Tim Miller. Schon mal drüber nachgedacht, wie schnell man sein Gesicht verlieren kann? Ein tiefer Schnitt, ein heftiger Ruck - und schon baumelt es dir das Kinn runter.
Tim Miller und Festa Extrem - da ist die Ausrichtung schon klar und wem das dann zu schlicht oder zu hart ist, der hätte sich vielleicht besser einige Vorab-Informationen eingeholt. Tim Miller schreibt schlicht, dafür flott und lässt den Leser nicht lange auf blutige Details warten. Schnell ist man in der Handlung drin, erfährt mehr über den "Rape Van", als man hinter dem einfachen Titel und seiner Intention erwartet. Es scheint, als wären Andy und Bridget das Killer- und Folterpärchen schlechthin, das sich auf einem für sie coolen Road Trip seine Opfer holt, sie vergewaltigt, foltert, schlachtet, zerfetzt. Doch wie schon in den alten Western mit den Revolvermännern, die immer an einen Besseren und Schnelleren geraten, ist es auch hier: Die brutalsten Killer laufen in die Falle noch schlimmerer, noch perverserer Psychopathen, die ihnen das Ekelhafteste abverlangen, das sie je erlebt haben. Unkompliziert, in grober Sprache für ultragrobe Handlungen jagt Tim Miller den Leser von einem Schock in den nächsten und bricht dabei so einige Tabus der ach so aufgeklärten Masse. Wer schon Werke des Autors gelesen hat, dürfte ahnen, dass so manches, was für Mimimi-Leser ein überraschender Schock, eine unerträgliche Geschmacksverirrung wäre, für ihn als Leser eher eine gelinde Wandlung des einen oder anderen Charakters ist. Die Typen hier sind schon schlichte Menschlein mit einem recht beengten Weltbild, das in seiner Gewalttätigkeit nicht in die Gesellschaft passt - schon gar nicht in die heutige mit den ganzen Mimosen, Baumkuschlern und Manipulierten, in die gesteuerte Masse eben. Das Gute, liebe Leute, die Unschuld, die Menschlichkeit - die hat in diesem Buch Pause. Und damit man nicht auf den Irrglauben kommt, das schreckliche Finale sei auch das Ende, lässt der Autor genug Spielraum, um uns vielleicht ein weiteres Mal in den Süden des Grauens zu entführen.
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