Dienstag, 26. März 2019

Buchreview "The gas" C. Platt

Charles Platt. Bei einem Unfall in einem geheimen Labor für chemische Kampfstoffe entweicht ein Gas in die Außenwelt und infiziert den gesamten Süden Englands mit einer aphrodisierenden Wirkung, die aus müden Bürgern notgeile, hechelnde Bestien macht.
Innerhalb weniger Stunden wird der Landstrich zu einem unkontrollierbaren Albtraum aus Perversion, Gewalt und Wahnsinn. 

Gesellschaftskritik im Pornogewand. Das ausgeströmte Gas, das die Menschen zu Bestien verwandelt, ist schon einmal eine gute Idee und der Autor hat damit auch einigen späteren filmischen oder literarischen Veröffentlichungen vorgegriffen, die ein jeder Fan schnell erkennen dürfte. Während also unser Mitschuldiger Vincent vor der Bedrohung durch das freigesetzte Gas flüchtet, um seine Familie rechtzeitig aus London zu holen und er auf der Reise dorthin eine Anhalterin mitnimmt, bewegt sich das Richtung eindeutige sexuelle Handlungen der krasseren Art. Geht ja vorübergehend auch mal, aber durch die von Festa vertriebene Extrem-Reihe ist man schon viel gewohnt, vielleicht gar abgestumpft. Daher ging das Geschehen zwar über Grenzen, wurde auch überzeichnet und als nicht wirklich bierernst zu nehmen formuliert, konnte aber nicht mitreißen. Erotik und Gewalt beherrschen bald die Seiten, wenn die Menschen nicht nur aus sexueller Lust übereinander herfallen, sondern auch damit beginnen, sich gegenseitig auszulöschen. Kennt man mittlerweile auch aus Büchern der neuen Autorengeneration. Man muss sich schon vor Augen halten, das das Buch aus dem Jahr 1970 ist, da war es sicher ein Tabubruch ohne Ende. Und sicher wollte sich auch niemand den Spiegel vorhalten lassen, dass auch er oder sie oder es oder divers ein solches oder ähnlich gelagertes Verhalten an den Tag legen würde, wenn man die Chance dazu hat. Ein paar nette Einfälle wie der "Urknall" lockern das Werk wirklich auf und lassen den Leser neben all dem Sex und Grauen schmunzeln, doch um Ende hin übertreibt es der Autor meines Erachtens. Alles, was da den Kindern "zugemutet" wird, ist weit übers Ziel hinausgeschossen. Mal auf den spielplatz geschickt, um es mit anderen Kids zu treiben oder eben Papa nimmt die kleine Tochter ran, während Mama sich über den Teen-Sohn hermacht. Trotz aller Satire und guten Willens für mich eher inakzeptabel. Sorry. Brutal, blutig, hemmungslos, grenzenlos, böse.

Hochinteressant aber Vorwort und Einleitung. Irgendwie bekommt man da den Eindruck einen Zustandsbericht über die heutzutage praktizierte Form der Demokratie zu lesen. Wer nicht mit der Masse mitzieht, wird aussortiert, verleumdet und beschimpft. Man brauche nur den Umgang mit Verleger und Autor auf die heutige Zeit zu übertragen und siehe da - es passt. 
Insgesamt eine 6,5/10.

2 Kommentare:

zult hat gesagt…

War da doch enttäuscht und sehe The Gas als ganze eigene Abrechnung von Platt mit dem System, indem er sich nur mit Verbitterung und Frust in diesem Buch Ausdruck verschafft. Hab ich bereits weiterverkauft. Gebe dem auch nur 4/10

Eine Over the Top Groteske, die bei mir nur als erzwungen provokant rüber kommt.

Gruss
zult

https://zultfilm.blogspot.com/2019/03/charles-platt-gas.html#more

Anonym hat gesagt…

Ging dann gar nicht mehr so richtig an mich. Die Parts mit den Kids hab ich dann quer gelesen.

Gruß
Harry