Samstag, 11. April 2009

Buchreview "Code Zero"


Stel Pavlou. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich zur Zeit wirklich nur thematisch sehr artverwandte Lektüre verarbeite. Wieder geht es um Entdeckungen alter Kulturen, wieder ist eine Bedrohung der Welt der Ausgangspunkt des Abenteuers. Am 8. März 2012 wird tief in der Antarktis eine weltbewegende Entdeckung gemacht: Atlantis ist augetaucht! Dort findet man mysteriöse kristallartige Artefakte mit hieroglyphenartigen Beschriftungen. auch an anderen sagenumwobenen Orten tauchen diese rätselhaften Steine auf. Zwischen den Fundorten zirkuliert ein merkwürdiges Signal über die Meere hinweg. Ein Team internationaler Wissenschaftler stellt fest, dass es sich bei den Steinen um eine der Menschheit bis dato unbekannte Energiemasse handelt - eine so wertvolle Energiequelle, dass sich zwei der mächtigsten Staaten der Welt, China und Amerika, dafür bekämpfen würden. Das Team gibt alles, um den Schriftcode zu entschlüsseln, bevor sich eine katastrophale Prophezeiung erfüllt. Die Menschheit hatte dafür 12.000 Jahre Zeit. Jetzt bleibt ihr eine Woche.

Hier kann durchaus mit Vergleichen zu Autoren wie Preston, Child, Schätzing, Ariza und anderen gewählt werden und wer es gut mit sich selbst meinte, hat gehofft, das Thema würde im Stile eines Matthew Reilly abgehandelt. Diese Hoffnung ist aber zuerst gestorben. Nix mit grandioser, temporeicher Action ohne Atempause. Stel Pavlou traktiert den Leser mit massenhaft Fachbegriffen und langwierigen Dialogen (ich hatte mich doch vor Kurzem über den Kommentar eines lieben Mitmenschen zu primitiver Literatur echauffiert, hätte er mal das hier gelesen, doch da war nix von ihm zu bemerken, war ihm wohl geistig zu abgehoben, sodass er das Niveau nicht erreichen konnte. Da bleibt er wohl jetzt doch bei primitiver Literatur, der professorale Besserwisser) aus dem Bereich der Linguistik, Physik und Geologie in pseudowissenschftlicher Ausrichtung. Immer wieder ist man geneigt, die Lektüre dieses Buches vorzeitig zu beenden, da der Lesefluss durch die häufige Verwendung der Fachbegriffe verlangsamt wird. Doch damit würde man dem Autor wiederum Unrecht tun, denn abgesehen von diesem "Mangel", dass man schon einige Bücher aus den genannten Fachbereichen konsultieren muss, um richtig durchzublicken, hat er denn doch keinen absoluten Langweiler geschaffen, auch wenn die im Klappentext suggerierte Action es hervorragend versteht, sich hinter den wissenschaftlichen Worthülsen zu verstecken. Die Auflösung der Rätsen um das vermeintliche Atlantis mit den Mythen und Legenden aus grauer Vorzeit ist aber nach etlichen - scheinbar auch recht spekulativen - Exkursionen durch diverse wissenschaftliche Gebiete etwas unspektakulär ausgefallen, wobei sich gegen Ende des Romans dann dich die vermisste Action aus dem Hintergrund wagt. So ist denn auch das Ende von Zerstörung und Neuanfang geprägt.

Insgesamt ein anspruchsvoller Stoff, der dem Leser einiges abverlangt und ihn sozusagen zwingt, sein Hirn zu nutzen (oder aufzugeben). Es ist nicht abwertend gemeint, aber für die Matthew Reilly Fraktion ist das eher nix (speziell wenn der Käufer - hier ich - anhand des Klappentextes auf ein solches Werk spekuliert), ich war auch froh, dass ich durch war, aber aufgeben kam auch nicht in die Tüte. Mit Abstrichen spannend, zu wenig Action ersetzt durch Dialog, der das Ganze unnötig in die Länge zieht, sodass als Fazit bestenfalls ein akzeptabler Thriller entstand, der garantiert nicht als lockere Urlaubslektüre angesehen werden sollte. Auf das Buch muss man sich einlassen und sich genügend Zeit nehmen, da der Anteil an Fachtermini zu hoch ist, um es ohne einen hohen Anteil an Konzentration einfach nur zu genießen. Sollte der Autor sich aber entschließen ein bißchen mehr den Weg zur etwas einfacheren Formulierung zu wählen (dabei muss es ja nicht automatisch zu primitiver Literatur werden *gg*), kann er zum Bestseller werden. Dass er die Fähigkeiten zu intelligenten Outputs mit ordentlich Budenzauber hat, bewies er mit dem Drehbuch zu "The 51st state" mit Samuel L. Jackson.

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