L.Roy Aiken. Derek Grace ist gut in dem, was er tut. Irrsinnig gut. Und das, obwohl in die Jahre ohne Job etwas außer From gebracht haben. Doch als die Toten nicht tot bleiben, sondern sich über die Lebenden hermachen, ergeben sich für Derek plötzlich ganz neue Perspektiven. Eine Karriere, wie geschaffen für einen Mann, der genug vom tatsächlichen AMERICAN WAY OF LIFE gesehen hat. Einen Mann, der sich dringend abreagieren muss. Derek Samuel Grace, eben noch ein unbedeutender Niemand, entsteigt den blutverschmierten Trümmern der Welt, um sich einen Namen zu machen: Derek Grace ist der DEAD SILENCER!
Derek macht sich von Colorado Springs aus auf den Weg nach Kansas City zu einem Vorstellungsgespräch. Seine Frau Claire kann ihn nicht zum Flughafen fahren, da sie durch eine Grippe verrotzt das Bett hütet. Sogar sein Taxifahrer trägt seine Bazillen munter spazieren. In Kansas City bei seinem vermeintlichen neuen Arbeitgeber angekommen, muss Derek erfahren, dass auch der Chef erkrankt zu Hause geblieben ist. Die Vorzimmerdame Giselle stattet den unglücklichen Bewerber aber mit Gutscheinen für Hotel und sonstige Annehmlichkeiten aus, damit er tags drauf noch einmal erscheinen möge. Doch dieser mistige Virus breitet sich immer weiter aus, viele Menschen fliehen, das Hotel ist so gut wie leer. Es bleiben nur die Angestellte Alice, Tanner, ein Mann, der mit Waffen umgehen kann und von einem Polizisten mehr oder weniger als Aufpasser für diesen Bereich eingesetzt wurde, und eben Derek. Von draußen hören sie immer wieder Geknatter, wie von etlichen Schusssalven. Und einer der Gäste, die sich in ihren Zimmern eher unbemerkt verbarrikadiert hatten, überrascht Alice und beißt sie in den Arm. Tanner und Derek machen die Figur nieder und nachdem auch Alice endgültig dran glauben musste, schnappen sie sich einen stabilen Wagen und fahren gen Flughafen, um sich eine Cessna unter den Nagel zu reißen und abzuhauen. Der Weg dorthin ist mit Toten geplastert - leider mit lebenden, die ihnen ans Fleisch wollen. Sie fräsen sich mit ihrem Wagen eine Fahrspur und wären auf dem Leichenmatsch fast nicht mehr weitergekommen, weil die Räder durchgedreht haben. Am Airport angekommen, gesteht Tanner, dass er eigentlich nur einen Flugsimulator bedient hat und noch nie eine richtige Maschine geflogen habe. Scheiß drauf, sie müssen weg. Dann kommt ihnen noch eine Frau mit ihrem etwas zwölfjährigen Behinderten Jungen in die Quere, die unbedingt mit an Bord will. Sie überlisten sie mit einem fiesen Trick und lassen die beiden zurück. Bald müssen sie irgendwo landen, da ihnen der Sprit ausgeht, doch das endet mit einem Crash. Tage später erwacht Derek in einem gemütlichen Bett - Tanner ist tot -, wo er von einigen Personen versorgt wurde. Kurz darauf wird ihm die Situation erläutert: Die reichen Bürger des Städtchens Natalia sind dabei, dieses unter ihre Kontrolle zu bringen und die restlichen Bewohner den ehemaligen Bewohnern zum Fraß vorzuwerfen, was auch dem Zweck dient, dass ihre Ressourcen länger anhalten. Und Derek soll dabei helfen. Tut er auch erst, wobei er immer wieder erwähnt, dass er nur nach Hause will. Bald aber gerät die Situation ausser Kontrolle. Man bekämpft sich gegenseitig, will eine ethnische Säuberung veranstalten und muss dazu feststellen, dass man a) nicht mit der Kampfbereitschaft des Dead Silencers sowie b) der Armee gerechnet hat. Schnell entwickelt sich ein extrem blutiges Massaker. Und Derek will immer noch nur nach Hause.
Anfangs bleibt der Gedanke aufgrund des Grippeansatzes an Wayne Simmons nicht aus, aber das hält nicht lange an. Das Geschehen entwickelt sich schnell, die Story hat von Beginn an richtig Zug. Und es dauert auch nicht lange, bis man feststellt, dass hier nicht alles so ernst gemeint ist, wie man es möglicherweise vermutet hat. Da mutiert ein vier Jahre arbeitsloser, untrainierter Niemand zur Kampfmaschine, verwandelt sich in einen gnadenlosen Killer, der vor nichts Repekt hat, sondert als Ich-Erzähler einige trocken-sarkastische Kommentare plus dummer Sprüche ab und die Handlung bekommt einige bös-absurde Ideen eingepflanzt. Die Nummer mit dem behinderten Jungen war schon nahe an Menschenverachtung, die Tanner mit einer bestialischen Logik erklärt und die Ansagen zur ethnischen Bereinigung der Bevölkerung könnten ebenfalls manche Leser in den falschen Hals bekommen, da der Faktor Mensch hier wirklich herzlich wenig zählt. L.Roy Aiken treibt aber manches derart auf die Spitze, dass man es einfach unmöglich als ernst gemeint interpretieren kann. Je länger das Buch und somit die Handlung dauert, umso deftiger wird das Geschnetzelte serviert. Es vergehen nur wenige Abschnitte, ohne dass die Action im Vordergrund steht. Zudem ist es stilitisch so abgefasst, dass man es als eingängig deklarieren kann. Nachdem sich bald die verschiedenen Gruppen bilden, muss man sich schon etwas konzentrieren, um den Überblick zu behalten, wer gerade mit wem kungelt, obwohl es im Endeffekt gleichgültig ist: Der Dead Silencer gegen alle mit seinem Running Gag, dass er doch nur nach Hause will (Erinnerte ich irgendwie an den Actionfilm "El Gringo", wo Scott Adkins ja nur ein Glas Wasser haben möchte). Der Showdown zieht sich über etliche Seiten und gipfelt in einem blutrünstigen Massaker, bei dem Lebende Tote wie Lebende in Einzelteile zerlegt, verbrannt, vergast oder zermatscht werden. Kugeln und Granaten tun ihr Werk, mit Baggern werden Schneisen in die Reihen der Grippe-Zombies gefahren und später wird auch noch eine mögliche Erklärung für die Pandemie geliefert. Nicht wirklich überraschend, aber zuvor kaum angedeutet. Temporeiche und pure Unterhaltungsware, die sicher nicht dazu gedacht ist, den Intellekt mehr als nötig zu beschäftigen, aber Freunde von actionreichem Horrorstoff zur Ablenkung vom Tagwerk sehr zufriedenstellen sollte. Ich werde sicher verfolgen, ob der Dead Silencer in den Folgebänden noch andere Bundesstaten im Blut versinken lässt. Und da ja jetzt die Grippezeit wieder beginnt, vielleicht besser nicht zu einem Arzt namens Derek gehen. Könnte sein, dass dessen Heilung dann die Finale sein wird. Die Lektüre hatte Schmackes und hat Spaß gemacht - und mehr hatte ich hier nicht erwartet.
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