Montag, 29. Juni 2015

Buchreview "Unter Toten 1" D. J. Molles





D. J. Molles. Captain Lee Harden ist in einem Bunker tief unter der Erde stationiert. Seine Aufgabe: Im Katastrophenfall für Ordnung und Sicherheit sorgen und gegebenenfalls eine neue Regierung installieren. Als der Kontakt zu seinem Vorgesetzten abreißt, tritt der Ernstfall ein. Er muss dreißig Tage unter der Erde ausharren, bevor er seinen Anweisungen zufolge den Bunker verlassen darf. Was ihn oben erwartet, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: Zombiehorden haben alles vernichtet. Doch Harden gibt nicht auf.

Lee Harden wurde in einem Spezialprojekt ausgewählt, um zu einer Einheit zu kommen, die im Fall einer nationalen Katastrophe in einem Bunker 30 Tage überdauern soll, um zusammen mit 47 Kollegen danach wieder eine funktionierende Regierung aufzubauen. Zuletzt wurden sie in einem vermeintlichen Ernstfall nach der Fukushima-Katastrophe und der Angst einer nuklearen Wolke runtergeschickt, ansonsten nur zu Übungen. Die Bunker sind voll ausgerüstet mit Waffen, Lebensmitteln und anderen Annehmlichkeiten. Bei ihm ist sein trainierter Hund Tango. Eigentlich sollten die 48 Menschen keinen Kontakt untereinander haben und nur mit dem Koordinator kommunizieren. Doch als der Kontakt abbricht, blebit Lee nichts übrig und er muss an die Oberfläche. Der Bunker wurde sechs Stockwerke unter seinem Haus, das nahezu perfekt abgesichert ist und mit Solarzellen bestückt, angelegt. Seinen ersten Trip nach oben bezahlt er fast mit dem Leben. Eingezwängt in einen MOPP-Anzug gegen jegliche Bakterien oder nukleare Verseuchung, ist sein Sichtfeld eingeschränkt und er wird von einem unter den Treppenstufen vor seinem Haus liegenden fünfzehnjährigen Mädchen fast gebissen. Er kann sie zwar töten, muss dafür aber etliche Kugeln verwenden; sie war einfach nicht aufzuhalten. Erschrocken zieht er sich wieder in den Bunker zurück. Besser vorbereitet geht er wieder raus und stellt fest, dass seine Nachbarn tot sind - bis auf den Ehemann, der ihn auch attackiert und von ihm erschossen werden muss. So wandert er zum nächsten Haus und sieht, wie eine Gruppe von fünf Typen einen Mann und seinen Sohn verfolgt. Als die den unbewaffneten Mann umlegen und den jungen angreifen wollen, erledigt er sie bis auf einen. Den will er dem Jungen überlassen. Als der entscheidet, den Kerl laufen zu lassen, bringt er den Scheißkerl weg, macht ihn aber mit einem einzigen Stich seines Army-Messers außerhalb der Sichtweite des Buben kalt. Den Kleinen lässt er unter der Obhut von Tango im Bunker zurück und macht sich auf die Suche nach weiteren Überlebenden. Mit seinem Truck fährt er in die nächste kleinere Stadt und sieht, von einer wilden Meute umzingelt, eine Frau und ihre Tochter auf dem Dach eines Hauses. Er rettet sie, muss aber seinen Truck zurücklassen. Unterwegs treffen sie noch auf Jack und als sie zum Haus kommen, ist dies niedergebrannt. Sie können es jetzt nicht freilegen, da ihnen die Bestien auf den Fersen sind. Zum Glück haben es der Junge und Tango vorher nach draußen geschafft. Sie waren ungeduldig und wollten Lee suchen. Jetzt müssen sich die sechs zu einem Ort durchkämpfen der womöglich sicher ist. Die Frau weiß von einem befestigten Lager und sie machen sich auf den Weg dorthin. Unterwegs erfährt er mehr darüber, was während seiner Zeit unter der Erde geschehen ist. Eine Seuche hat die Menschen befallen, die das Hirn angreift und sie in rasende Bestien verwandelt, die auch dem Kannibalismus frönen. Obwohl man vermutet, dass die Intelligenz dabei flöten geht, scharen sich die Wilden zu horden zusammen und entwickeln eine gewisse Bauernschläue, stellen fiese Fallen, um an die Überlebenden zu kommen. Zusätzlich zu dieser Gefahr sind die Menschen sich auch nicht einige, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Verbecher haben jetzt auch wieder Hochkonjunktur.

Zuerst stellt ich mir mal die Frage, warum ständig von Untoten, Zombies oder untoten Infizierten die Rede ist. Die Kranken sind nicht tot und auch nicht an der Seuche gestorben. So gesehen ist eigentlich jeder Lebende auch ein Untoter. Zombies auf jeden Fall mal nicht. Und ein Grippekranker wäre ja auch infiziert und somit ein untoter Infizierter. Tja, und der Held Supersoldat muss, was die Intelligenz angeht, schon mal irgendwie betroffen gewesen sein. Wie verliert man seinen Truck, der mit wichtiger Ausrüstung beladen ist? Genau, während man Mädels rettet, lässt man bei laufendem Motor die Schlüssel stecken - und das in einer Gefahrenzone. Er hat noch einige dieser "Besonderheiten" zu bieten. Hin und wieder beweist er, was für ein eiskalter Hund er ist, wenn er wehrlose Gefangene dann letztendlich doch absticht oder Verwundete einfach endgültig abknallt, damit das Geplärre aufhört. Also was die Action angeht, ist das Buch in Ordnung und zum Gegenpol des eiskalten, wenn auch nicht übermäßig cleveren Soldaten, der vermutlich nur auf seine Pfadfinderausbildung zurückgreifen kann, gibt es an der einen oder anderen Stelle emotionale Momente. Leichen pflastern seinen Weg, dumm-derbe Fehler ebenso. Und je weiter man in der Story vordringt, umso mehr muss man erkennen, dass die üblichen Versatzstücke derartiger Endzeitgeschichten sich nach und nach in den Vordergrund drängen. Die Marodeure, die die Situation ausnutzen, sich gewaltsam alles zu nehmen, was sie begehren. Die Uneinigkeit der Leute untereinander. Religion und schwätzende Politfiguren, die sich nur an die Spitze der Nahrungskette setzen wollen, ohne sonst einen Finger krumm zu machen, gegen die mutigen Kämpfer ums Überleben. Die Figuren inklusive dem Army-Helden haben wenig zu bieten, alles bleibt oberflächlich charkterisiert und ja - auch das ist wieder wie Schreiben nach Zahlen konzipiert. Es ballert, was das Zeug hält, eine Erklärung, wie die Wilden Horden die ach so glorreiche USA und ihre noch glorreichere Armee einfach in 30 Tagen überrennen konnten, bleibt bisher aus. All die Abenteuer wirken irgendwie einfach runtergeschrieben, lustlos aneindander gereiht, ohne wirklichen roten Faden (Eine funktionierende Gesellschaft wieder herzustellen) und episodenhaft geschrieben. Auf die Art kann man eine TV-Serie auf 22 Folgen dehnen, im Buch ist es leider etwas wenig. So wechselt sich "Blöd mit Blut" in einem formelartigen Roman munter ab. Die Bonusstory, die auch fast 100 Seiten umfasst, hat zwar nicht direkt mit Harder zu tun, spielt aber im selben Untoten-Universum und bietert die bisher fehlende Schwangere in Nöten ebenso auf wie die doofen Fehler der Hauptstory. Bei "Unter Toten 1" ist (Wie übrigens auch mindestens bis zur Hälfte bei "Unter Toten 2") Hirn ausschalten absolute Pflicht, sollte als Hinweis auf den Klappentext. Abwechslung im Genre erhält man jedenfalls nicht. Das Buch hält nur die Action zusammen und die ist im Vergleich zu dem von mir vor einigen Tagen erst gelesenen "Nemesis" von Jeremy Robinson aus dem Festa-Verlag dann auch klarer Verlierer. Bestenfalls eine "Kann man kaufen"-Empfehlung, von einer Pflichtlektüre aber weit entfernt. Vielleicht kommt es ja in den weiteren Büchern etwas besser. Geht jedenfalls in der menge der besseren Veröffentlichungen sowohl des Genres selbst als auch anderer (Siehe Festa-Verlag, Luzifer-Verlag, Voodoo-Press usw.) eher unter. Damit würde der Titel "UNTER Toten" auch Sinn ergeben. Ach ja, in der von mir konsumierten deutschen Ausgabe werden Namen vertauscht, und wenn eine Kugel am Kopf vorbeizischt, spürt der Held gleich eine Druckwelle und sein Fahr-zur-Hölle-Rucksack - das muss man dann schon selbst gelesen haben. Kawumm auf sehr niedrigem Niveau und der Gefahr auf Untiefen aufzulaufen. 

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