Samstag, 24. Juni 2017

Buchreview "Die Schlaflosen" G. Masterton

Graham Masterton. Sie sind alt wie die Zeit, und sie leben immer noch. Nach einem Hubschrauberabsturz werden aus dem Wrack die Leichen von einem Richter und seiner Frau geborgen. Jemand hat sie grauenvoll verstümmelt. Und von ihrer erwachsenen Tochter fehlt jede Spur. Michael Reardon, der im Auftrag einer Versicherung ermittelt, ist sich sicher, dass man die tatsächliche Todesursache der Opfer vertuschen will. Er lässt nicht locker und ist bald auf der Spur einer Gruppe unheimlicher Männer, die vor nichts zurückschrecken, um ihre Identität geheim zu halten.

Ein Richter, der zu einem der mächtigsten Männer der Nation aufsteigen kann, wenn er zum Richter des Obersten Gerichtshofes ernannt wird, macht sich mit seiner Familie und einem Assistenten via Hubschrauber auf den Weg zu seinem größten Triumph. Doch bald nach dem Start scheint es Schwierigkeiten zu geben, der Pilot muss schwer schuften, um die Flugmaschine auf Kurs zu halten. Doch irgendwann hilft all seine Kunst nichts mehr und sie gehen runter. Da sie mittlerweile an Höhe verloren hatten, sind alle nur verletzt und eingeklemmt. Sie hoffen auf Hilfe und schon bald sehen sie auch einen Mann, der draußen vesucht, ins Innere des Helis zu gelangen. Doch schnell müssen sie feststellen, dass ihre Hoffnung vergebens war. Kurze Zeit später treffen auch die wirklichen Helfer ein, können aber niemanden mehr retten. Da diese Sache für die Flitzpiepen von der Versicherung teuer werden kann, lassen sie Michael Reardon reaktivieren, der nach einem Trauma nach einem Fall mit Flugzeugabsturz eigentlich nichts mehr mit Versicherungsdetektei zu tun haben wollte. Der ist zwar immer noch bei seinem Psycho-Doc in Behandlung, lässt sich aber nach einigem Zögern doch breitschlagen. Bald findet er in Zusammenarbeit mit dem Leichenbeschauer heraus, dass die Menschen erst nach dem Unglück getötet wurden und nicht an den Verletzungen, die sie beim Absturz erlitten haben, verstarben. Zudem fehlt der Körper der vierzehnjährigen (laut Klappentext "erwachsenen") Tochter. Als Michael nun intensiv zu ermitteln beginnt, stoßen er und sein Freund Thomas, der Lieutenant bei der Polizei ist, auf etliche Widersprüche. Einiges weist zudem Parallelen zu dem Flugzeugabsturz zwei Jahre zuvor auf, den Michael bearbeitet hatte. Verdächtige gibt es viele - und bald Gerüchte über die "weiß-weißen Männer". Und die führen die Unbestechlichen bald in des Teufels Küche.

Erst einmal zu einem allgemeinen Problem - zumindest ist es das für mich: diese sich über sämtliche Verlage hinweg finden zu lassenden fehlerhaften Klappentexte. Auch hier gibt es einen, nicht so gravierend wie manch andere, aber eben dennoch vorhanden. Prüft das denn keiner oder ist es in einigen Fällen auch Absicht, dass mit einem Inhalt geworben wird, den es gar nicht gibt? Es ist schlicht lästig, wenn man feststellt, dass der Verfasser des Textes auf dem Buchrücken anscheinend absolut kein Interesse am Job und besonders der Kundschaft hat. Sorgfaltspflicht der Verlage, da die ja auch ein ganz nettes Preisschild an das Buch anbringen (DA werden übrigens NIE Fehler gemacht)? Mmh.

Zum vorliegenden Buch. Auf Amazon hat da so ein "Jungspund", der sich ebenfalls als Harry feiern lässt (Schönen gruß, Harry, die Pappenheimer kennen sich ja.😁), das Ganze kurz und prägnant zusammengefasst: Endlich wieder eine Geschichte und nicht bloß eine Aneinanderreihung von Sex und Gewalt ohne Sinn und Verstand. Für manch anderes Buch etwas zu harsch, das mit dem fehlenden Sinn und Verstand, aber dennoch verglichen mit Graham Masterton durchaus zutreffend. Der Autor hat hier sehr gut Thriller mit Phantastik verknüpft, was mich daran erinnerte, dass Shaun Hutson in seinem Roman "Blutiger Segen" um Sean Doyle Hardboiled-Action gekonnt mit Horror verband, aber leider vom Verlag aussortiert wurde (wohl werden musste, da sich zu wenig Interessenten fanden), und so hat Graham Masterton dann auch die Thriller- und Verschwörungselemente der Eliten im Land unter einen Hut gebracht und sie dann erst spät dem Phantastischen hinzuzufügen. Bis dahin darf sich der Leser damit befassen, dass die Herrschenden und Reichen im Lande (was eigentlich eh die gleiche Mischpoke ist) sich die besten Deals zuschachern, die Politik beim Postenringelrein perfekt mitspielt (Was man ja auch heutzutage beobachten kann, verstecken tun sie es ja nicht mehr) und der Rest der Bevölkerung die Deppen sind. Das zeigt sich an den Aufständen in den sogenannten Problemvierteln, bei deren Handlung sich der Autor vermutlich an den Unruhen von 1992 in L. A. orientiert haben könnte. Nur dass es hier noch gewalttätiger zugeht. Und ganz langsam steuert er die Handlung dann in die Richtung des schleichenden Horrors, der nicht plakativ mit Sex und überbordender Gewalt in bluttriefenden Seiten mündet. Was Graham Masterton dem Leser hier bietet, ist zumindest in Teilen auch heute noch aktuell, aber vor allen Dingen ein spannender Roman mit einer Geschichte, die sich von Seite zu Seite steigert und den Leser mitreisst. Nur im Finale hat er eines Erachtens etwas zu dick aufgetragen, was den Gesamteindruck aber nicht schmälert. Also wer etwas feinsinnigeren Grusel abseits der "Blut- und Spermafraktion" lesen will, dem seien diese rund 580 mehr als nur soliden Seiten eines fein gesponnenen Netztes aus Korruption, Verrat und gruseligen Hintermännern (wobei mir gerade diese irgendwie schon fast so erscheinen, als seien sie heute in Politik und Wirtschaft schon so etwas wie realer Alltag) ans Herz gelegt. Erhältlich beim Festa-Verlag als Print und E-Book.

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