Samstag, 13. Mai 2017

Buchreview "Nitro Express" R. B. Whitehill

Robert Blake Whitehill. In seinem kalten Versteck in einem New Yorker Keller erhält Ben Blackshaw von einem früheren Vorgesetzten einen codierten Notruf. Die anschließende Jagd nach einem mysteriösen Scharfschützen führt Blackshaw einmal um die ganze Welt. Zusammen mit seinem alten Freund Knocker Ellis Hogan versucht er, den Todesschützen in eine Falle zu locken. Aber dieser ist ihnen immer eine Nasenlänge voraus. Es dauert nicht lange, bis Blackshaw Verbindungen zu einer weitaus größeren und gefährlicheren Verschwörung aufdeckt, die nicht weniger als einen profitablen Krieg in Südafrika plant. Doch es gibt einen Ort, an dem Blackshaw gegenüber seinem Widersacher im Vorteil sein könnte.

Ben Bradshaw ist nach New York gekommen. Genauer auf die Insel Manhattan, die sich zwar für das einzige New York hält, aber doch nur der Platz für die Gierigen ist. Ben glaubte, eine Insel sei eine Insel wie die andere. Irrtum. Manhattan ist so weit entfernt davon, wie sein zu Hause zu sein, wie die meisten Politiker von einem Funken Intelligenz oder die DHL vom Kundenservice. Doch was will er machen? Manhattan ist nun einmal der beste Platz, um sein Gold umzusetzen. Schmelzen und bearbeiten finden im Keller eines verfallenden Hauses statt, das keiner mehr will, weil zuviele Belastungen drauf sind - selbst für New Yorker Verhältnisse. Also hat er sich dort eingerichtet. Er denkt, er sei unter dem Radar, doch das stellt sich bald als weiterer Irrtum heraus. Er findet eine mysteriöse Botschaft an die Wand neben seiner Tür gesprüht. Eine Aufruf, sich an einem bestimmten Ort zu zeigen. Er geht hin und wird von seinem alten Boss engagiert - höflich ausgedrückt. In Los Angeles wurde vor der Premiere eines Films eine dieser Diven, die sich für die Welt halten, weil sie irgendwo ein Talent gefunden haben, das man zum Ausbeuten der Massen nutzen kann und in diesem Werk mitspielt bei ihrer Parade vor dem Filmtheater mit einem einzigen Schuss in ihre Einzelteile zerlegt wurde. Die Spuren geben nicht viel her, nur dass alles - bis auf die wahrliche Ballistik-Zerpflückung des Opfers - an den Kennedy-Mord von Dallas erinnert. Und so nimmt eine Story ihren Lauf, mit der Ben nicht gerechnet hat. 

Am Vorgänger gingen mir ja die Insulaner und die allseits durchdringende Gier auf die Nerven, viele Personen waren einfach unsympathisch. Daher war das Buch "Deadrise" eben "nur" gut. Die Mängel - was ich als Mängel betrachtet habe - sind ausgemerzt und die Sache nimmt nicht nur schnell Fahrt auf, sie lässt den Leser auch schön lange im Ungewissen, wer hier überhaupt warum die Fäden zieht und um welchen Hintergrund es sich handelt. Da bleibt man schon allein aus reiner Neugier dran, die Spannung ist also gesichert. Der Begriff "Nitro Express" hat eine bestimmte Bedeutung, die im Laufe der Handlung erklärt wird. Dazu gibt es einige ganz spezifische Beigaben, die leicht Richtung Science fiction abdriften (DNS) und auch nicht so ganz glaubwürdig daherkommen, was aber durchaus an der Unkenntnis des Lesers (in dem Fall mir) liegen mag. Viele Pläne, viele Bösewichte, falsche Spuren, Politiker, Verrat, wieder Gier und ein paar Sniper-Szenen, die es in sich haben. Kein Swagger, aber gut für die Unterhaltung. Und es herrscht manchmal eine Kaltblütigkeit vor, die man so auch selten liest. Hier mal schnell einige Unschuldige nur so als Ablenkungsmanöver geradezu vernichtet, dort mal ein bisschen Bullet-Folter und das Töten fällt auch bei Verwundeten Gegnern leicht - verbrannte Erde halt. Man muss aber schon aufpassen, dass man bei der Vielzahl der Handelnden und den Täuschungsmanövern den Überblick behält, wer jetzt welche Motivation hat und wohin das alles führen soll. Schneller, spannender Kracher, der ein typisches und Aufmerksamkeit erregendes Cover von Michael Schubert als klaren, weiteren Pluspunkt aufweisen kann. Die Bücher vom Luzifer-Verlag werden dadurch nur noch mehr aufgewertet. Und dabei hat der Verlag ja auch zum Großteil ein gutes Programm. Jetzt noch schnell zum Home-Entertainment-Start von "Stratton" eines der Bücher von D. Falconer rausgebracht, vom Verleger Steffen Janssen die Frage beantwortet, was die Schlagzeile im Videotext bei Sport1, diesem Sender, der meint, Pokern wäre Sport und verdiene massig live-Übertragungen, sollte - "Steffen ist schwanger"😈 - und alles ist gut. Zurück zum Ernst der Lage und zum Buch. Mir hat es sehr gut gefallen, ich konnte mich der Action nicht entziehen und daher sind 8/10 meiner Meinung nach voll verdient. Das Buch hat nur 300 Seiten, wurde aber Ressourcen sparend gefertigt. soll heißen, kleinere Schrift und den Platz voll ausgeschöpft. Papier gespart, Rohstoffe gespart/geschont. find ich okay, gab es früher auch schon, wurde aber von diversen Großkopferten zum Vorgaukeln umfangreicher Handlung und mehr Stoff aufgebläht, um damit höhere Preise zu rechtfertigen.

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