Freitag, 16. Juni 2017

Buchreview "Theo Boone - Der Überfall" J. Grisham

John Grisham. In seinem neuen Fall begibt sich Theo Boone, der jüngste "Anwalt" von Strattenburg, in höchste Gefahr: Als die Farm seines Klassenkameraden Hardie einer Umgehungsstraße weichen soll, setzen sich Theo und seine Freunde, immer auf Seiten der gerechtigkeit, für Hardie und seine Familie ein. Mit ungeahnten Folgen, denn mit diesen Gegnern ist nicht zu spaßen.

Theo ist als Leiter eines Teams seiner Pfadfindergruppe normalerweise eine sichere bank. Doch bei diesem Ausflug, bei dem weitere Abzeichen gemacht werden sollen, missrät ihm seine Aufsichtspflicht. Wie in jeder Gruppe gibt es auch bei ihm einen dieser Dummbeutel, die zwar nichts zum Thema drauf haben, dafür aber als unbelehrbare Trottel für größere Flurschäden sorgen. Begegnen sie bei einer Wanderung einer Mokassinschlange und statt sich ruhig und langsam zurückzuziehen, muss der Gruppendepp die Schlange reizen und wird gebissen. Schuld ist dann natürlich Theo von wegen Verletzung der Aufsichtspflicht. Ergebnis: vorübergehende Suspendierung. Schnell wird ihm langweilig. So kümmert er sich um das Problem, das sein Kumpel Hardie ihm geschildert hat. Gemeinsam radeln sie zum Grundstück der Hardies, um sich anzusehen, was durch den Bau der Umgehungsstraße vernichtet wird. Dort sehen sie Arbeiter, deren Auftrag es ist, schon vor einer Entscheidung das Gelände zu vermissen, damit der Bau beginnen kann. Als sie die Typen darauf hinweisen, dass es Landsfriedensbruch ist, werden die Kerle rabiat und verletzen den Familienhund Judge schwer. Jetzt hat Theo einen Grund mehr, sich in die Materie des Falles von Hardie einzuarbeiten - und Zeit hat er ja jetzt auch genug.

John Grisham bringt den Kids in einer vereinfachten Dartsellung weitere Teile des amerikanischen Rechtssystems näher. Die Sprache und der Stil sind der Zielgruppe angepasst und daher schnell und ohne Schwierigkeiten zu lesen und zu verstehen. Sein Buch hat er diesmal mit einigen Themen bestückt, die man durchaus als ernsthafte Probleme dieser modernen Welt ansehen kann. Da ist Theo auch als Aktivist (So auch der Originaltitel des Buches, der entschieden besser gewählt ist, als die deutsche Version "Der Überfall".) im Umweltschutz unterwegs, erhält von den Eltern ein paar Erläuterungen zu gewissen rechtlichen Begriffen und Vorgaben, muss aber auch einsehen, dass Politik nicht nur - wenn überhaupt - für die Wähler gemacht wird. Auch die Rezession und ihre Folgen in Form von Einsparungen im öffentlichen Dienst, der für die Bürger da sein sollte, werden erwähnt. Verursacher wie Banken und Politik lässt er aber außen vor. Und dann kommt das dicke Ding der Enteignung durch den Staat. Das führt dann auch zu dem Thema echte Freundschaft und Tierliebe. Im Laufe des rund 310 Seiten starken Büchleins verquickt der Autor alle Punkte miteinander. Es ist zwar US-Recht, um das es geht, aber ähnliche Vorgänge kann man auch hierzulande gut beobachten. Politiker, die nur noch zum eigenen Nutzen handeln, eine Demokratie, die längst keine mehr ist und Enteignungen zum (vermeintlichen) nutzen der Allgemeinheit, die dann doch nur ein paar Profitgeiern in die Hände spielen. Bestechung nennt man hierzulande wohl Lobbyismus, in den USA sind es Wahlspenden. Hierzulande ist es ja auch möglich, sich aus staatlicher oder kommunaler Sicht einen Teil eines Grundstücks unter den Nagel zu reißen, ohne tief in die Tasche greifen zu müssen. Nicht nur, dass man sich dann den benötigten Teil für ein Portogeld krallt, man entwertet damit auch noch den Rest des Grundstückes, den man nicht benötigt. Und so kann man das bei geschickter Verhandlung auch für kleines Geld "erwerben". So gesehen können die jungen Leser aus dem neuen Abenteuer von Theo Boone schon etwas mitnehmen. Was ihnen aber besser erspart geblieben wäre, ist der Eindruck, den Theo diesmal erweckt. Ein überschlauer kleiner Scheißer, der vorlaut zu allem seinen Senf dazugibt. Er ist hier einfach zu unrealistisch gut. Einser-Blage, immer der freundliche Helfer, lieb und nett, der Beste bei den Pfadfindern und im Debattierclub usw. Auf dem besten Wege, einer der Helden in einem America First-Roman zu werden - einfach unschlagbar und besser als der Rest der Welt. 😀 Ja, es ist nur ein Buch für Jugendliche, aber in den ersten drei Büchern ging es doch auch ohne diese Übertreibungen. Aber der Zielgruppe wird es schon munden.

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