Montag, 9. August 2010
Buchreview "Der Käfig"
Jason Brannon. Captain Jack Omaha besucht mit seiner ungewöhnlichen kryptozoologisachen Wanderausstellung die Stadt Crowley's Point. Doch hinter den Gitterstäben seiner Käfige lauert etwas Tödliches und Hochintelligentes. Während er versucht, mit dem Zoo in Crowley's Point Verhandlungen aufzunehmen, braut sichein Sturm zusammen, und als dieser losbricht, trifft der Mensch auf Bestien und auf etwas noch viel Schrecklicheres. Für die hilflosen Besucher wird der Zoo zu einem Käfig, aus dem es kein Entrinnen gibt. Die Naturgewalten und die finstersten Grauen sind entfesselt. Wer wird die Angriffe der blutrünstigen Kreaturen überleben? Gibt es einen Ausweg aus diesem Käfig? Teddy Archer, seines Zeichens Polizist mit Gespür für den eigenen Kontostand, vermittelt für Leonard und seine Kumpel, gelangweilte Erfolgsbörsianer mit zuviel Geld, eine Beute, die sie in einem abgehalfterten Quarter ihrer Heimatstadt mit ihren High-Tech-Waffen zu Tode hetzen können, um sich die Trophäe an die Wand zu hängen. Mit dem, was Jack Omaha ihnen liefert, hatten die überheblichen und verweichlichten Großkopferten denn doch nicht gerechnet. Muffensausen stellt sich ein, doch ein Zurück gibt es nicht mehr. Zumal Omaha auch noch ein falsches Spiel im Sinne hat. Zum Leidwesen der Freizeitkiller natürlich. Weiter geht die Reise Richtung Crowley's Point und dem dort beheimateten Zoo, der kurz vor der Pleite steht und dem die Wirtschaftskrise wie anderen Geschäften auch schwer zu schaffen macht. Da kommt die Wanderausstellung gerade recht. Ein Angebot wird gemacht und akzeptiert. Omahas Monster finden einen Unterschlupf. Währenddessen säubert sich Polizist Teddy von den Eingeweiden seiner Kunden, nachdem ihn sein Instinkt und eine schnelle Reaktion davor bewahrten, ebenfalls ein tragisches Opfer in der Farce des Captain Omaha zu werden und nur noch als eine "köstliche" Anekdote in dessen Vita zu existieren. Jetzt wirft er alle Hemmungen und Zukunftspläne über Bord und ist nur noch auf Rache aus. Somit beginnt seine eigene Großstadtjagd - die nach Captain Jack, der mittlerweile seine Zelte im Zoo aufgeschlagen hat, und nach Teddys Regeln. Im neuen Domizil des Schaustellers erfreuen sich die ersten Besucher an den Tieren des Zoos, während ein heftiges Unwetter mit Tornadowarnung naht. Natürlich hat das Unwetter unmittelbare Auswirkungen auf den Zoo. Mal abgesehen, dass es zum Davonschwimmen schüttet, fällt der Stom aus, die Kommunikationsmöglichkeiten liegen plötzlich brach und Zootiere wie Bestien kommen frei. Fröhliches Halali. Wer nicht rechtzeitig flüchten kann, wird niedergemetzelt und als schmackhaftes Häppchen genutzt, bis nur noch Omaha und ein kleines Häuflein Unverzagter übrig sind. Und in dieses blutige Chaos kommt der Polizist/Jäger Teddy, der mittlerweile von einem Medium geführt wird. Schwerbewaffnet erreicht er den Zoo in dem Moment, als die Gräueltaten beginnen.. Und er sieht sich nicht nur den räuberischen Zootieren gegenüber, sondern auch dem Jersey Devil, Mongolischen Todeswürmern, El Chupacabra und dem Drachen von Bone Island - und alle gieren nach Blut, Fleisch und Rache. Ein Tierhorror mit übersinnlichen Momenten und während ihres grausamen Überlebenskampfes machen die Protagonisten jeweils ihren persönlichen Wandel durch. Aus Gejagten werden Jäger, feige wird mutig, Einsichten machen sich breit, statt zu reagieren wird nun agiert. sie gehen Koalitionen ein und kooperiren bei der Jagd nach den Bestien des Wanderzoos. Sie stellen Fallen, um die Kreaturen zu vernichten, müssen aber auch erkennen, dass die Viecher ihnen durchaus an Raffinesse und Rachedurst überlegen sind. Besonders auf ihren ehemaligen Peiniger Captain Jack Omaha fokussiert sich das Interesse der Monster. Und da ist ja auch noch Teddy, den sein Gewissen und sein Jagdinstinkt auf die Spur von Omaha setzen, wobei er natürlich auch mit der animalischen Bedrohung in gewalttätige Auseinandersetzungen gerät. Und für Jack Omaha hat er noch etwas ganz Perfides in petto. Der Basilisk-Verlag hat mir mit "Der Käfig - The Cage" das Vergnügen beschwert, einen mir bis dato unbekannten Autor namens Jason Brannon lesen zu können. Dieser spielt auch gleich mit der Gier des Menschen nach Sensationen, der Faszination des Grotesken nach Blut und Gewalt. Immer größer, immer mehr, immer schrecklicher. So kann man sich denn auch die gelangweilten reichen Jäger erklären, denen Familie, Geld verdienen, Wohlstand, Freunde zu wenig sind, die einen abartigen Nervenkitzel bei der Jagd nach Lebewesen empfinden wollen, um zu spüren, dass sie selbst noch lebendig sind. So wie die Typen glauben, dass sie sich mit Geld alles erlauben können, spielen finanzielle Belange auch bei den anderen Handelnden zu Beginn der Geschichte eine Rolle. Der bestechliche Polizist, der gierige Omaha und der Zoomanager in der Krise. Nebenbei erinnert die kryptozoologische Wanderausstellung des Captain Jack Omaha zumindest zu Anfang etwas an F. Paul Wilson und seinen Oszymandias Prather mit seinem Kuriositäten-Kabinett aus "Der letzte Rakosh" mit dem Protagonisten Handyman-Jack. Stilistisch ist Brannon fein goutierbar, auch wenn ich ihn vielleicht nicht gerade zu den Meistererzählern zählen möchte. Aber das sind andere Erfolgsautoren auch nicht. Auf jeden Fall versteht er es, Angst zwischen zwei Buchdeckeln zu verbreiten und er setzt nicht nur auf vordergründige, blutrünstige Szenen, an denen es aber nicht mangelt, sondern lässt die Furcht der Protagonisten vor den geflüchteten Kreaturen in der Dunkelheit fast spürbar werden. Wer Stephen King schätzt, macht hier garantiert keinen Fehler beim Erwerb des Buches. Auch Brannon bietet neben Horror pur, Grusel und Grauen Eigenschaften wie Menschlichkeit, Familiensinn, Loyalität und Zusammenhalt im Angesicht drohender Gefahr. Narrativ vielleicht nicht der Überflieger, aber auf jeden Fall gut genug, um den Roman ohne große Einschränkungen empfehlen zu können. Kleine Schwächen sind verziehen. Sehr ordentlicher, übersinnlicher Tierhorror.
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