Dienstag, 23. Juni 2015

Buchreview "Das Riff aka Die Tiefe" P. Benchley

Peter Benchley. Ein Taucher-Pärchen macht in den Riffs vor den Bermudainseln einen atemberaubenden Fund: Alte Golmünzen und Morphium-Ampullen. Doch ihr Entdeckung bleibt nicht unbeobachtet. Gemeinsam mit einem Schatzexperten entbrennt ein Kampf gegen eine Rauschgift-Bande.

Gail und David Sanders sind zum Urlaub auf den Bermudas. Schwimmen, tauchen und faulenzen sind ihre Ziele. Doch eines Tages entdeckt David beim Tauchen eine Phiole mit einer klaren Flüssigkeit darin. Er nimmt sie mit hoch und fragt herum, woher sie sein könnte und was sie beinhaltet. Lange dauert es nicht und sie bekommen Besuch von einem Schwarzen, der sich als Sammler seltener Gläser ausgibt und unbedingt die Phiole samt Inhalt will, da man  eim Öffnen ja das wertvolle Glas zerstören oder zumindest beschädigen würde. Jetzt erst recht neugierig geworden, fragen die beiden Urlauber weiter herum und werden an Treece verwiesen, der auf der via kleiner Zugbrücke mit der Hauptinsel verbundenen kleineren Insel St. David's sein Leben als Leuchtturmwärter fristet. Er entlarvt diesen schwarzen Bieter für das Glas sofort als Lügner und erzählt die Geschichte der Phiole. Im Zweiten Weltkrieg wurden Waffen und medizinische Artikel oft mit Segelschiffen transportiert, weil die die U-Boote nicht anlockten und auch nicht auf magnetische Minen auflaufen konnten. Eines dieser Schiffe kam vom Kurs ab und sank hier vor der Küste. Der Inhalt der Phiolen ist reines Morphium, ideal für Drogendealer, um es zu Heroin weiterzuverarbeiten und einen Millionenreibach zu machen. Treece und die beiden Sanders planen nun, wie sie dem Gangsterboss Cloche die heiße Ware vorenthalten können, entdecken bei weiteren Tauchgängen aber noch verschiedene Münzen, die womöglich von einem dieser legendären spanischen Schatzschiffe stammt, da ebenfalls hier gesunken sein muss und nun direkt unter dem Wrack des anderen Transporters liegt. Nun wird es ein Wettlauf mit der Zeit, vor den Gaunern die beiden Ladungen zu bergen und die Polizei einzuschalten sowie den Schatzfund bei der Regierung anzumelden. Doch die Verbrecher sind auch mitten in ihren Vorbereitungen und ein Zusammentreffen beider Parteien scheint unvermeidlich.

Nach einem Prolog von Ereignissen um 1943 herum darf der Leser sich direkt mit den beiden Protagonisten bekannt machen, wobei die Erinnerung an Jaqueline Bisset als Wet-T-Shirt-Queen schnell wieder lebendig wird. Auch sonst hat sich die Verfilmung nahe an der Vorlage bewegt. Was die Figuren angeht, ist David Sanders nicht gerade der Liebling der angepassten Masse. Er ist ein Abenteuerer, der gerne in den Tag hinein lebt, wenig wirklich ernst nimmt, es an Respekt vor Mensch und Gesetz mangeln lässt, durchaus bereit ist, Gesetze auch zu brechen, wenn es ihm nutzt und einer, der unnötig Risiken eingeht, mit denen er sich selbst und anderen beweisen kann, was für ein toller Hecht er doch ist. Erst im Laufe der Geschichte tritt langsam eine Veränderung in seinem Verhalten und Denken ein, womit auch der knurrige und bodenständige Insulaner Treece zu tun hat. Desweiteren kann Peter Benchley seine Erfahrungen des Tauchens und der Unterwasserwelt durchaus dem geneigten Leser vermitteln (Man achte hierbei auf die Beschreibung, wie sich Blut in seiner Farbe veränder je tiefer es in der See ist) und auch die Location Bermuda mit ihren politischen Vorgängen, ihrer Geschichte und der Menschen dort ist eingängig geschildert, ohne dabei ins Uferlose abzuschweifen und aus dem Thriller eine zähe Angelegenheit zu machen. Der Autor hat eh schon mancherorts viel zu ausführliche Schachtelsätze eingebaut, die sich im ansonsten flotten Stil dann schon etwas hemmend auswirken, weil es dann so gar nicht in den Lesefluss von zuvor passen will. Die latente Bedrohung durch die Gangster, die immer im Hintergrund lauert, will sich im Spannungsbogen für die Leser, die den Film kennen, dann nicht mehr so recht erschließen. Es wurde dann auch alles im Film genutzt: Percy, die Muräne ist ebenso dabei wie der Aufzug, das Goldschiff, die Drogen usw. Selbst eine kleine Hai-Exkursion darf nicht fehlen. Abgesehen von den erwähnten kleinen Ausflügen in die Geschichte der Insel werden Land und Leute hier auf die Gangster und die wenigen Touristen reduziert, man kommt sich fast vor wie bei der Serie "Lost" - kaum Leute oder Bewohner da. Mittig ist das Buch mit den ganzen Recherchen und Informationen von Treece etwas zäh, zieht später wieder an und mündet dann in einem viel zu kurzen Finale. Da hätte man mehr draus machen können. Film hatte mir damals im Kino und später jeweils auf VHS und dann DVD immer wieder gefallen, das Buch hatte aber gerade deswegen unter dem Spannungsmangel erheblich zu leiden. Meine Meinung dazu wäre ohne die Kenntnis der Filme sicher besser ausgefallen. Naja, vermute ich zumindest.

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