Dienstag, 27. Mai 2014

Buchreview "Stirb langsam" R. Thorp

Roderick Thorp. 24. Dezember, 18 Uhr, sechs Stunden vor dem Weihnachtsfest. Joe Leland, ein ehemaliger Polizist, freut sich auf die Tage, die er mit Steffi, seiner Tochter, und seinen zwei Enkelkindern verbringen wird - und mit einer netten Stewardess, die er im Flugzeug kennengelernt hat. Doch seine Tochter überrascht ihn mit einer Party in ihrem Büro, und kurz nach seiner Ankunft bricht über Leland die Hölle herein: Terroristen überfallen die Gesellschaft. Sie nehmen alle, einschließlich Steffie und ihre zwei Kinder, als Geiseln. Von diesem Moment an kämpft Leland: allein, in einem nächtlich verlassenen Wolkenkratzer, bewaffnet mit einer antiquarischen Polizeipistole, gegen zwölf brutale Gangster, die mit Maschinenwaffen ausgerüstet sind und die Spaß am Töten haben.

Joe Lelands Fahrt zum Flughafen von St. Louis gestaltet sich schon nervig. Schnee, Stau und dann ein Irrer, der sein Taxi rammt. Kurz dem Deppen die Pistole unter die Nase gehalten und den Taxi-Fahrer zur Weiterfahrt ermuntert. Im Flugzeug kommt der Weltkrieg 2 - Veteran, Ex-Polizist, Ex-Privatdetektiv und jetzt Sicherheitsberater etwas zur Ruhe, kann sich entspannen. so sehr, dass er einem Flirt mit einer der Stewardessen nicht abgeneigt ist. Telefonnummern und Adressen werden ausgetauscht und dann checkt Leland aus. Er wird schon von einem Chauffeur erwartet, der ihn zum Bürotower bringt, in dem seine Tochter zusammen mit ihren Chefs eine Party zum Gelingen eines 150-Millionen-Dollar Deals mit Chile organisiert hat, an der neben ihren beiden Kindern nun auch Joe teilnehmen soll. Sie stellt ihm kurz ihre Bosse vor (Die übrigens nicht unbedingt die Wertschätzung von Joe erhaschen können, aber er hält die Klappe) und zeigt ihm dann, wo er sich frischmachen kann. Er geht ins Bad, Schuhe aus, Sacko aus, Krawatte gelockert und will gerade in einem Nebenraum bei der Stewardess Kathi anrufen, als die Leitung gekappt wird. Danach hört er, wie eine Gruppe Bewaffneter die Party stürmt. Während die Terroristen noch mit ihren Geiseln beschäftigt sind, macht er sich barfuss davon. Später sieht er aus einem Versteck heraus, wie einer der Gangster eine Geisel (einen von Steffies Chefs) erschießt. Jetzt weiß er, dass er den Kampf aufnehmen muss. Und er geht sofort daran, die Söldner einen nach dem anderen zu attackieren und auszuschalten, bis er nur noch drei auf seiner Liste hat. Vor dem Gebäude sieht sich die Polizei nicht im Stande einzugreifen, macht aber durch ihren Leiter Joe Vorwürfe, dass er sich in ihre Belange einmischt. Doch einer der Beamten, Al Powell, steht Joe zumindest über Walkie-Talkie zur Seite. 

"Stirb langsam" oder im Original "Nothing lasts forever" aus dem Jahr 1979 diente als Vorlage für den Actioner mit Bruce Willis. Und bis auf einige Charaktere und das Ende wurde das Buch schon recht werksgetreu verfilmt. Zu Beginn bekommt die Person des Joe Leland Charaktertiefe, sinniert über seine Fehler im Leben, die versaute Ehe, den früheren Suff, die Detektei, die wegen eines Kumpels den Bach runterging und wegen der Verurteilung eines Unschuldigen während seiner Zeit bei der Polizei. Der Rest der handelnden Personen inklusive der deutschen Terroristen bekommt weniger Aufmerksamkeit, da alles aus der Sicht von Joe geschildert wird. Als der sich nach dem ersten Mord entschließt einzugreifen, beginnt ein formidables Actionfeuerwerk, eine Rasanz, die zum weiterlesen nicht nur animiert, sondern fast schon zwingt. Zwar haut die Hauptfigur keine kauzigen One-Liner raus, aber dafür geht sie mit aller und mehr als nur gebotenen Härte gegen die Feinde vor. Unbewaffnete Gangster umnieten? Klar. Aus Frust mal ein Magazin in die Leiche des ersten Opfers der Terroristen ballern, weil er den Typ eh nicht leiden konnte? Aber sicher doch. Leland legt in Sachen Eiseskälte aber einige Schippen drauf im Vergleich zu Willis - Leland hat wieder Spaß: Am Töten. Und so spielt er mit den Söldnern Katz- und Maus. Lockt sie in Fallen, muss selbst einiges einstecken (Füße, Rippen, Beinschuss). In punkto Gewalt toppt das Buch den Film sogar etwas, auch wenn viele Szenen fast schon eins-zu-eins übernommen wurden. Und das Ende ist dann wieder abweichend, nicht mehr so eitel Sonnenschein wie im Film. Und eine der letzten Szenen hat es in sich, wirkt auf mich schon krass. Nicht wegen der Brutalität, eher wegen der Beiläufigkeit mit der es geschieht und wie man danach darüber hinweg sieht. Feinster Actionstoff, unbedingt lesenswert. bis auf einen Mangel - einen großen Mangel: So etwas wie Korrektorat schien man sich damals bei der Neuauflage zum Film nicht leisten zu können oder zu wollen. Da fehlen Worte, wird aus Joe schon mal Jie, Kommas da, wo keine hingehören, zum Ausgleich dann wieder dort welche weggelassen, wo sie sein müssten, hier mal ein Buchstabe weggelassen, da mal ein falscher eingesetzt und dann dies:"Leland sah einen von ihnen ähnlich. Nicht Karl, nicht....."!! Sehr schöner Satz und so verständlich. Hätte man durchaus bemerken können.

2 Kommentare:

Sean Archer hat gesagt…

Lang ists her,seit ich diesen Klassiker gelesen habe!
Da der Held in dem Buch ein paar Lebensjahre mehr auf dem Buckel hat,wollten die Produzenten eigentlich Clint Eastwood für die Hauptrolle.
Wenn es dazu gekommen wäre hätte unser Lieblingsbruce wohl nicht so eine steile Karriere gemacht.

Harry hat gesagt…

Für mich war es neu. Und ich hab auch dran gedacht, dass dies ne Rolle für Eastwood gewesen wäre.

Das zweite Buch zum zweiten "Die Hard" ist längst nicht so gut. Wurde auch viel geändert bzw. hinzugefügt im Drehbuch. Sag ich selten, aber es hat den Film aufgewertet, dass Änderungen vorgenommen wurden.