Freitag, 26. September 2014

Buchreview "Der Teufel von Echo Lake"

Douglas Wynne. Sänger Billy Moon ist der Star der Gothic-Rock-Szene. Doch er zahlt einen hohen Preis für den Erfolg .... Sein Entdecker scheint einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben. Während der Aufnahmen für seine neue CD freundet sich Billy mit einer seltsamen Kreatur an, die in den einsamen Wäldern New Yorks haust. Kann der Dämon ihm helfen, sich aus der Abhängigkeit seines Mentors zu befreien? Doch welchen Preis muss Billy für diese Hilfe zahlen? Es ist ein ganz anderer, als Billy erwartet hat.

Billy ist gerade auf Japan-Tournee und bringt während seines letzten Konzerts im Lande die japanischen Fans, die weitaus disziplinierter sind als die amerikansichen und dennoch immer für gute Stimmung sorgen, ins Schwäremn, obwohl er selbst mit seinen Gedanken woanders ist. Zudem ist er auch noch ziemlich geschafft von alldem. Und da war ja auch noch das dämliche Fax seiner Managerin - die sich nicht traute, ihm die Nachricht persönlich zu überbringen -, dass er wieder mit Trevor Rail ins Studio für eine neue CD muss. Und damit nicht genug. Tags drauf erhält er die Nachricht, dass sein Vater gestorben sei. Statt zu einem Auftritt bei dem ehemaligen Musik- und jetzt schrottigen TV-Sender MTV zu fliegen, zieht es ihn nach Hause zu Mutter und Bruder, um der Beerdigung beizuwohnen. Schon kurze Zeit später überwirft er sich mit dem Bruder, da ihre Ansichten einfach zu unterschiedlich sind. Er fährt zu seinem Freund und ehemaligen Bandkollegen Johnny und unterhält sich mit ihm über Gott und die Welt - und den Teufel. Billy glaubt tatsächlich, dass er die Schuld am Tod seines Vaters trägt, dass es geschah, weil er seine Seele an den Teufel in Gestalt von Trevor Rail verkauft habe. Dieser Rail hatte ihn vor zig Jahren vor dem Selbstmord bewahrt, ihn einen Vertrag unterzeichnen lassen und Billy zu dem heutigen Ruhm geführt. Johnny versucht ihn zu beruhigen, was aber nicht wirklich gelingt. Also geht es nach Echo Lake, wo tief in den Wäldern des Bundesstaates New York ein Studiokomplex steht. Kurz vor ihm trifft dort auch Jake als Tontechniker ein. Jake gerät fast aus der Fassung, als er die Räumlichkeiten aufschließt und an einem Piano im oberen Stock jemanden spielen hört, obwohl keiner da ist. Billy sagen sie davon vorerst nichts. Und Trevor Rail, der sich so jovial gegenüber den Leuten gibt, erweist sich bald als durchgeknallter Tyrann. Die Stimmung sinkt, Billy kommt kreativ nicht auf touren und kann sich auch mit Rail nicht auf die Ausrichtung der Musik und Texte einigen. Als dann noch ein Unfall geschieht, bei dem ein Mitarbeiter unter ungewöhnlichen Umständen stirbt, wird es erst recht mysteriös. Und Billy muss bald um sein Leben fürchten.

"Der Teufel von Echo Lake" hat eine kleine Prise Mephisto in sich und einen größeren Teil um den auch im Buch erwähnten Robert Johnson. Dieser hatte an einer Kreuzung den Teufel getroffen und ihm seine Seele dafür verkauft, dass dieser seine Gitarre stimme. Diese Geschichte wurde als "Crossroads" vom großen Walter Hill mit Ex-"Karate-Kid" Ralph Macchio (dem echten Kid, nicht diese lästige Smith-Blage) verfilmt. Das Buch beherrschen eigentlich drei Charaktere: Billy, Jake und Trevor. Während Billy die klischeehaften - und nicht völlig falschen, da ein Klischee ja nur deshalb ein Klischee ist, weil es so oft vorkommt - Eigenschaften des typischen Rockstars mit Dope, Groupies überhöhter Selbsteinschätzung und ähnlichen Attributen zugeschrieben, während Trevor von Beginn an der Arsch im Getriebe ist. Und Jake ist der normale Junge mit Frau und simplen Problemen, wie sie jeder Mensch hat. Er steht irgendwie zwischen den beiden und muss seine Arbeit tun. Und hier frischt Douglas Wynne den leichten Grusel, den es bisher nur gab, mit mehr oder weniger richtigen Anekdoten über diverse Stars aus und gibt sein Wissen um die Arbeit im Musikbusiness zum Besten. Könnte langweilig sein oder als Füllsel angesehen werden, aber dem ist nicht so. Es passt recht gut ins Szenarion, wird mit etwas - wirklich nur etwas - Sex aufgepeppt, durch Jakes Eheprobleme auch auf die dramatische Schiene geführt, ohne dass diese überwiegt und mit dem ersten Unfall kommt auch Tempo ins Geschehen. Die Story ist jetzt aber weit davon entfernt Blut, Gekröse und Körperflüssigkeiten. Sie erzählt einfühlsam die Geschichte ihrer Protagonisten, deutet vieles nur an und bleibt dennoch federleicht und flüssig, wenn auch nicht mir hohem literarsichen Anspruch - aber wenn ich den suche, muss ich eh anderweitig unterwegs sein. Subtiler Roman um überbordende Phantasie einer geplagten Seele oder vielleicht doch etwas Übersinnlichem? Auch wenn ich die gesamte Lesezeit über das Gefühl hatte, alles schon zu kennen, hat mir die Story gut gefallen. Vielleicht auch gerade deswegen. Wer weiß? Was ich weiß, ist, dass "Der Teufel von Echo Lake" zu den ruhigeren Vertretern aus dem Festa-Verlag zählt und mich dennoch fesseln konnte. Dolph Lundgren würde dazu vermutlich sagen: "Dying is easy - Rock'n'Roll is hard".

3 Kommentare:

zult hat gesagt…

Seh ich dass jetzt recht, du liesst 2 Bücher in der Woche und zauberst uns dann noch solche gelungenen Rezis ins Web, dazu noch meilenlange Trailer News?? Ist der Harry am Ende pensioniert oder schreibt dein Klon mit:-))

Grüsse und eine dickes Dankeschön für die Buchvorstellungen. Obwohl ich da schon ein wenig neidisch auf deine Lesezeit schiele...

Shane Schofield hat gesagt…

Ich halte ihn natürlich im Keller gefangen und deswegen hat er genug Zeit den Blog am laufen zu halten. Und Alt ist er auch noch ;)

Harry hat gesagt…

My clone sleeps alone.

Viele der Bücher haben ja nicht einmal 400 Seiten, sind leicht lesbar und daher schnell verschlungen.

Ansonsten muss ich für Shane in seinem Keller nur die Urlaubsanträge seiner Mitarbeiter bearbeiten. Auch das ist einfach: abgelehnt, abgehlehnt, abgelehnt.

Gruß
Harry