Freitag, 15. August 2014

Buchreview "Das Flüstern des Todes"

Kevin Wignall. Ella ist ein ganz normales junges, lebenslustiges Mädchen. Auf einem Italien-Trip verbringt sie unbeschwerte Tage. Doch dann ändert sich ihr Leben schlagartig. Vor Ellas Augen erschießt ein Mann auf offener Straße eiskalt zwei Passanten. Ella weiß nicht, wie ihr geschieht, als der Mörder sie zwingt, mit ihm zu kommen. Schnell stellt sich heraus, dass der Fremde den Auftrag hat, sie zu beschützen. Ella weiß nicht, wer ihre Verfolger sind, aber sie weiß, dass sie dem Killer vertrauen muss, um zu überleben .... koste es, was es wolle.

Die junge Ella ist ist ihrem Freund Chris auf Italienreise, von einem Ort zum nächsten lassen sie sich treiben. Sie sitzt eines Tages mit Chris in einem Straßen-Cafe und beobachtet die flanierenden Touristen und Einheimischen. In einem Gartenlokal gegenüber fällt ihr ein Mann auf, den sie von früheren Stationen der Reise her zu kennen glaubt. Ob er sie verfolgt? Doch dann wird sie von einer Frage von Chris abgelenkt und widmet sich wieder ihm. Bis dieser Fremde plötzlich nahe bei ihr steht, aber mit dem Rücken zu ihr. Er richtet eine Pistole auf zwei Männer, die sich ihm anscheinend nähern wollten und schießt beide nieder, geht noch einmal direkt zu einem von ihnen hin und schießt  ihm noch eine Kugel in den Kopf. Danach nimmt er das Paar und zieht sie mit sich. Er sagt, er wäre zu ihrem Schutz hier und sie müssten gehen, bevor die Polizei komme. Der Mann nennt sich Lukas und behauptet, dass Ellas Vater ihn engagiert habe, um sie zu beschützen. Während sie sich über diverse Stationen langsam aus Italien herausarbeiten, kommt es auch zu einer weiteren Konfrontation, die Lukas gerade noch so zu ihren Gunsten beenden kann. Und dann muss er Ella mitteilen, dass ihre Eltern und ihr Bruder schon in England ermordet worden sind. Er bringt sie nach Zürich in die britische Botschaft und für ihn ist der Fall erledigt, aber er hinterlässt eine Telefonnummer, falls Ella ihn brauchen sollte. Und das ist früher der Fall, als er gehofft hatte. Kaum hat er sich in seinem Zuhause wieder eingelebt, kann sich Gedanken machen, wie er wieder Kontakt zu seiner Ex und der gemeinsamen Tocher, die er nie gesehen hatm, aufnehmen kann, da meldet sich Ella wieder bei ihm. Sie hat sich entschlossen, Rache zu nehmen für den Mord an ihrer wohlhabenden Familie und will dafür die Hilfe von Lukas. 

Das Cover erschien mir wie geschaffen für Serienkillerthriller Teil XXX und die Inhaltsangabe klang nach einem Drehbuch für Jason Statham beschützt Nummer ???. Beides stellte sich glücklicherweise als falsch heraus. Kevin Wignall setzt im ersten Teil des Buches auf Tempo und einen rätselhaften Hintergrund, der sich aber bald bei näherer Betrachtung für den Krimivielleser leicht erkennen lässt. Dafür nimmt im zweiten Teil des Buches die Charakterisierung der beiden Hauptfiguren den größten Platz ein. Wie ihre Wege auseinanderdriften, wie sich in ihrem Dasein nach den Geschehnissen alles wandelt und nichts mehr ist, wie zuvor.Wo einer nur seine Ruhe habne will, strebt der andere genau zum Gegenteil. Wignall erzählt hier die Gescihichte eines Mörders, der aus dem Geschäft aussteigen will, stellt die Frage, ob jemand mit diesem Hintergrund je wieder in ein normales Leben voller Unschuld zurückkehren kann, als wäre nichts gewesen? Wie er sich mit Frau und Kind eine Existenz fernab von dem Blut und der Gewalt ein Heim schaffen kann, ohne dass  ihn die Vergangenheit in Form von Albträumen einholt oder ihn das Gesetz womöglich doch noch zur Rechenschaft zieht? Er erstellt aber auch ein Psychogramm eines Gewaltopfers. Kann Ella damit umgehen, dass ihre Familie tot ist, wie sie ums Leben kam? Damit, dass die Polizei kaum Fortschitte macht und damit, dass laut den Cops auch an den Händen ihres Vaters Blut kleben könnte? Wignall schreibt kurz, prägnant und ohne Schörkel, teilweise richtiggehend einsilbig und verzichtet auf schmückendes, überflüssiges Beiwerk. Dass hier jetzt ein Killer die Hauptfigur ist, der sich nach einem Leben ohne Gewalt sehnt, aber immer wieder einen Auftrag kühl und berechnend ausführt, dem nichts an den von ihm Getöteten liegt, der sie nach der Tat einfach abhakt und vergisst und der bis auf seine Sehnsucht nach einem Familienleben auch nichts symapathisch wirken lässt, weicht wohltuend von der Norm ab. Ebenso wie das knapp erzählte Ende. Guter Thriller, der sich anders als die üblichen Verdächtigen präsentiert und wirklich locker zügig zu lesen ist, einigermaßen ordentliche Spannung aufzuweisen hat und sich auch Zeit für die Entwicklung seiner Protagonisten nimmt. Ist derzeit in der Pre-Produktion für einen Film von Jonathan Mostow mit Sam Worthington in der Hauptrolle.

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