Sonntag, 24. Januar 2016

Buchreview "The hunter" R. Stark

Richard Stark. Parker – ohne Vorname, ohne Biographie – zählt er zu den markantesten Gestalten der Kriminalgeschichte. Er ist ein Einzelgänger,der nur einmal im Jahr einen Job durchzieht, professionell bis zur Perfektion. Doch vor zehn Monaten wurde er bei einem Waffendeal von seiner eigenen Frau verraten, die mit Mal Resnick, einem Großmaul aus dem Verbrechersyndikat, gemeinsame Sache machte. Jetzt ist Parker zurück in der Stadt, ein einsamer Jäger, der nach allen Regeln der Kunst Rache nimmt. 

Parker ist auf dem Weg in die Stadt. Er versucht zu trampen, doch keiner nimmt ihn mit. Da reicht nur ein Blick auf die zerrissene Gestalt. Kein Vertrauen in diesen Menschen. Zerfleddert. Verdreckt. Abweisender Gesichtsausdruck. Nö, den lässt man lieber zu Fuß gehen. Zu gefährlich. Und keiner unterliegt da einem Irrtum. Parker ist auf Rache aus. Vor Kurzem einem Knast entronnen, dabei einen Wärter getötet. Jetzt mit einem Plan, erst einmal zu Geld zu kommen. Gefälschter Führerschein. Damit bei Banken vorgesprochen, den Namen Johnson genutzt und was von einem Überfall gefaselt. Bei Bank Nummer vier klappt es. Man gewährt ihm zugang zum Konto, er räumt es ab und macht mit den paar hundert Dollar weitere trickdiebische Fischzüge. Aus Hundertern werden Tausender. Dann zu seiner Ex. Die war so clever, ihre Adresse im Telefonbuch eintragen zu lassen. Als er bei ihr in die Wohnung kommt, ist sie schon völlig am Ende. Die Angst vor seiner Rache. Mit Recht. Er fragt sie, wer den ganzen Schmu hier bezahlt. Mal, die miese Sau, hält sie weiterhin aus. Jeden Monat bringt ein anderer Bote tausend Dollar. Er beendet das Leiden seiner Ex und wartet auf den Überbringer des Geldes. Nimmt dem die Kohle ab und sperrt ihn ausgeknockt ins Schlafzimmer. Nun ist er auf dem Weg zu Mal, den er über seine Vorliebe zu Nutten findet. Sein Geld bekommt er nicht, um das ihn Mal und die anderen geprellt haben. Mal hat Schulden beim Syndikat bezahlt und arbeitet nun für die. Da Parker der festen Überzeugung ist, dass es sein Anteil war, der beim Syndikat landete, will er sein Geld von denen. Bringt ihnen auf die harte Tour bei, was es bedeutet, ihm sein Geld vorzuenthalten. Dennoch läuft nicht alles nach Plan. Aber Parker wäre nicht er selbst, würde er jetzt aufgeben. Armes Syndikat.

Parker ist ein Mann ohne jegliche Moral. Und er ist auch ohne jeden Skrupel, wenn es ums Töten geht. Irgendwie erscheint mir diese allererste Version des Berufsverbrechers Parker eine härtere und auch stellenweise brutalere Ausgabe zu sein als sie in den späteren Werken erscheint. Seine Grundprinzipien sind die gleichen: Ganovenehre und nur ein Coup pro Jahr und mit dem Geld in Ruhe seine Zeit verbringen. In der Verfilmung mit dem genialen und unheimlich gut zur Figur des coolen und maulfaulen Gangsters wurde er vom genialen Lee Marvin portätiert, der dies immens glaubhaft darstellen konnte. Aufgrund von Zwistigkeiten mit Stark durfte Parker bis zu dem Film mit Jason Statham, der nach Starks / Westlakes Tod entstannt, nie in einem Film Parker genannt werden. Und es gab etliche Filme nach den Romanen um Parker. "The Split" (Jim Brown), "The outfit" (Robert Duvall) oder "Payback" (Mel Gibson) hier mal als Auswahl. "The hunter" ist absolut schnörkellos, kalt und brutal, rücksichtslos, von Parkers Egoismus geprägt und so, wie ein Hardboiled-Thriller sein sollte. Kein Wort zuviel, kaum große Erklärungen, keine überflüssigen Beschreibungen der Seelenzustände der Handelnden oder gar von Witterung und Umgebung oder von irgendwelchen nutzlosen Charakteren, die mit ihren Kötern Gassi gehen und sich dabei über die Verdauungsstörungen ihrer Wieber unterhalten. All das wird dem Leser erspart und die Story kurz und knapp auf den Punkt gebracht. Mit kleinen, aber stellenweise explosiven Rückblenden erfährt der Leser den Grund für die Gewaltausbrüche und den Rachefeldzug, der gnadenlos und ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen wird. Überraschungen bleiben aus - bis auf einen kleinen Kniff gegen Ende. Hardboiled, wie man es einfach lesen muss. Parker - er verübt Verbrechen so wie andere arbeiten gehen. Und er ist gut in seinem Job. Genau wie sein Erschaffer Donald E. Westlake aka Richard Stark. Wer sich für coole, knallharte und an Action sowie Gewalt nicht sparenden Thrillern mit wortkargen Helden ergötzen kann, seinen Lesegefallen daran findet. Hier ist er richtig. Auf rund 190 Seiten gibt es hier dann auch beste Unterhaltung.                     

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