal holen.

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