Montag, 30. November 2015

Buchreview "Trigger Mortis - Der Finger Gottes" A. Horowitz

Anthony Horowitz. Wir schreiben das Jahr 1957 und James Bond hat gerade seinen Entscheidungskampf mit Auric Goldfinger in Fort Knox überlebt. Bei ihm ist Pussy Galore. Doch beide wissen nicht, dass die UdSSR und der Westen sich in einem tödlichen Wettstreit um die technologische Überlegenheit befinden. Zudem ist SMERSCH zurück.

Im Prolog wird ein amerikanisierter Deutscher von einem anderen Mann dafür bezahlt, dass er gewisse Geheimnisse verrät. Doch der Angeheuerte hat Pech - nicht die Auftraggeber beseitigen ihn. Seine gierige Gattin erledigt das und haut mit dem Geld ab. James Bond hingegen ist mittlerweile wieder in London eingetroffen und hat Pussy Galore in einem Hotel untergebracht. Irgendwie deucht ihm, dass der Name Pussy Galore und die Person selbst nicht wirklich in diese Umgebung, ja sogar nicht einmal nach London passen. Doch bevor er diese Gedanken weiter verfolgen kann, wird er zum Dienst gerufen. Er soll den britischen Rennfahrer Lancy Smith beim Rennen auf dem Nürburgring beschützen, da man von einem Attentat auf diesen weiß. Ein Attentat unter Beteiligung von SMERSCH. Also bekommt Bond erst einmal einige Lehrstunden, wie er auf dem Kurs in Deutschland bestehen und überleben kann. Gegen Ende seiner Zeit als (Renn-)Fahrschüler erledigt sich dann etwas unkonventionell auch das Problem mit Pussy Galore. Am Nürburgring lernt er die anderen Fahrer kennen und sieht dass mit Dimitrow der Mann der Russen und von SMERSCH ebenfalls da ist. Ihn muss er beachte, weil der es sein wird, der Smith töten soll. Aber ermacht auch eine andere Entdeckung: er sieht die Russen lebhaft mit einem Asiaten diskutieren, von dem er später auch dern Namen erfährt - Jason Sin. Ein amerikanischer Multi-Millionär koreanischer Abstammung. Kurz fragt er sich, was der mit den Russen zu tun haben könnte, muss sich danach aber wieder auf seine Aufgabe konzentrieren. Nach dem Start lässt sich Bond hinter die beiden Kontrahenten zurückfallen, bleibt aber vor den anderen Mitstreitern. Er hat den Russen und den Engländer gut im Sichtfeld und sieht sich vorbereitet, als der Russe einen Trick anwendet, der James Bond etwas zurückwirft. Dennoch holt der auf und kann sich wieder an die beiden Führenden hängen. In der sogenannten "Grünen Hölle" des Nürburgrings, in der auch keine Zuschauer platziert sind, gedenkt der Russe eine Attacke zu starten. Bond jedoch war vorbereitet und räumt den Feind spektakulär aus dem Weg. Dessen Wagen fängt Feuer und der britische Agent rettet Dimitrow vor den Flammen, doch der erleidet üble Verletzungen. Trotz des Unfalls geht das Rennen weiter und danach wird auf dem Schloss des US-Koreaners eine rauschende Party gefeiert, die Bond dazu nutzt, sich etwas bei dem vermeintlichen Kompagnon der Russen umzusehen. Während er in Räume vordringt, die der Öffentlichkeit vorenthalten sind, kommt nach ihm auch noch eine Frau in eines der Zimmer, die er gerade durchwühlt. Sie löst einen Alarm aus und er muss mit ihr gemeinsam fliehen. Später nennt sie ihm Namen - Jeopardy Lane - und Beruf  - Journalistin. Danach betrachten sie sich gemeinsam die entwendeten Bilder und erahnen einen perfiden Plan. Und als Bond einen Moment unachtsam ist, entschwindet die sogenannte Journalistin mitsamt der Beweismittel. 

Kurz gesagt: DAS ist MEIN Bond. Ich brauche nicht ins Kino dackeln, weil ich den echten und unverfälschten James Bond vor Augen hatte. Was will ich da mit einem politisch korrekt gegängelten Pseudo-Bond auf der Leinwand. Anthony Horowitz hat das Buch derart bildhaft beschrieben, dass es während des Lesens wie ein Film vor meinem inneren Auge ablief. Besser konnte es kaum werden. Bond darf wieder rauchen und schmauchen, muss keinen Drink verschmähen und darf sich - dezent - um die Frauenwelt bemühen. Als Gegner taucht nicht nur SMERSCH auf, sondern es darf wieder einer dieser extrem reichen und mindestens so wahnsinnigen Bösewichter auftreten, die ein richtiger Bond nun einmal braucht. Und auch wenn das Thema Homosexualität einmal ganz kurz aufblitzt - aber nicht weiter vertieft wird -, hat Anthony Horowitz darauf verzichtet, James Bond zu modernisieren, was mir persönlich durchaus auch den Spaß verdorben hätte. Ich konnte mit dem Werk von Jeffery Deaver damals so rein gar nichts anfangen. Daher hatte ich auch lange gezögert, mir das Buch "Trigger Mortis - Der Finger Gottes" zu gönnen. Was den Spannungsfaktor angeht, weiß man ja, dass Bond es schon irgendwie regeln wird - und genau das ist es, das das Interesse hochhält. Das WIE!!! Es gibt feine Actionsequenzen, haarsträubende, aber keineswegs nach dem neuzeitlichen Motto höher, weiter, teurer, cgi-lastiger überzogene Rettungsaktionen und dazu sehr fein ins Buch integrierte Momente an die damalige Zeit wie den Asbach Uralt (mit der Anmerkung, dass die Franzosen sich den Begriff Cognac schon damals markenrechtlich schützen ließen) oder die Caprihosen. Und der Nürburgring mit seiner "Grünen Hölle" wirft tatsächlich Erinnerungen auf. Horowitz hat die Zeit knapp vor den 60-ern sehr gut eingefangen, verfälscht seinen (unseren) Bond nicht mit diesen modernen (Polit-)Mätzchen eines Mannes, der sich nach der vorgegebenen Meinung zu richten hat und nur noch eine Karikatur des ehemals von Ian Fleming kreierten Agenten seiner Majestät ist. Hier hat jeder noch seinen Platz - von M über James bis hin zu Miss Moneypenny. Vielleicht nicht politisch, dafür aber sicher Bond-korrekt. Und meinen Abschluss klaue ich einmal frech von Axel B. von Kriminalakte.com: Zitat: Daher gebe ich Horowitz (.....) die Lizenz zur Rückkehr. Zitat Ende. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"und nur noch eine Karikatur des ehemals von Ian Fleming kreierten Agenten seiner Majestät ist." - Das Lustige ist: Der moderne Bond (also Craig etc.), also der, der von den angeblich echten Bond-Fans so verabscheut wird, entspricht der Flemming-Figur am meisten. Der frauenvernaschende Charmeur, der mit allerlei Gimmicks gegen die Größenwahnsinnigen dieser Welt kämpft ist eine reine Erfindung der Produzenten der 70er-Jahre.

Anonym hat gesagt…

Und ist auch der, welcher derart politisch korrekt kastriert wurde, dass es keine Freude macht. Und der Fleming-Bond war entschieden näher am Alkoholiker als es der Craig und Konsorten je waren und mit seiner Qualmerei wäre der sogar im tiefsten Ruhrgebiet noch aufgefallen. Da hat sich im, Laufe der Jahre jeder seine Freiheiten genommen. Und ich bin mit den Filmen ab den 60-ern aufgewachsen, war und bin beeindruckt bis zu dem Beginn der Dalton-Ära. Ab da ließ es Film für Film nach.
Wenn Bond nicht die Überfigur in den Filmen ist, der Mann, der alles kann und kriegt, der mit Gimmicks und Girls spielt, dann ist er nur noch einer unter vielen, ein Bourne mit Gedächtnis und festem Job. Massenware, zu der er ja mit demn lästigen modernen Spielchen wie Wackelkamera, CGI und sonstigen Ärgernissen geführt wird.

Gruß
Harry