Mittwoch, 6. Februar 2013

Buchreview "Hype"


Anders de la Motte. Nach einem Millionen-Coup ist Henrik "HP" Pettersson im Ausland untergetaucht. Aus Angst, erwischt zu werden, kann er seine erbeuteten Millionen jedoch nicht genießen. Da kommt ihm die Begegnung mit der undurchsichtigen Anna Argus gerade recht. Voller Wucht stürzt er sich in eine Affäre, doch plötzlich verschwindet Anna, und HP landet im Gefängnis. HP wird das Gefühl nicht los, dass die Ereignisse manipuliert wurden. Wer zieht im Hintergrund die Fäden?

Nach diversen Stationen im Ausland ist HP erst einmal in Dubai gelandet. Seine Millionen, die er sich von den Konten des Spiels - "Game" - gegönnt hat, hat er durchaus mit einigen Betroffenen der vorherigen Ereignisse geteilt, doch die Hintermänner des Spiels sind immer noch hinter ihm her. Trotz aller Vorsicht hat er bald genug von der Versteckspielerei und lässt sich auf eine heiße Nacht mit Anna ein. Als sie später mit einigen Franzosen einen Ausflug zu einem Beduinenlager machen, wird Anna des nachts tot aufgefunden und HP als Mörder verhaftet. Nachdem einige nette Verhörmethoden wie Waterboarding zum Einsatz kamen, stellen die Ermittler dann doch fest, dass HP in eine Falle gelockt wurde und schieben ihn nach Schweden ab, wo ihn die heimatliche Bullerei schon erwartet. Er kann sich an ihnen vorbei mogeln und macht sich auf, in eigener Sache zu ermitteln. Dazu schleust er sich mit falschen Papieren in die Firma ArgusEye ein, deren Teilhaberin Anna war. Unterdessen gerät seine Schwester Rebecca bei ihrem Job als Personenschützerin in Schwierigkeiten und wird suspendiert, die internen Ermittler übernehmen. Bald stellt sich das aber als gemeine Intrige heraus, dennoch wird sie im Internet auf einem Blog übelst diffamiert. Die Suche  nach dem Übeltäter gestaltet sich schwierig, oft verdächtigt sie die falschen Personen. Mit dem Internet beschäftigt sich auch ArgusEye und je länger HP sich dort aufhält und während seines neuen "Jobs" in den Dateien schnüffelt, umso sicherer ist er sich, dass der Spielleiter ein Kunde von ArgusEye ist. Jetzt will er nur noch herausfinden, wer ihn damals in diese Falle lockte, in welche er in seinem Leichtsinn auch getappt war.

Seinen Protagonisten hat Anders de la Motte inzwischen etwas reifer werden lassen, er kommt tatsächlich erwachsener daher. Nicht zu sehr, denn das wäre nicht mehr der Hallodri HP, aber auch nicht mehr so egoistisch und rücksichtslos anderen Personen gegenüber. Der Stil des Autors ist wie im Vorgänger "Game" jugendlich flott und flüssig, seine Figuren sind abgesehen von der leichten Veränderung des HP genauso geblieben und kämpfen teilweise mit ihrer Vergangenheit - jeder auf seine Art. Rebecca ist zwar die ernsthaftere und bodenständigere der Geschwister, hat aber auch ihre dunklen Seiten und Geheimnisse. Alle weiteren Figuren dienen nur dazu, eine Geschichte zu kreieren, in der sich HP nach und nach und durchaus spannend geschildert von Info zu Info hangelt, um letztendlich festzustellen, was es mit ArgusEye auf sich hat. Und das ist ein beängstigendes Szenario, wie man es schon von Charles den Tex kennt. Vieles hat man auch selbst schon hier und da mal vernommen, aber der Ablauf ist doch erschreckend. Blogs werden gekapert, Foren mit Meinungsäußerungen von erfundenen, seit Monaten oder gar Jahren etablierten, völlig fiktiven Usern überschwemmt, um Bewertungen zu verändern, je nach Wunsch des Auftraggbers. ArgusEye wird dafür bezahlt, negative Bewertungen zu kontern oder die so viele Äußerungen zu tätigen, dass unerwünschte Suchergebnisse bei den Suchmaschinen immer weiter in der Seitenzahl nach hinten wandern, sodass kaum einer noch die Muße hat soweit zu schauen. Man "bildet" Meinungen, die sogar in den "seriösen" Nachrichten und Zeitungen übernommen werden oder geht nach dem Motto vor, was die Masse gut findet, muss auch gut sein. Also überschwemmt man das Netz und bald folgt die doofe unkritische Herde, die eh keine eigene Meinung hat. Großkonzerne steuern so ihre Schäfchen, die sie gerne ausnehmen würden und über deren Kaufverhalten sie sich Daternsätze anlegen, um sie mit passender Werbung zu bombardieren, so wird die Politik des Landes beeinflusst und die eigentlichen Macher sind schon lange nicht mehr die gewählten Volksvertreter. Über all dem schwebt dann noch im Hinterkopf die Paranoia, die Gefahr, dass Das Spiel tatsächlich auch Kunde bei ArgusEye ist. Und wer hat Anna umgebracht, was ist mit den Diffamierungen von Rebecca? Das Tempo bleibt hoch und benötigt keine überbordende Action, um den Leser bei der Stange zu halten und zum Ende wird noch eine kleine Überraschung geboten - und ein dritter Teil wird folgen. Flotte Unterhaltung.

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