Montag, 26. April 2010

Buchreview "Daemon"

Daniel Suarez. Seit langem wusste Matthew Sobol, Computergenie und einer der reichsten Männer des Silicon Valley, dass er sterbenskrank ist. Exakt in der Sekunde seines Todes nehmen rund um den Erdball Computerprogramme ihre Arbeit auf - zunächst unbemerkt, aber sehr bald wird deutlich, dass ein DAEMON unseren gesamten digitalisierten Planeten infiziert hat. Ein DAEMON, der herrscht, ein DAEMON, der tötet. Und in einer Welt, in der alle vernetzt sind, kann keiner entkommen. Es beginnt mit der Meldung des Ablebens des Computergenies und Spieleentwicklers Matthew Sobol. Doch einige Zeit nach seinem Tod sterben auf ungewöhnliche Weise zwei Programmierer, die für Sobols Firma gearbeitet haben. Der Ermittler Pete Sebeck wird auf den ersten Fall angesetzt, doch beim Fund der zweiten Leiche wird ihm der Fall vom FBI aus der Hand genommen. Der zunächst verdächtige Jon Ross (Computerconsultant) bringt Sebeck auf die Idee, dass der verstorbene Sobol ein Programm namens DAEMON entwickelt hat, das auf Ereignisse reagiert und dann selbstständig in Aktion tritt. Als der gesamte Buchstabensalat (FBI, CIA, NSA, DEA, SWAT) die Villa des Toten genauer unter die Lupe nehmen wollen und mit einer immensen Streitmacht aufgefahren sind, deren Fahrzeuge sie im riesigen Hof des Geländes abstellen und mit ihrer Mannschaft dann das Gebäude umstellen, öffnet sich die Garagentür und heraus schießt ein ferngesteuerter Hummer (wir reden hier von dem Fahrzeug, Leute), der die Cops wie eine Art "Christine" auf Speed auf die Hörner nimmt und etliche davon wahrlich plättet. Er rast ohne Fahrer über den Hof, um gezielt zu töten, was ihm auch trotz Dauerfeuer der Beamten gelingt. Erst als sich die veerängstigten Bullen voller Panik vom Gelände entfernen, gibt die Karre Ruhe und verfolgt die Flüchtenden nicht. Während die Entkommenen ihre Wunden lecken, tauchen immer neue Fragen auf: Wieso zieht Sobol immer weiter Personen in manipulatives Spiel hinein? Warum wurde Detective Sergeant Sebeck bei den Angriffen so offensichtlich verschont? Welches Ziel verfolgt Sobol damit, seinen DAEMON auf die Menschheit loszulassen? Da wird die Journalistin Anji (Mitte 30, arrogant, hochnäsig) altersbedingt aus ihrem Job entfernt, nur um von Sobol an Schauplätze seiner Wahl geschickt zu werden, die große Nachrichten versprechen. Und Brain Gragg (Kleinganove, Computerexperte) wird nach einem irren Test von Sobol als Gründer einer Gruppe installiert, deren Zweck sich Gragg nicht einmal in seinen kühnsten Träumen vorstellen kann. Sobol taktiert mit Menschen wie diese es mit den von ihm entwickelten Computerspielen tun. Und genau auf diese Gamer fokussiert sich auch Jon Ross, der Detective Sergeant Sebeck weiterhin bei den Ermittlungen unterstützt. Doch dann wird Sebeck verdächtigt, verhaftet und schließlich zum Tode verurteilt. Natürlich hat Sobol das eingefädelt. Und die Behörden spielen schön mit, denn niemals in der Geschichte ihrer Rechtssprechung wurde ein Urteil so schnell gefällt, gingen Verhandlungen so zügig vonstatten. Klar, sie wollen ihre Unfähigkeit, die wirklichen Täter zu stellen, mit dem Opfer Sebeck vertuschen. In der Zwischenzeit gehen die Rekrutierungsmaßnahmen durch DAEMON weiter. Zudem beginnt er, Firmen sozusagen als Cybergeiseln zu nehmen. Eindringen in die Systeme, Übernahme und bei Gegenwehr wirtschaftlicher und finanzieller Ruin. Worauf läuft das alles hinaus? Weltherrschaft? Rache? Nichts und Niemand scheint die Bedrohung aufhalten zu können. Da verschanzt man sich in einer alten, aufgelassenen Militäranlage bei Oakland, um dem DAEMON auf die Spur zu kommen, da wird man von Dutzenden ferngesteuerter, gepanzerter Autos attackiert, die etliche Wachen töten und sich eine wilde Verfolgungsjagd durch die Stadt liefern. Da werden Erinnerungen an die alten Car Crash-Filme wach. Explosionen, Blut und Trümmer begleiten die Blechorgie. Schüsse aus dem Hinterhalt und Verrat tun ihr Übriges. Und dann: CLIFFHANGER!!! Warten auf Teil 2. Ein blitzsauberer, perfekter Roman.Für ein Debüt geradezu genial. Schnelle, harte Actionkost gepaart mit SciFi- und Technothrillerelementen verwoben zu einer starken Story. Trau niemals Deinem Computer (und eine kleine, aber brutale Botschaft wird auch untergebracht: Tod allen Spammern). Ich hatte beim Kauf auf einen wirklich spannenden Cyberthriller gehofft, doch diese atemlose, nervenaufreibende Jagd nach dem DAEMON so garantiert nicht erwartet. Hier ist der Begriff Page Turner endlich wieder ohne Zweifel und völlig zu Recht angebracht. Eine wahrhaft positive Überraschung meiner letztenEinkäufe und absolut jedem zu empfehlen, der Action favorisiert und mal etwas zu lesen wünscht, das abseits der üblichenTerroristen-Pfade spielt. Das Ding ist hinterlistig, mit fiesen Fallen und durchaus intelligent, was man ja nicht von jedem Thriller behaupten kann. Man merkt dem Buch an, dass der Autor aus der IT-Branche kommt, aber bis auf wenige Ausnahmen ist es nicht schwer, der Handlung trotzdem zu folgen, da er den Leser nicht mit Fachtermini überfüttert. Jetzt heißt es nur warten auf die Fortsetzung und wann der angeblich geplante Film erscheint, steht eh noch in den Sternen, vermeintlich 2012. Die Filmrechte hat sich wohl Paramount gegriffen und auch schon ein Drehbuchautorenduo drangesetzt.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Harry,

hier SNEAK.
Wollte dich fragen ob du zufällig schon was von Laymons "Der Pfahl" in Bezug auf Zensur o.ä. gehört hast.
Ich greife nämlich lieber auf dein Insiderwissen als auf die Konservendosen-Statements bei amazon.de zurück.
Vielen Dank im Voraus, sei gegrüßt,dein treuer Verbündeter im Kampf um den Erhalt des geschriebenen Wortes...SNEAK

Harry hat gesagt…

Bis dato hab ich leider auch noch keine wirklich belegbaren Erkenntnisse. Buch liegt vor und steht auch für demnächst auf dem Leseplan, dann kann ich vielleicht zu den Gerüchten über Kürzungen Stellung nehmen. Zeige bitte Großmut und gib mir ca. 2 Wochen.
Gruß
Harry

Anonym hat gesagt…

Ich dank dir für die schnelle Antwort, auf dich ist wie immer Verlaß.Ob ich allerdings noch 2 Wochen warten kann weiß ich nicht,wollte mir diesen leckeren "Laymon-Burger"zwischendurch geben.
Wie gesagt und wie immer:keep up the good work,

SNEAK!

Harry hat gesagt…

Muss leider noch ein paar Bücher für den Shane "abarbeiten", die ich ihm dann zukommen lassen will, da selbst keine Verwendung mehr für (brauche den Platz für Filme). Erst dann kann ich mich näher mit Laymon befassen. Durch die Regularien hinsichtlich jugendgefährdender Schriften rechne ich aber mit Zensur (Selbstzensur). Der Verlag kann es sich einfach nicht leisten, dass eine Reihe (z. B. Heyne Taschenbuch oder Heyne Hardcore) wegen wenigen (vermeintlichen) Verstößen komplett eingestellt wird. Das ist anders als bei Movies. Da wird nur der entsprechende Film gekürzt, indiziert oder "eingesammelt", bei Büchern muss die gesamte Reihe dran glauben, in welcher die Beanstandungen erschienen sind. Soweit die "Lightfassung" der Bestimmungen.

Anonym hat gesagt…

Krass...danke für die Info.Wie gesagt bin gespannt.Kann ja mal durchklingeln wie´s war wenn ich durch bin.Bis dahin,

SNEAK

Harry hat gesagt…

@SNEAK Damit Du nicht zu lange warten musst, hab ich mal angefragt. Gewaltspitzen leicht entschärft, aber nicht zu intensiv, weil bei der Story nicht nötig. Der letzte Satzteil lässt dann aber auch Schlüsse zu, dass dies wohl nicht gerade Laymons bester sein könnte.
Gruß
Harry

Anonym hat gesagt…

Also, ich will mal sagen, daß "Der Pfahl" mich jetzt nicht so wirklich vom Hocker gerissen hat (ich hoffe SNEAK, Du erwartest nicht zuviel, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden . . .). Zwar liest sich Laymon nach wie vor sehr zügig und flüssig, doch von der Story und dem Tempo war ich eigentlich eher enttäuscht. Allerdings liegt dieser Roman bei mir deutlich vor "Vampirjäger". Dieser war der einzige Laymon, den ich noch nicht in der "Sammlung" hatte und durch den ich mich gerade doch eher durchquäle. Ziemlich belangslose Dialoge während einer scheinbar ewig dauernden Autofahrt reißen mich persönlich nicht wirklich vom Hocker. Vielleicht bin ich aber durch sog. "Killerspiele", Horrorfilme und gleich gearteter Literatur inzwischen so abgestumpft, daß mir kein Roman mehr blutrünstig genug sein kann ;-))). Trotzdem bin ich gespannt, was da als nächstes kommen mag, denn merkwürdigerweise muß ich trotz mancher Enttäuschung auch den nächsten und neuesten Laymon innerhalb kürzester Zeit konsumieren.
Herzliche Grüße an Harry und SNEAK und an alle anderen Freunde, Kenner und Genießer des geschriebenen Wortes!
Die Sandy

Anonym hat gesagt…

Mal ganz allgemein für die Interessierten zu Laymon: Die Insel, Der Regen, Die Jagd und der noch kommende Das Inferno wurden "für den deutschen Markt bearbeitet, das sie sonst unpassend gewesen wären". Dies sei nicht mir Zensur gleichzusetzen. Dazu kann sich jeder sein Teil denken. Was mit Das Grab, Der Käfig und Finster wird, wurde mir noch nicht mitgeteilt, da deren Veröffentlichungstermin noch in fernerer Zukunft liegt.
Gruß
Harry

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank,Leute.Hach....ich wußte doch daß ich mit meiner Frage hier an der richtigen Adresse bin.@Sandy:Ja,so gehts mir mit Laymons Bücher auch!
Muß nur noch schnell meine 1 1/2 Jonathan Nasaw-Bücher verschlingen,dann gehts,denke ich mal Ende der Woche an den Pfahl.Hoffe auch daß dieser etwas besser ist als Vampirjäger,aber wie wir ja alle bereits raus gefunden haben,so richtig schlecht ist eigentlich keines seiner Bücher.
Seid alle gegrüßt,ich weiß, daß ihr vermutlich gerade mit der Nase in einem Buch hängt.
Ansonsten wie immer...nennen sie mich SNEAK!