Jean-Patrick Manchette. Der junge Martin Terrier hatte einen Plan: in genau zehn Jahren wollte er als wohlhabender Mann in seine Heimatstadt und zu seiner Jugendliebe zurückkehren. Um dieses Ziel zu erreichen, trat er als Berufskiller in die Dienste einer Firma. Jetzt will er aussteigen. Doch die Firma iat von seiner Lebensplanung wenig begeistert.
Terrier ist in England, wo er einem Ziel das Lebenslicht ausblasen soll. Gelingt auch - eine Kugel in den Mund und eine in den Kopf. Überraschend bei seiner Vorgehensweise ist, dass er auch die Begleiterin umlegt, die in keinster Weise als Ziel ausgerufen wurde. Dieser Job sollte sein letzter sein und das tut er auch deutlich kund. Doch seine Auftraggeber sind damit nicht einverstanden und so versuchen sie ihn mit Gewalt zurück in den Schoß der Familie zu holen. Nicht einfach, wenn man es mit einem wortkargen Killer der Extraklasse zu tun hat. Nach und nach bekommen die Schergen der Firma ihr eigenes Blei zu schmecken. Terrier verlässt die Frau und die Katze, mit denen er einige Zeit zusammengelebt hat, um endlich zurück nach Frankreich zu gehen, wo er mit seiner Jugendliebe ein neues Leben anfangen will. Sein Konto ist nach vielen Aufträgen wohlgefüllt und er glaubt, dass es reicht, um irgendwo weit weg von Frankreich einen Neuanfang wagen zu können. Doch dort angekommen, muss er feststellen, dass Anne verheiratet ist und wenig Interesse an ihm zeigt, ihn gar verhöhnt. Lange geht das eh nicht gut, denn bald tauchen die ersten Kerle auf, die Terrier umnieten wollen. Es gelingt ihnen nicht und er flieht mit der Frau, wobei er einige Leichen zurücklässt. Immer weiter wird er getrieben und immer mehr zeigt sich, dass er zu einem normalen Leben gar nicht mehr fähig ist. Und immer mehr Tote gehen auf das Konto seines neuen Lebensplans, denn jeder mit dem er zu tun hatte, wird irgendwann wohl ausgeknipst. Und der DGSE hat auch noch die Finger im Spiel.
Ein weiterer Roman um einen Berufskiller. Einer, der schwerlich echte Sympathie im Leser zu wecken vermag. Höchstens einen Funken Mitleid, weil er so naiv daran glaubt, dass er aus dem Mordsgeschäft aussteigen könne und dass seine Jugendliebe auf ihn gewartet habe. Zudem wirkt er weder clever noch sonderlich gebildet. Einer wie gemacht für diese Laufbahn. Die entpuppt sich dann eh als Schlampe und ist hier die einzige Frau, die wenigstens etwas mehr ist, als ein Opfer für seine Kugeln. Terrier ist wortkarg, zu richtigen Gefühlen und Gesprächen gar nicht mehr fähig. "Positon: Anschlag liegend" ist das Psychogramm eines Killers, der sich mehr auf seine Waffen denn auf einen Dialog verlässt (Kein Wunder, dass in der ersten - nicht sonderlich gelungenen - Verfilmung "Der Schock" Alain Delon prädestiniert für die Hauptrolle schien). Das Buch ist ein eher zwiespältiges Werk, das sich in der Eiseskälte des Zelebrierens von Auftragsmorden anscheinend suhlt, keinen Platz für helle Sonnenstrahlen lässt und ein durch und durch düsteres Bild einer bösartigen Schattenwelt zeichnet. Insgesamt ist das Werk illussionslos, zwar spannend und mit einem hohen Tempo sowie Body Count, mixt gekonnt noch einen Politeffekt mit ein, den man z. B. aus em Film "Der Profi" mit Belmondo und anderen französischen Thrillern aus der Zeit (um 1981 herum) kennt. Hardboiled aus Frankreich, perfekt inszeniert und echt völlig ungeeignet für den Leserkreis, der sich am zickenden Kommissar mit unkonventionellen Methoden und politisch korrektem Verhalten amerikanischer Herkunft erfreut. Knallharter Killerstoff, der trotz der intensiven Charakterisierung der Hauptfigur kein Wort zuviel verliert und alles andere als dialoglastig ist. Und hier wird die Lebensphilosophie des Terrier nicht etwa verdammt, wie in den sonst so angepassten Werken der meisten Erfolgsautoren, Manchette überlässt die Wertung dem Leser. Er bietet klischeefreie Unterhaltung auf höchstem Niveau, so sparsam er mit Worten auch umgehen mag. Jean-Patrick Manchette ist für jeden Freund und Fan von Hardboiled-Literatur mit Noir-Einschlag eigentlich Pflichtprogramm. In der US-Verfilmung "The Gunman" wird Terrier (der dann statt Martin Jim heißen soll) von Sean Penn dargestellt. Mal sehen, was sie daraus machen, denn fürs politisch korrekte Mainstreamkino ist der Inhalt völlig ungeeignet. Daher befürchte ich Schlimmstes.
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