Montag, 16. April 2018

Buchreview "Mayhem" S. Mulligan

Shane Mulligan. Die Erde bebt, die Peristase spielt verrückt und alle Lebewesen drehen durch – nichts ist mehr so, wie es einmal war! Die Apokalypse kam ohne Warnung. Wer kann ihr entrinnen?  John Zagarino und eine kleine Schar Verzweifelter stemmen sich dem Ende der Zivilisation entgegen.
Nur die Härtesten können es schaffen, dieses völlig verrückte Szenario zu überleben. Doch wie sollen sie den Kampf gegen die Ausgeburten der Hölle gewinnen, wenn sie sich gegenseitig zerfleischen?


Nun, da ist jetzt mal ein Teil, das von einem neuen Schriftsteller kommt, der auch noch bei einem neuen kleinen Verlag angeheuert hat. Lässt dies das Schlimmste vermuten? Ja. Hat es sich bewahrheitet? Zum Glück nicht. Es ist nicht der 100. Jugendtrilogie-Aufguss im Pubertäre-Schulmädchen-Stil, sondern ein durchaus ernsthafter Versuch, Action gut zu Papier (aufs Ebook) zu bringen. Klar, kann am Karrierestart noch nicht alles punktgenau sitzen, erwecken manche, aber nicht sehr viele Sätze, doch hin und wieder den Eindruck, nicht ganz ausgereift zu sein, doch das wird durch eine klare Linie in Bezug auf die eigentliche Intention des Autors wieder ausgeglichen. Er wollte den Lesern ein knallharten Kracher vorsetzen, der sich zwar nicht in detailgenauen und expliziten Sex- und Folterszenen definiert, aber auch kein Pardon kennt. Ohne allzu langes Vorgeplänkel geht es auch schon bald zur Sache - und zwar mit Schmackes. Und nebenbei lernt man hauptsächlich den Protagonisten kennen, der löblicherweise nicht der makellose Held all der feuchten Autorenträume ist, die nur seichte Geschichtchen ohne großen Nährwert unters Volk bringen, weil sie auf einer gerade aktuellen Genre-Welle mitschwimmen wollen. John hat ein echtes Problem und er hätte auch ohne dieses Abenteuer immer nahe an der Grenze zum Gewaltverbrecher gestanden. Er kann seine Wut nicht beherrschen. Sie überkommt ihn voller Wucht und irgendwann muss dann jemand büßen. Aber John ist auch der Einzige, dem vorerst eine so ausführliche Charakterbeschreibung zugestanden wird. Doch auch der Nutzen dieser Wut wird deutlich, wenn er sie kanalisieren kann und als Waffe gegen die Bedrohungen einsetzt - und von denen gibt es mehr als genug. Eine Hetzjagd durch eine Mall und eine Videothek (Dass es sowas bei den ganzen Raubkopierern überhaupt noch gibt) gegen wilde Hyänen, lässt auch den Leser schon fast atemlos zurück. Und das ist erst der Anfang. Teils aberwitzige, teils auch harte Szenen mit eingestreuten Splatter-Elementen und einem hohen Bodycount, wechseln sich ab mit den Fragen nach dem Was und Warum. Spannung garantiert, wozu ein paar Cliffhanger durchaus ihren Nutzen beweisen können. Und dann hat Shane Mulligan einfach an mancher Stelle die Genreregeln außer acht gelassen und die Superbraut nicht ins Bett des Helden gelegt, sondern in den Fressnapf einer Bestie, lässt der Kerl doch einfach den obligatorischen "wir sind jetzt so gestresst und aufgewühlt von gemeinsam überstandener Gefahr-Beruhigungs-Fick" ausfallen, obwohl er sich gerade angedeutet hatte. So hat man einen Actionparqour, der durch nichts ausgebremst wird, hin und wieder stilistische Feinheiten zwar vermissen lässt oder sich mal an die schon bekannter Autoren (M. Reilly) annähert, ansonsten aber ganz eigenständigen Brachialkrawall bietet, der vor fiesen Monstern, wilden Horden und Anspielungen auf die unterschiedlichsten Filme nur so strotzt. Der emotionale Bereich Richtung Tränendrüse wird schlimmstenfalls angedeutet, aber nie zu einer ausufernden Soap Opera ausgewalzt. Gute Entscheidung. Als Fazit bleibt eigentlich nur sprühende Action gepaart mit monströser Gewalt unter widrigsten Umständen und einer gewissen Portion Pessimismus zum Ende hin, die diesem abgefahrenen und rasant-fetzigen Genre-Mix die richtige Würze geben. Bliebe vielleicht noch etwas am Stil zu arbeiten, da hier durchaus noch Luft nach oben besteht. Gerne mehr von dem Zeug.
Das Buch ist für eine Veröffentlichung zum 30.4. vorgesehen und kann über die Homepage des Verlages Savage Types Verlag vorbestellt weden. 
Neuer Verlag, neuer Autor, recht gelungen. Hebt sich von der Masse ab. Und würde sich vielleicht auch als Saufspiel eignen. Zu jedem erkannten Film oder Schauspieler einen Slibowitz als Obstler der eigenen Wahl und man ist nach 100 Seiten schon knülle.

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