Donnerstag, 19. April 2012
Buchreview "Verkommen"
Bryan Smith. Jessica möchte einen günstigen Gebrauchtwagen kaufen. Als sie mit dem Besitzer alleine in dessen Wohnung fährt, fällt er über sie her und vergewaltigt sie. Jessica will nur noch eines: Rache. Deshalb netführt sie den Mistkerl in die einsame Wildnis. Sie will ihn erschießen, er soll sterben. Aber die beiden befinden sich an einem bösen Ort. Die inzüchtigen Bewohner des Städtchens Hopkins Bend hüten seit Generationen ein grauenvolles Geheimnis - und Jessica kommt ihnen für ihre perversen Spiele gerade recht.
Hoke, der miese Autoverkäufer und Mädchenschänder, befindet sich in einer unbequemen Situation. Zusammengerollt in einem engen Kofferraum harrt er in der Dunkelheit des Zeils, während er ordentlich durchgeschüttelt wird - vor Angst und den Unebenheiten der Straße. Doch bald halten sie an. In einem abgelegenen Waldstück darf es aus seinem Gefängnis aussteigen und sich bereit machen für die letzte Kugel, die Jessica ihm für seine Schandtat zu offerieren gedenkt. Gerade als er entgegen seinen sonstigen Gepflogenheiten weinerlich um sein verkorkstes Leben betteln will, tauchen aus dem Wald mehrere degenerierte Hillbillie-Figuren auf, die eher Ähnlichkeiten mit einem Kuriositätenkabinett aufweisen und versuchen sich die beiden zu greifen. Ohne nur einen Gedanekn an den Vergewaltiger zu verschwenden, ballert Jessica in den Wald und macht sich auf die Socken, um den Typen zu entkommen. Während sie versucht, sich im Wald zu orientieren, werden an einer einsamen Tanke in diesem Hinterwald das Pärchen Pete und Megan überfallen, Pete dabei von einer Spackenfamilie verschleppt, Megan kann vorerst abhauen, doch dann trifft sie auf den Sheriff. Hilfe bekommt sie von dem nicht - höchstens hinsichtlich ihres eigenen Werts als lebendes Wesen, das künftig den örtlichen Stripclub aufwerten soll. Sie also als Neunutte im Ortszentrum und die anderen Fremden gefangen als Festschmaus für die beiden Waldschratfamilien, die untereinander für die verblödete Nachkommenschaft sorgen und nur Jessica auf der Flucht. Die macht es dann aber richtig und hinterlässt eine Blutspur, bis sie auf einen Kerl trifft, der normal zu sein scheint. Die anderen versuchen aus dem Wald zu fliehen, bzw. eine Möglichkeit zur Flucht zu entdecken, Hoke, der elende Vergewaltiger, begegnet Garner, der einige Überraschungen zu bieten hat. Schaffen sie es, dieser gruseligen Region zu entkommen, ohne davor als Nahrungsmittel zu dienen oder im Puff bis ans Lebensende ihr Horizontalwerk zu vollbringen? Die Hoffnung hat jeder, aber erfüllen tut sie sich nicht.
Die Inhaltsangabe des ersten in deutsch übersetzten Buches von Bryan Smith ist in Wirklichkeit nur das Vorgeplänkel zu viel schlimmeren Dingen und hat gegenüber vielen Machwerken den Vorteil, dass sie nicht gleich das komplette Buch zusammen fasst. Dafür beschreibt der Klappentext auch nicht im mindesten, was den Leser an blutigen Details da erwartet. Tiefe und dunkle Wälder, bewohnt von weit verstreuten Hinterwäldlern, deren Zentrum ein kleiner Ort ist, der sich sogar einen Sheriff leisten kann. An Klischees wird da vorerst mal nicht gespart, man glaubt alles irgendwie schon mal gelesen zu haben oder aus einem Film zu kennen, ABER: Smith schafft es problemlos das durch viele Zutaten zu übertünchen. So wird aus "Verkommen" ganz schnell schon auf den ersten Seiten blutige Unterhaltung. Schrecken wechselt mit Action und hin und wieder tauchen auch schablonenhafte Figuren wie der Sheriff auf, was aber nicht wirklich negativ ins Gewicht fällt. Nun hetzt Smith seine Protagonisten in verschiedenen Erzählsträngen durch den Wald, lässt ihnen trotz der Gefahr, aber immer wieder Zeit für einige Sexspielereien, die aber bei Weitem nicht so dumpf und pubertärliterarisch zelebriert werden wie bei dem uneingeschränkten Meister von Büchern Marke "Wie schläft man bei Sex ein". (Namen bitte selbst eintragen). Alles schön ins Gesamtkonzept eingebunden, keine lange Seitenhascherei durch unnütze Randereignisse oder Regionalbahnfahrplantexte. Ist das Buch in Hälfte eins als gut und unterhaltsam zu bezeichnen, fehlen ihm bis dahin aber die Besonderheiten, die den Leser wirklich mit einen Oh Mann-Effekt aufhorchen lassen, was aber durch Action, eingestreute Gewalt, etwas Sex und kurze Kapitel mit Cliffhangern, die zu weiterlesen geradezu verleiten, wieder ausgeglichen wird. Wer also bis dahin auf etwas gewartet hat, das ihn aus dem Lesestühlchen hebt, sollte nicht die Geduld verlieren, denn Teil zwei wird ihn fürs Warten belohnen. Die Figuren, die sich im Laufe der Geschehnisse durchaus entwickeln, nehmen den Kampf auf, Hoke wird von einer undurchsichtigen Type namens Garner, die extrem brutal einige Spacken zerlegt, in Beschlag genommen - und Jessica: DIE geht durch die Familienbanden und Polizisten durch,wie ein heißes Messer durch Butter. Ballert, was das Zeug hält und macht keine Gefangenen, Leichen pflastern ihren Weg. Rambo war gegen sie ein Ausbund an Sanftmut. Und da geht das Feuer erst richtig an, das Tempo wird sehr hoch und die Hillbillies können sich auf ihr blaues Wunder gefasst machen. Jetzt wird aufgedreht bis zum Anschlag, bis zu Unappetitlichkeit. Mit Bryan Smith hat der Festa-Verlag mal wieder einen guten Griff getan, denn der bietet einen blutrünstigen Backwood-Slasher, der das Blut in den Adern gefrieren lässt und bei dem nicht jeder so aus dem Wald rauskommt, wie er reinspaziert ist. If it's too hot you're too cold. Der Festa-Verlag hat noch weitere Bücher des Autors angekündigt.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen