Edward Lee.
Man nehme:
- einen skrupellosen Pornoproduzenten
- ein auf Perversitäten spezialisiertes Studio mitten in der Einöde
- zwei abgefuckte, drogenabhängige Prostituierte
- dumme, aber liebenswerte Hinterwäldler
- einen naiven Filmstudenten aus der Großstadt
- eine sexsüchtige Sektenbraut
- einen allzeit willigen Schäferhund
- ein Hausschwein mit besonderen Talenten
Und fertig ist die größte literarische Sauerei des Jahrhunderts.
Ein junger Filmemacher, dereinst auf der heimischen Farm nach Daddys Beispiel zur eigenen Entjungferung ein Schwein zur Brust bzw. den Schniedel genommen, muss nach dem Studium feststellen, dass ihm zur Herstellung des Films nach seiner eigenen Geschichte die nötige Knete fehlt.
Das zu verdienen mit einem ies bezahlten Job würde natürlich ewig dauern, also mal schnell Kohle und Equipment geklaut und natürlich erwischt. Ab in den Knast und dort in kürzester Zeit zur Lieblingsschlampe des Baus avanciert. Nach neun Monaten wegen guter "Führung" entlassen und sich dann von der Mafia Geld geliehen. Er kriegt seinen Film zwar fertig und schafft es sogar, ihn als Beitrag zu einem später stattfindenden Festival zu schicken, aber mit der Rückzahlung funzt es weniger. Da kennt die Mafia keine Gnade - ruckzuck ist er Mr. One-Egg und muss dazu für die Schweinepriester in nem abgelegenen Schuppen einige säuische Filmchen drehen, da sich der normale Markt im Pornogeschäft durch das Aufkommen des Videorekorders enorm verschlechtert hat. Da müssen jetzt spezielle filme für spezielle Gelüste her, die von Gesetzes wegen verboten sind. In der abgelegenen Gegend, wo man ihn und seine "Darsteller" einquartiert, ist nur noch eine abgeriegelte Amish-Siedlung, die mit der restlichen Welt nichts am Hut hat. Ab jetzt soll er mit zwei dauerbekoksten Huren auf dem Abstellgleis des Lebens, Hunden, Schweinen und Pferden verwertbares Material drehen. Schlimm? Es kommt noch derber.
Recht haben manche aber damit, dass es Edward Lee wohl kaum um künstlerische Integrität geht, sondern eher um die reine Provokation und so ist er in punkto Schreibkunst auch eher begrenzt, inhaltlich mit einem Niveau-Limbo aufwartend, kann aber als Pfund in der Hinterhand immer seine überbordend-ätzende Schreckensfantasie aufweisen. Eigentlich ist der Beginn von "Das Schwein" noch gar nicht einmal so grob - abgesehen vielleicht von dem Schweinespermacocktail -, denn erst wird der arme Leonard mit seinen beruflichen Träumen vorgestellt, mit Namen aus dem Filmbusiness geprotzt (Coppola, Borgnine, Cimino), werden kurze Anspielungen auf den Kennedy-Mord gemacht (der ist noch gar nicht so lange her, denn die Handlung spielt 1977) oder Präsidenten, die mit Drogenkartellen kooperieren. All das ohne eine Bewertung vorzunehmen. Dann geht es aber ans Eingemachte, wird eklig, brutal, krank (da lag so mancher Rezensent nicht so sehr daneben, nur das mit den Idioten hätte so mancher Rezensent sich sparen können), menschenverachtend, pervers und abartig. Pferdespermadusche, Snuffgemetzel, Hundfick, Stricknadel in die Penisöffnung und dergleichen mehr. Wer das Buch vor Ekel nicht schon zur Hälfte vollgereihert in die Ecke gepfeffert hat oder entsprechend abgehärtet ist, wird feststellen, dass sich das Dingen auf aufgrund des extrem minimalistisachen Stils wie im Flug liest und dass "Bighead" (dazu wird ja auch ein Kurzfilm gedreht) oder "Zerfleischt" (Tim Curran - auch im FESTA-Verlag) fast schon Kindskram gegen die fast storylose Aneinanderreihung von unsäglichen Grausamkeiten sind. Wem "Bighead" schon zuviel war, der sollte von "Das Schwein" Abstand nehmen - großen Abstand. Wer aber unbedingt wissen will, wie ein Autor Grenzen nicht nur auslotet, sondern überschreitet, ja sogar überspringt, der greife zu. Auch wenn sich Lee mit manchem wiederholt (in den Hals ficken kommt ja auch schon in "Bighead" und "Creekers" vor), setzt er immer noch einen drauf. Trotz eines gewissen Humors, der einen das Buch auch nicht so bierernst nehmen lassen sollte, ist der Begriff "Extrem" die perfekte Wahl des Verlags. Der Autor toppt seine bisherigen Ekelattacken noch und zum Ende hin gibt es noch ne kleine Wendung, die ich ebenfalls nicht so wirklich ernst auffassen wollte. Insgesamt ist "Das Schwein" seiner Extrem-Einstufung gerecht geworden und wirklich knallharte Kost für Fans des überharten Horrors, die mit dem Veröffentlichten (das bei einer Auflage auf dem normalen Markt mit ziemlicher Sicherheit beschlagnahmt worden wäre) das volle Ekelbrett bekommen. Wer auf solche Lektüre steht, dürfte - um es noch einmal zu benutzen - EXTREM zufrieden sein. Keine Ware für den Massenmarkt.
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