Samstag, 7. Februar 2009

Buchreview "Earthcore"

Scott Sigler. Durch die Begegnung mit einem Indianer erfährt der Prospektor Sonny McGuiness von einer angeblichen "Silberquelle" in einem Berg in Utah. Trotz der Gerüchte, der Ort sei verflucht, bricht Sonny auf, um danach zu suchen.


Tatsächlich erweist sich der Fund als Platinvorkommen. Sonny verkauft die Informationen an Earthcore, einen Bergbaukonzern, der sofort alle Hebel in Bewegung setzt, um die Fundstätte unter größter Geheimhaltung zu erschließen, zumal die analysierten Proben auf Platin von einem einzigartigen Reiheitsgrad schließen lassen. Alle hinweise, dass mit dem Berg etwas nicht stimmt, werden in den Wind geschlagen. Die Arbeiten schreiten zügig voran, alles läuft nach Plan - bis die Earthcore-Mannschaft in einer bisher nie erreichten Tiefe auf etwas stößt, das jede Vorstellungskraft übersteigt.
Nachdem Sigler mich mit "Infiziert" selbst infiziert hat und mein Geduldsfaden eher als marginal zu bezeichnen ist, habe ich zur Überbrückung der langen Zeit bis zur Fortsetzung nun zu "Earthcore" gegriffen.
Nach einer deftigen und geheimnisvollen Einführung beruhigt sich das Geschehen vorerst und Sigler lässt den Leser an den Vorbereitungen der Abenteuers teilhaben und stellt währenddessen auch die handelnden Personen - ein Mix aus Wissenschaftlern, Geschäftemachern, Söldnern und Bauarbeitern - vor, ohne sie aber allzu ausführlich zu charaterisieren, aber es ergibt sich im Laufe der Zeit, dass keiner der Protagonisten als echter Sympathieträger taugt oder vom Autor als solcher gedacht war. Jeder kocht sein eigenes Süppchen und intrigiert, was das Zeug hält, um möglichst viel vom vermeintlichen Reichtum abzubekommen.
In dem folgenden Mischprodukt aus Wissenschafts- und SciFi-Thriller mit Action- und Horrorelementen werden die Figuren - vom alten Prospektor Sonny bis zum Erztycoon Kirkland - in ein geheimnisvolles Szenario gezogen, das seinen Reiz vor allem aus der Ungewissheit bezieht, was nun in den Höhlen und Stollen unter dem Berg bei den Förderarbeiten auf sie lauern mag. Während also jeder an sich selbst denkt, seine jeweils eigenen Pläne rücksichtslos voran treibt, ahnen sie nicht, welches Grauen sie in den Tiefen der Abgründe erwartet.
Trotz einiger Schreckensmomente ist dieses Buch eher als leicht verständlicher Wissenschafts- und Sci-fi-Thriller gepaart mit einiges an Action und einer dosierten Portion Horror zu sehen, denn als reiner Horrorroman, als den ihn der Verlag verkaufen will. Löst man sich aber von den Versprechungen des Klappentextes, wird man durchaus eine anerkennende Meinung zu dem Werk äußern können. Als vorteil erweist sich imo, dass die Figuren nicht so stereotyp sind, wie aus den schon bekannten derartigen Geschichten gewohnt (hier beachte der Leser, dass sich das während der Story herauskristallisierende Liebespaar gewaltig von den üblichen Schönlingen und Gutmenschen unterscheidet). Bedrohliche Atmosphäre, packender, (zeitweise) actionreicher Stil, geradlinige Geschichte. "EarthCore" ist ein wirklich gutes Buch. Noch nicht der ganz große Wurf, doch dem hat er sich mit "Infiziert" deutlich genähert. Und das Warten auf dessen Fortsetzung geht weiter. Aber Sigler gehört in dieser Form ganz klar die Zukunft. Und daher immer ein Lesetipp!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

So, nachdem hier scheinbar kaum jemand das Bedürfnis hat, Harrys ausgeprochen gelungene Buchkritiken/-rezensionen zu würdigen und ich mir schon seit Wochen vornehme, ebenselbiges doch mal zu tun, ist es jetzt soweit. Jetzt muß es auch mal raus!
Ich habe mir (u. a.) aufgrund der Kritik zu "Infiziert" das Buch gleich gekauft und war von der Story und dem doch recht ansprechenden Tempo sehr angetan und bin wirklich gut unterhalten worden und werde wohl nun auch an "EarthCore" nicht vorbeilesen können.
Danke auf diesem Wege für die gute Einschätzung des geschriebenen Stoffs und Respekt für den scheinbar gewaltigen Konsum an gedruckten Wörtern. Weiter so :-)!

Die Sandy ;-)))

Anonym hat gesagt…

Und ich hatte mich schon damit abgefunden, dass das Interesse am gedruckten und demzufolge auch an meinen Rezensionen - höflich ausgedrückt - eher als gering zu bewerten ist. Umso erfreulicher war es, dieses Lob zu erfahren.
Dies motiviert schon zu weiteren Rezensionen und die nächste wird in der Satire "Chefsache" auch gleich folgen.
Mein Dank für die Wertschätzung!!
Harry