Samstag, 1. Juli 2017

Buchreview "Teufelsatem" G.F. Gifune

Greg F. Gifune. In der sterbenden Küstenstadt Cape Cod lebt Stanley Falk ein ruhiges und bescheidenes Leben als Tellerwäscher. Er ist nur noch eine Hülle dessen, was er einst war, ein Mann mit einer dunklen und gewalttätigen Vergangenheit, die er im Alkohol zu ertränken versucht. Als er eines Morgens erwacht, findet er heraus, dass sein mageres Bankkonto geleert und seine Erinnerung an das Trinkgelage des vergangenen Abends wie weggewischt ist. Vage Erinnerungen und schreckliche Albträume von bösartigen Göttern, fernen Planeten und einem grauenhaften Raum, in dem Folterpraktiken ausgeübt werden und das Blut in Strömen fließt, verfolgen ihn in jedem wachen Moment. Etwas Verkommenes ist darauf versessen, ihn in den dunklen Höllenschlund zurückzuziehen, aus welchem er bereits sein Leben lang herauszukriechen versucht. Und jetzt sind da andere in den Schatten, die jede seiner Bewegungen beobachten und ihn näher an eine Wahrheit jenseits des Begreiflichen locken … jenseits des Bösen … jenseits von allem, was er jemals für möglich gehalten hatte.

Stan lebt in einer kleinen Bude für sich allein und hat nichts weiter aufzuweisen, als einen Job als Tellerwäscher. Viel bringt der ihm nicht ein, aber für anständige Saufereien bis zum Halbkoma langt es allemal. Dann ist da noch seen Dad, der im eigenen Haus lebt und nichts lieber tut, als seinen Sohn zu drangsalieren. So ist es ihm auch eine Freude, Stan unter die Nase zu reiben, dass sein Erbe, das Haus, unter den Hammer kommt. Dad will lieber dir Hütte verscherbeln und mit dem Geld seinen Lebensabend im sonnigen Florida verbringen. Dann ist da noch sein Kumpel Duane, ein Obdachloser, mit dem ihn ein nahezu freundschaftlicher Kontakt verbindet. Doch irgendwann wird es seltsam. Duane will Stan eines Abends gesehen haben, aber Stan habe ihn ignoriert, einfach nicht beachtet. Völliges Unverständnis bei Stan. Auch als ein ähnlicher Vorfall geschildert wird. Als Stan dann sein Geld von der Bank holen will, stellt er fest, dass das Konto leer ist. Da er sich sicher ist, dass er kein Geld abgehoben hat, beschwert er sich beim Kreditinstitut und erhält eine erschöpfende wie unheimliche Auskunft: Es war doch er, der das Geld holte. Er kann sich nur nicht daran erinnern. Stattdessen werden seine Albträume immer schlimmer. Und dabei ahnt er noch nicht einmal, was daauf ihn zukommt, wobei die Geister seiner gewalttätigen Vergangenheit noch nicht einmal das schlimmste sind.

Greg F. Gifune ist ja bekannt dafür, dass er keine Romane für sonnige Gemüter mit Hang zum Happy End verfasst. Das kann man auch hier ausschließen. Hier beherrschen Drogen, Alkohol, Familiendramen, Visionen und persönliche Tragödien das Terrain. Nachdem sich Stan von seinem leben als Kleinkrimineller mit Hang zur Gewalt abgewandt hatte, will ihm nichts mehr so recht gelingen. Er ist kurz vor dem Abgrund und schliddert immer schneller auf diesen zu. Dann kommt er mit dem titelgebenden "Teufelsatem" in Kontakt und die grausamen Visionen verstärken sich. Blutbäder und Morde en masse, brutale Folter und Experimente am lebenden Objekt. Je länger err dem ausgesetzt ist, desto tiefer sinkt er in eine scheinbar endgültige Hoffnungslosigkeit, aus der es keine Ausweg zu geben scheint und deren dunkle Atmosphäre mit einer Paranoia gefüllt ist, die ihn an seinem Verstand zweifeln lässt. Und wie Stan sich in seine Ängste und schlechten Träume steigert, so steigert der Autor nach und nach die Handlung, verdichtet sie zu einer kompletten Orige der Angst, derm an sich als Leser nur schwer entziehen kann. Dazu bei tragen auch diverse Tupfer in der Geschichte, die einen nur ganz kurze Einblicke in weitere interessante Elemente des Grauens geben. "Teufelsatem" ist ein typischer Gifune, der den Leser mit vollkommener Düsternis Richtung Depression steuert, die er dann dem Protagonisten Stan nachempfinden kann. Finstere Stimmung perfekt inszeniert von einem Autor, der zu Recht viele Fans unter den Lesern hat und keine platten Gemetzel benötigt, um Aufmerksamkeit zu erheischen. Rund 250 Seiten tiefste Abgründe der Seele ausgelotet von einem erstklassigen Greg F. Gifune.

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