Dienstag, 2. April 2019

Buchreview "Die Geisel" J. C. Rosenberg

Joel C. Rosenberg. Der kompromisslose Islamistenführer Abu Khalif schreckt vor nichts zurück, um vermeintlich Ungläubige auszulöschen. Das erfährt J. B. Collins, Auslandskorrespondent der New York Times, hautnah, als während seines Besuchs beim jordanischen König der amerikanische Präsident in die Gewalt des Islamischen Staats gerät. Kurz darauf steht Amman in Flammen, und Collins findet sich in den Tunnelsystemen einer uralten Stadt Auge in Auge mit dem Bösen wieder.

Über die Pressefritzen und ihr Selbstverständnis hab ich mich ja schon zum ersten Buch von Joel C. Rosenberg ausgelassen. Natürlich ist auch hier der Pressemann der Retter der Welt und die Presse das Ehrlichste, das auf Erden existiert. Ich bin wie gewohnt anderer Meinung und lass es damit jetzt gut sein.
Hab ich zuvor noch ein bisserle gezetert, kan ich über den Einstieg in die zweite Geschichte bzw. die Fortsetzung der ersten aus meiner Sicht als Leser explosiver Action nicht wirklich etwas kritisieren oder bemängeln oder es wäre wahrlich meckeren auf hohem Niveau. An Spezis wie Coes, Greaney oder Reilly kommt er nicht heran, einem Chris Ryan ist er literarich überlegen, an dessen ultrabrutalen Gewaltorgien haben sich schon ganz andere erfolglos versucht und ein "Run" von Douglas E. Winter aus dem Luzifer-Verlag liegt in weiter Ferne. Doch dann kommt schon recht dicht auf den Fersen anderer Actionautoren "Die Geisel". Joel C. Rosenberg hat sich ein auf Tempo und wenige Tage ausgelegtes Szenario erdacht, das dadurch zwar noch fiktiver wirkt, aber insgesamt über einen längeren Zeitraum betrachtet Realität werden könnte. Die Region ist eh von einer Instabilität, die unberechenbar ist. Mussten die Amis ja erfahren, als sie von den ersten Vorboten des Arabsichen Frühlings nen feuchten Schritt bekamen und sich dann komplett einnässten als er nicht in ihrem Sinne verlief. Dort herrschen Despoten, wechseln ständig die Allianzen und die Amerikaner sind sowieso der Dauerfeind - durch eigenes Verschulden. Und wenn die jetzt glauben, nach Syrien und einigen anderen eingenommenen Bastionen des IS würde sich der zurückziehen, haben sie sich wohl schwer getäuscht. Vermutlich werden die dann nach dem Mottot jetzt erst recht die sogenannten weichen Ziele mit noch mehr Terror und Bomben, Stahlseilen und Messerstichen überziehen. Und dann werden keine heldenhaften Reporter in einer wahnsinnigen Jagd zu Hilfe kommen und die Situation retten, die Amis nur an sich denken und es beileibe nicht zulassen, dass jemand ihren Präsidenten entführt - nicht mal den Trump. Okay, Don Winslow würde ihn viellecht ausliefern, nach seiner Hetztirade in "Jahre des Jägers"😉. Vollgepackt ist dieses Buch hier mit einigen Zutaten, die man schon länger kennt und wer Serien wie "24" gesehen hat, ist wohl kaum überrascht, dass sich amerikanische Geheimdienste oder der innere Zirkel des Weißen Hauses sowie der Ermittlungsbehörden derart leicht durch Maulwürfe und Verräter zu unterwandern ist. Mit den vielen Charakteren geht der Autor aber ziemlich gut um, heißt, er kann sie trotz der Menge gut an den Leser bringen, ihnen sogar zumindest etwas Tiefe geben. Genügt in vielen Fällen ja auch, weil sie nicht lange genug dabei sind. Anonsten wird aber wieder viel zweifarbig gemalt. Böse = schwarz, gut = weiß. Amerikanisches Fehlverhalten der Region gegenüber wird nicht wirklich angeprangert. Da folgt man halt eher dem Helden in seinem patriotischen Haudraufaktivismus und lässt Kritik am eigenen Land eher von anderen äußern (die nach US-Auffassung eh keine Ahnung haben) und konzentriert sich auf ein bisschen Füllmaterial um den Superreporter herum, drückt aber dabei aufs Tempo. Unterhaltsames Action-Abenteuer, das rund um den Helden recht fiktiv bis fast schon Sci Fi-angehaucht ist, so fern ist er jeglicher Realität, die Amerikaner wieder bauchpinselt und Angst verbreitet wie Greta. Wenn ihr nicht macht, was wir wollen, seid ihr schuld an unserer Angst. Jegliche US-Aktivitäten werden so legitimiert, aber in feine Action verpackt. Zum explosiven Krawall gesellen sich durchaus Spannungsmomente und da sich sein Schreibstil auch nicht sonderlich schwierig konsumieren  und somit flott weglesen lässt, weil auch keine den Lesefluss hemmenden Schachtelsätze (die ich eigentlich so richtig gerne mag) eingeflochten sind, ist das Ganze ein 8/10-Vergnügen.           

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